Schreien staerkt die Lungen
und beginnt zu weinen! Dann muss ich sie oft stillen, damit sie wieder einschläft …«
Der plötzliche Kindstod (englisch SIDS, Sudden Infant Death Syndrome) ist das unerwartete und bisher wissenschaftlich nicht abschließend zu erklärende Versterben eines Säuglings oder Kleinkindes. In den meisten Fällen passiert es während des Schlafens. In den Industrienationen gilt SIDS als häufigste Todesursache von Kindern jenseits des Neugeborenenalters, das Risiko in Deutschland liegt bei zirka 0,04 Prozent. Es tritt meist im ersten Lebensjahr auf, zwei bis sechs Prozent der Fälle ereignen sich allerdings noch nach dem ersten Geburtstag.
Rund zwei Drittel der Fälle ereignen sich im Winter, was eventuell darauf schließen lässt, dass Überwärmung (durch zu dicke Decken) und mangelnde Luftzirkulation Risikofaktoren sein könnten. Ebenso scheint es das Risiko zu erhöhen, wenn die Mutter in der Schwangerschaft oder die Eltern nach der Geburt rauchen. Nach statistischen Untersuchungen stellte sich aber vor allem heraus, dass die meisten an SIDS verstorbenen Kinder nicht in Rückenlage schlafen gelegt worden waren. Daher lautet seit 2001 die Empfehlung, alle Babys zum Schlafen AUF DEN RÜCKEN ZU LEGEN (vorher wurde die Seitenlage favorisiert).
Die Rückenlage ist auch sinnvoll: Neugeborene und kleine Babys fühlen sich auf dem Rücken meist wohl und sicher. Sie sehen ihre Umgebung gut und können sich ungehindert bewegen. Doch wenn ein Baby sich schon selbst auf den Bauch drehen kann, so wie Lea in unserem Beispiel, ist das SIDS-Risiko nur noch sehr gering. Das Baby ist dann schon mobil und kräftig genug, um sich selbst wieder aus der Bauchlage zu befreien oder zumindest seine Atemwege frei zu machen.
Auch die Angst, Babys könnten an ihrem Erbrochenen ersticken, ist unberechtigt, denn schon Babys haben den Hustenreflex. Sie müssen also nicht ständig Ihr schlafendes Baby auf Lebenszeichen untersuchen, welche Haltung es auch eingenommen hat. Vereinzelt berichten mir Eltern von Babys, die sich nur in der Bauchlage beruhigen und nur so zum Schlafen kommen. Sie sind sozusagen geborene Bauchschläfer. Hier denke ich in erster Linie an die Lebensqualität der Eltern und gebe ihnen grünes Licht, ihr Kind auf dem Bauch schlafen zu lassen. Voraussetzung ist aber, dass es sonst ganz gesund ist. Dann ist das SIDS-Risiko sehr gering. Ich empfehle den Eltern weiter, mit dem Kind zusammen zu schlafen und sich kundig zu machen, wie sie bei einem Atemstillstand eingreifen können. Das sollten Eltern ohnehin wissen. Familienbildungsstätten und Krankenhäuser bieten ERSTE-HILFE-KURSE FÜR ELTERN an, auch in Ihrer Nähe!
AUS DER PRAXIS
Pucken schützt nicht vor dem plötzlichen Kindstod
Babys nach alter Sitte »einzupucken« kommt wieder in Mode. Bei dieser alten Wickeltechnik wird das Baby eng in ein Tuch gewickelt. Als Vorteile werden angeführt, dass Babys sich dann schnell beruhigen und durch die fixierte Rückenlage vor SIDS geschützt sind. Letzteres ist ein Irrtum: Fängt ein Baby an, sich selbst zu drehen, und gelangt gepuckt dann doch mal auf den Bauch, ist es besonders gefährdet. Außerdem sind durch die fehlende Möglichkeit, die Beine zu beugen, Hüftfehlstellungen vorprogrammiert. Psychologen geben auch zu bedenken, dass das Ruhigwerden im Pucktuch daher kommen kann, dass der Körper eine Art Notfallprogramm hochfährt: Es sorgt dafür, dass das Baby keine Energie verschwendet mit Versuchen, gegen den Zwang anzukämpfen. Auch das Argument von der Geborgenheit »wie im Mutterleib« führt in die Irre, denn ein Baby ist in der Gebärmutter durchaus beweglich.
Rund um den guten Schlaf
Eltern fehlen vor allem in den ersten Monaten mit Kind oft Schlaf und Ruhepausen: Das Baby schreit und lässt sich nicht trösten. Es schläft nicht ein, oder es schläft nicht durch. Das Kind kann noch nicht klar artikulieren, was es braucht. Dafür können die Großeltern, Nachbarn und Freunde das umso besser … Das Thema geht allen Eltern nahe, denn selbst der »beste« neugeborene Schläfer macht irgendwann KRITISCHE PHASEN durch. Der größte Irrtum wäre, hier eine Lösung aller Probleme zu versprechen. Die folgenden Denkanstöße waren aber Eltern in meiner Praxis (und natürlich uns selbst) hilfreich.
39 Babys dürfen nicht mit im Elternbett schlafen
→ Dass unser erstes Kind nicht mit in unserem Bett schlafen sollte, darüber waren wir uns, wie viele junge Eltern, schon vor seiner Geburt einig. In unserer damaligen
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