Schreien staerkt die Lungen
Sprechstunde, ihrem Kind Physiotherapie (Krankengymnastik) zu verordnen. Normalerweise ist aber keine physiotherapeutische Unterstützung notwendig. Sie ist nur dann sinnvoll, wenn beispielsweise durch die Lage im Mutterleib oder bei der Geburt Muskelverspannungen am Hals ausgelöst wurden und das Baby den Kopf nur in eine Richtung bewegen kann (eine sogenannte fixierte Haltung). Das ist aber höchst selten der Fall. Meistens ist der Kopf in alle Richtungen frei beweglich, das Baby hat nur einfach eine Lieblingsseite. Wahrscheinlich haben auch Sie eine Seite, auf der Sie am liebsten schlafen!
In der Regel normalisiert sich die Kopfform wieder langsam, wenn das Kind mobiler wird, sich dreht, den Kopf hebt und in alle Richtungen greifen lernt. Eine kleine »Restschiefe« fällt spätestens dann nicht mehr auf, wenn die Haare gewachsen sind. Es ist eine Frage der Grundeinstellung, der Haltung dem Kind gegenüber: Will ich an ihm »herumschrauben«, oder setze ich Vertrauen in mein Kind und WARTE DIE NATÜRLICHE ENTWICKLUNG GELASSEN AB ? Meistens regelt es sich tatsächlich von allein. Ein völlig runder und symmetrischer Kopf ist ohnehin im Bauplan der Natur nur selten vorgesehen. Und die Gehirnfunktion wird durch eine unsymmetrische Kopfform keineswegs beeinträchtigt.
Ein wenig können Sie aber schon tun, um die harmonische Entwicklung der Kopfform zu unterstützen. Eltern legen ihr Baby oft unabsichtlich immer auf die Lieblingsseite. Mit etwas Abwechslung können Sie hier schon viel erreichen! Drehen Sie zum Beispiel das Kinderbett so, dass das Licht anders darauf fällt, oder stecken Sie das Nachtlicht um. Dann wird Ihr Kind den Kopf im Liegen eher wenden. Außerdem können Sie beim Halten mal einen »Seitenwechsel« einführen: Instinktiv nehmen Erwachsene ein Baby so auf den Arm, dass sein Kopf an ihrer Herzseite liegt, also links. Nehmen Sie zum Beispiel Ihr Flaschenkind auch mal rechts in den Arm und füttern es mit der Linken.
AUS DER PRAXIS
Das KiSS-Syndrom
Eine einseitige Haltung des Köpfchens wird oft auf das sogenannte KiSS-Syndrom (Kopfgelenkinduzierte Symmetriestörung) zurückgeführt. Im Kopfgelenk des Säuglings sollen, vor allem nach einer schwierigen Geburt, Verspannungen oder Verschiebungen der Knochen bestehen, die sich auch später nicht von allein geben. Neben einer Vorzugshaltung sollen häufiges Schreien, schlechter Schlaf und schlechtes Trinken Auswirkungen des KiSS-Syndroms sein. Später werden dann auch Koordinations- und Konzentrationsstörungen, fein- und grobmotorische Probleme darauf zurückgeführt. Ein heikles Thema, das unter Kinderärzten, Hebammen, Orthopäden, Osteopathen, Schul- und Alternativmedizinern kontrovers diskutiert wird.
Es ist ein schönes Märchen, dass Babys plötzlich besser schlafen, weniger schreien, Schulkinder besser lernen, sobald der KiSS-Spezialist mit wenigen Handgriffen die Blockade löst. Ein Röntgenbild vom Kopf-/Halsgelenk kann, so die KiSS-Experten, die Verschiebung der Knochen zeigen. Röntgenreihenuntersuchungen haben aber gezeigt, dass in quasi allen Kopfgelenken von Kindern im Röntgenbild die Knochen verschoben (dezentriert) aussehen. Dies hat keinerlei Krankheitsbedeutung.
Tatsächlich gibt es Erfolgsberichte. Meiner Ansicht nach beruhen diese vor allem darauf, dass die Eltern nun dem Kind gegenüber entspannter sind (»Jetzt muss ja alles gut sein!«), wodurch auch das Kind ausgeglichener und weniger anstrengend für die Eltern wird. Wissenschaftlich bewiesen ist die Existenz des Syndroms nicht. Die Behandlung wird auch von den allermeisten Krankenkassen nicht bezahlt.
KiSS-Experten sind meist Osteopathen. Die Osteopathie (von griechisch osteon = Knochen, pathos = Leiden) gehört zur Alternativmedizin und wird manuell, mit bloßen Händen, am Körper des Patienten durchgeführt – nicht ohne Risiko und auch nicht immer schmerzfrei. Eine »versteckte« Verspannung als Ursache für die Probleme ist jedoch unwahrscheinlich, sodass der Sinn einer solchen Behandlung fraglich ist. Die Physiotherapie (Krankengymnastik) arbeitet dagegen mit den eigenen Bewegungsmöglichkeiten des Patienten. Sie kann zum Beispiel bei einer fixierten Vorzugshaltung helfen.
38 Ich muss mein Baby auf den Rücken legen
»Eigentlich schläft unsere Lea ja ganz gut, aber sie rollt sich im Schlaf immer wieder auf den Bauch. Da mache ich mir große Sorgen, weil das den plötzlichen Säuglingstod begünstigen soll. Aber wenn ich Lea auf den Rücken drehe, wacht sie auf
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