Schreien staerkt die Lungen
kleinen Wohnung war unser Bett eine Insel der Intimsphäre, und diese paar Quadratmeter wollten wir für uns haben. »Verwöhnt sie nicht«, sagten die Großeltern. »Wenn sich die Kleine einmal dran gewöhnt«, argumentierten wir selbst, »schläft sie nur noch bei uns.« Nach jedem Stillen trugen wir unser Baby also wieder in sein drei Meter entferntes Bettchen zurück. Unser Nachwuchs quittierte den Entzug der nächtlichen elterlichen Nähe stets mit lautem Gebrüll. Oft genug schlief unser Töchterchen dann ERST NACH LANGEM HERUMTRAGEN auf meinem Arm wieder ein, und ich legte sie verstohlen ins eigene Bett. Lange dauerten die Schlafphasen nie, denn wenn sie erwachte, vermisste sie die Nähe in Papas Armen. Wir empfanden diese Nächte als extrem anstrengend. Sechs Jahre später, bei unserem dritten Kind, hatten wir unsere Politik geändert. Es gab inzwischen kleine halb offene Betten zum Anhängen ans Elternbett (»Babybalkone«). So konnte unsere neugeborene Tochter nachts versorgt werden, ohne dass jemand aufstehen musste. Zum Aufstoßen setzten wir sie kurz auf, oder wir ließen das Bäuerchen weg (siehe hierzu auch ab > ). Wenn sie quengelte, wurde sie in den Arm genommen, bis sie sich wieder entspannte.
Wir waren geduldiger geworden – und anspruchsloser. Dadurch schliefen wir alle besser als in der Babyzeit unserer beiden ersten Kinder. Als unser Töchterchen begann, sich aus eigener Kraft zu drehen, ersetzten wir das halb offene Bett durch ein geschlossenes Gitterbett neben dem Elternbett. Das war nun besser möglich, da sie nachts nur noch ein- bis zweimal trank. Zum Einschlafen legten wir sie gleich ins Bett, statt sie noch auf dem Arm herumzutragen. Mit neun Monaten zog sie schließlich in ihr EIGENES ZIMMER um, und wir hatten unser Schlafzimmer wieder für uns. Es dann doch für einige Zeit mit einem Baby geteilt zu haben hat uns im Nachhinein gar nicht so viel ausgemacht. Mehr noch, wir erinnern uns an die Zeit des geteilten Bettes als besondere Zeit der Nähe zu unserer Jüngsten – es ist eine schöne Erinnerung.
Der Prozess von Nähe, Loslassen und Ablösen läuft nicht mit jedem Kind so gut. Aber Sie machen nichts falsch, wenn es für Sie bequem ist, Ihr Baby bei sich im Bett schlafen zu lassen. Sie werden ein gesundes Kind nicht im Schlaf erdrücken, wenn Sie nicht gerade volltrunken sind. SIE VERWÖHNEN ES NICHT durch »zu viel Nähe«, und es wird auch nicht immer bei Ihnen schlafen wollen, nur weil Sie damit »einmal angefangen« haben.
40 Kinder müssen bei den Eltern schlafen
→ Verfechter des Familienbettes berufen sich gerne auf historische oder ethnische Argumente: »Jahrhundertelang schliefen Familien in einem Bett«, »In vielen Kulturen schlafen Kinder bei den Eltern«. Doch die Gründe für diese Bettgemeinschaft waren oder sind drohende Gefahren, Armut oder Platznot. Ein tiefer und gesunder Schlaf ist dabei nicht gesichert.
Viele Eltern berichten mir, dass ihr Kind im Elternbett sehr gut schläft. Sie selbst haben dabei auch keinen Leidensdruck. Dann gibt es ja auch kein Problem! Wenn Eltern aber nicht der Typ dafür sind oder wenn Paare nach Monaten oder sogar Jahren DAS ELTERNBETT WIEDER FÜR SICH ALLEIN HABEN wollen, kann ich das nur unterstützen.
Vom medizinischen und hygienischen Standpunkt aus ist es jedenfalls sinnvoll, wenn jedes Familienmitglied sein eigenes Bett hat. Ein Kind braucht einen eigenen Rückzugsbereich, damit es sich auch einmal von Eltern und Geschwistern abgrenzen kann. Bei allem Respekt vor den Bedürfnissen Ihres Kindes sollten Sie nicht Ihre eigenen verleugnen. Bleiben Sie kompromissbereit, zum Beispiel indem Sie Ihrem kranken Kind ausnahmsweise Gastrecht in Mamas und Papas kuscheliger Nähe gewähren.
41 Ich muss mein Baby ans Schlafen kriegen
Um dieses Thema sorgten wir uns schon, als unsere Älteste noch gar nicht auf der Welt war. Wir versuchten sogar schon vor der Geburt ein Gute-Nacht-Ritual einzuführen, mit Singen und Spieluhr auf dem schwangeren Bauch. Das ließ unsere Tochter aber weder vor noch nach der Geburt müde werden – vielleicht auch, weil wir unserer Sorge zu viel Beachtung geschenkt haben.
Jedes Baby beherrscht die Kunst, einzuschlafen, wenn es müde ist. An uns ist es, ihm das auch zuzutrauen, den Zeitpunkt zu erkennen und es dabei nicht zu stören. Kleine Babys legen Sie am besten OHNE VIEL FEDERLESENS dann schlafen, wenn sie müde wirken – nicht wenn sie Ihrer Meinung nach schlafen gehen sollten. Denn wenn Ihr Baby
Weitere Kostenlose Bücher