Schrei in Flammen
irgendwas schiefgelaufen war, kam rein und löste uns ab. Christian und ich sind nach draußen gegangen, um Wache zu schieben. Es war Sørens Idee, sie ins Bett zu legen. Er hatte gesehen, dass dort ein Aschenbecher stand. Clever. So würde niemand Verdacht schöpfen. Dachten wir. Von daher, Respekt«, sagte er mit einem kurzen Nicken in Katrines Richtung. »Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, da es nicht bewiesen werden kann. Und der Täter ist leider tot.« Er lächelte sie noch einmal an.
»Was war mit den anderen Bränden?«
»Was für andere Brände?«, fragte er gereizt.
»Es gab in dem Sommer eine Reihe von Bränden in der Gegend? Waren Sie das?«
»Ich muss schon sagen«, sagte Jim, erneut beeindruckt. »Das war Søren. Er hat sich gelangweilt. Und war frustriert. Von den Eltern ignoriert, sein Vater über alle Berge. Das kann, wie du ja sicher weißt, zu ernsthaften Störungen im Oberstübchen führen.«
»Aber mit Christian haben Sie weiter Geschäfte gemacht … in letzter Zeit?«, fragte Katrine, zufrieden, dass immer mehr Puzzleteile an ihren Platz fielen.
»Ja.« Jim sah sie forschend an. »Und das war ein Fehler. Aber es war so … verlockend. Bot sich förmlich an. Wir hatten etliche Jahre nichts voneinander gehört, als wir uns zufällig in die Arme gelaufen sind. Und mein Partner hatte gerade das Geschäft mit den Autos in Gang gebracht. Aber es war wie damals, sobald Christian auch nur dem geringsten Druck ausgesetzt ist …«, Jim stieß einen verärgerten Laut aus und schüttelte den Kopf, »gerät er in Panik. Als unsere Werkstatt in Holland aufgeflogen ist, hat er mir gedroht, zur Polizei zu gehen und sie über meine Rolle aufzuklären, falls ich keine Lösung finde und ihm die bestellten Autos liefere. Er faselte davon, dass er aussagen wollte, nichts von der Klonerei gewusst zu haben. So ein Trottel!« Jim spuckte das letzte Wort förmlich aus. »Der Kerl war echt so was von fertig – damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.«
»Also haben Sie ihn und seine Frau umgebracht und es wie einen Selbstmord aussehen lassen?«
»Ja, er hat bekommen, was er verdiente. Er hätte mir ganz einfach nicht mit der Polizei drohen dürfen. Natürlich macht einen so etwas nervös. Auch Søren hat das ganz und gar nicht geschmeckt.«
»Aber warum musste seine Frau sterben?«
»Wir hatten keine andere Wahl. Womöglich hatte er ihr schon von der ganzen Sache erzählt. Das wäre ihm zuzutrauen gewesen. Eine echte Heulsuse. Und wo wir schon mal dabei sind, dachten wir, können wir auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und ihn für den Mord an Maja verantwortlich machen.«
»Wie das denn?«
»Der Abschiedsbrief. Die Mail an seine Eltern. In der er seine Sünden bereut.«
»Das glauben die niemals«, sagte Katrine. »Bei dem, was er alles schon gemacht hat, glauben sie keine Sekunde daran, dass er Selbstmord begangen hat.«
»Ich denke schon«, sagte Jim selbstsicher.
»Woher wussten Sie, dass Maja Christians Schwester ist? Er wusste es ja selber noch nicht sehr lange.«
»Darin liegt der Charme eines kleinen Landes wie dem unseren, nicht wahr? Ich habe Maja vor langer Zeit bei einer großen Party kennengelernt und sie in den ersten Jahren unserer Bekanntschaft häufig besucht. Sie war …« Er nickte vor sich hin, spitzte den Mund ein wenig. »Vor ein paar Wochen hat Christian mir dann die tragische Geschichte seiner Schwester erzählt, die plötzlich bei ihm aufgetaucht ist, eine miese kleine Nutte, die ihn zu erpressen versucht … Nach allem, was er über sie gesagt hat, habe ich eins und eins zusammengezählt.«
»Aber Christian wusste nicht, dass Sie sie kennen?«
»Doch, ich habe es ihm erzählt.«
»Hat er Sie gebeten …?«, fragte Katrine atemlos.
»Zwischen den Zeilen. Aber ich hatte meine ganz persönlichen Gründe. Solche Dinge tue ich nicht aus reiner Freundschaft, das ist viel zu riskant.«
»Und was waren Ihre persönlichen Gründe?«
»Maja wurde eine zu teure Bekanntschaft. Sie hat sich nicht an die Regeln gehalten.«
»Was hat sie getan?«
»Sie wurde zu gierig. Das kommt immer wieder vor. Dabei sollte man aber aufpassen, was man tut, und sicher nicht das eigene Nest beschmutzen.«
»Inwiefern gierig?«
»Ich habe sie gut für die Touren bezahlt, die sie für mich übernommen hat. Sie war als Kurier für mich tätig. Und ich hab ihr vertraut. Aber dann ist ihr eine Sicherung durchgebrannt. Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass sie mich
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