Schreien staerkt die Lungen
dieser dehnt sich nicht mit. Und schon hat der TEUFELSKREIS begonnen. Der Stuhl wird immer seltener abgesetzt. Hinzu kommt, dass das Kind aufgrund der Negativerfahrung tatsächlich einhält, allerdings ohne dies bewusst zu steuern – es kann nicht anders. Dann wirkt es bedrückt und verschlossen. Finden Sie in dieser Schilderung Ihr Kind wieder, sollten Sie mit ihm zum Kinderarzt gehen. Denn mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wird sich das Problem nicht mehr von allein lösen.
Auch von den verschiedenen »HAUSREZEPTEN« , die im Umlauf sind, sollte man unbedingt die Finger lassen, denn sie verstärken den Stress und das Trauma beim Kind nur. Vermeiden Sie also Einläufe und Klistiere sowie andere Manipulationen am Po. Auch der früher oft verwendete Laktulose-Sirup hilft meist nicht, sondern macht vor allem Bauchweh.
Ihr Kinderarzt verschreibt Ihrem Kind ein modernes Medikament (Wirkstoff Macrogol). Als Pulver ins Getränk gerührt, sorgt es dafür, dass der Stuhl wieder weich wird und Ihr Kind ihn schmerzfrei ausscheiden kann. Das Medikament wird gut vertragen, seine Wirkung beruht darauf, dass es Flüssigkeit in den Darm zieht. Deshalb sollten Sie Ihrem Kind auch immer wieder etwas zu trinken anbieten. Das ZIEL DER BEHANDLUNG ist täglich ein- bis zweimal weicher Stuhlgang. Gleichzeitig sollten Sie die Toilettenumgebung so angenehm wie möglich gestalten: Nach den Mahlzeiten, mit einem Bilderbuch, einem Hocker unter den Füßen und viel Zeit kann Ihr Kind bald wieder ganz entspannt »machen«. Allerdings wird es das Macrogol wahrscheinlich über mehrere Wochen bis Monate einnehmen müssen. Ihr Kinderarzt wird zudem untersuchen, ob wirklich keine organische Ursache vorliegt.
Hat sich das Problem schließlich reguliert, können Sie im Alltag vorbeugend viel tun: Ihr Kind zum regelmäßigen Trinken anregen, ihm eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten anbieten und seinen natürlichen Bewegungsdrang fördern (siehe ab > ).
AUS DER PRAXIS
Paradoxe Diarrhö
Häufig wechselt sich bei einer Verstopfung Durchfall mit festem Stuhlgang ab, dazwischen können dann wieder einige Tage ohne Stuhlgang und mit Bauchweh liegen. Dies kommt dadurch zustande, dass die Darmbakterien den Stuhl, der lange im Darm liegt, »weiterverdaut« haben. Er läuft dann am festen, verstopfenden Stuhl im Enddarm vorbei nach außen, oft auch in die Unterhose. Diesen irritierenden Durchfall, dessen Ursache eigentlich Verstopfung ist, nennt man paradoxe Diarrhö. Er verschwindet, wenn die Verstopfung mithilfe der ärztlichen Behandlung (siehe oben) abklingt.
→ Eltern wollen auch beim Lagern und Tragen ihres Babys sowie beim guten Schlaf des Kleinen nichts versäumen oder falsch machen. Schließlich soll sich ihr Kind sowohl geborgen fühlen als auch optimal entwickeln können. Zu diesem wichtigen Thema hat fast jeder eine Meinung. In diesem Kapitel lesen Sie, wie Sie entspannt damit umgehen, sodass das Liegen und Schlafen nicht zum »Stressthema« wird.
Vom Liegen und Lagern
Manche Eltern sind irritiert von den Liegepositionen, die sich ihr Kind sucht: »Kann es das, darf es das? Wird sich mein Kind damit nicht schaden?« Sie haben oftmals Angst, etwas falsch zu machen. Viele Missverständnisse und Irrtümer sind zu diesem Thema im Umlauf. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, dass alles gut läuft, umso höher, wenn Ihr Kind sich IN RUHE ENTWICKELN DARF . Mein Appell lautet auch hier: Lassen Sie mehr zu, und machen Sie nicht so viel. Wenn Sie sich zu viel einmischen, stört das die angeborene Fähigkeit Ihres Kindes, in der Entwicklung seiner Bewegungsmöglichkeiten für sich selbst zu sorgen.
Lassen Sie sich nicht irritieren, wenn von allen Seiten gut gemeinte Ratschläge auf Sie einströmen. Sie kennen Ihr Kind und seine Gewohnheiten schließlich am besten! Falls Sie einmal wirklich ernste Bedenken haben, wird Ihnen Ihr Kinderarzt weiterhelfen. Meist aber wird er Sie beruhigen können.
37 Mein Kind darf nicht nur auf der »Lieblingsseite« liegen
→ Oft haben Säuglinge in den ersten Lebensmonaten eine »Lieblingsseite«, das heißt, sie drehen den Kopf fast immer nur nach rechts oder fast immer nur nach links. Das wird im Medizinerdeutsch auch »VORZUGSHALTUNG« genannt. Es kann dazu führen, dass der Kopf des Babys, der durch die noch offenen Schädelnähte leicht verformbar ist, zumindest vorübergehend unsymmetrisch wird. Natürlich verunsichert das Eltern, und manche bitten mich in der
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