Schreien staerkt die Lungen
bei Kindern, die mit irgendwelchen Zahlengrenzen zu tun haben. Aber die Natur hält sich nicht an sture Zahlengrenzen. Hier einige typische Beispiele:
Mehr als dreimal Erbrechen am Tag ist gefährlich.
Ab 39 Grad Körpertemperatur muss man das Fieber senken.
Bei Außentemperaturen unter – 4 Grad darf man mit Babys nicht nach draußen.
Mehr als fünf Gemüsesorten im ersten Lebensjahr darf man Babys nicht anbieten.
Mehr als 500 ml Milch am Tag sind schädlich.
Ein Kind braucht bei einem Magen-Darm-Infekt mindestens 400 ml Elektrolytlösung.
74 Alles, was mein Baby trinkt, läuft sofort in die Windel
»Mia hat einen ganz bösen Magen-Darm-Infekt. Wenn sie trinkt, läuft alles direkt wieder in die Windel. Da bleibt doch gar nicht genug Flüssigkeit drin!«
Ich kann Mias Mutter beruhigen: Zwischen Magen und Po liegen schon bei einem Kind je nach Alter drei bis fünf Meter Darm, da kann die Flüssigkeit gar nicht in Sekundenschnelle durchrauschen. Bei einem Magen-Darm-Infekt ist natürlich die größte Sorge die Gefahr der »Austrocknung«. Daher sollte ein Kind nicht weniger als sonst trinken. Wenn dann unmittelbar nach dem Trinken Durchfall »wie Wasser« folgt, ist das auf den ersten Blick erschreckend, aber ganz normal: Die Erklärung dafür ist der sogenannte GASTROKOLISCHE REFLEX . Das heißt: Die Magenfüllung regt durch Nervenverbindungen zum Dickdarm die Darmtätigkeit und damit den Stuhlgang an. Deshalb können wir auch nach dem Essen gut abführen: Wenn der Darm ohnehin in Aufruhr ist, löst jede Magenfüllung logischerweise Durchfall aus. Aber die eben getrunkene Nahrung wird durchaus noch zu einem Großteil über den Darm aufgenommen. Geben Sie immer weiter zu trinken, so viel Ihr Kind möchte!
75 Bei Durchfall ist Schonkost angesagt
»Unser Sven hat Hunger und möchte so gerne Pommes essen. Er quengelt den ganzen Tag. Aber er hat doch immer noch Durchfall! Da darf er doch keine Pommes kriegen, oder?«
Mein Rat in solchen Fällen lautet: Geben Sie Ihrem Kind, was es mag. Denn eine besondere Diät verkürzt die Dauer des Durchfalls keineswegs. Das ergaben neuere Studien von Magen-Darm-Experten (Gastroenterologen) unter den Kinderärzten. Der Stuhl des Kindes ist flüssig oder wässrig, weil es gerade einen Darminfekt hat. Er ist nicht deshalb flüssig, weil es bestimmte Nahrungsmittel nicht vertragen hat oder generell nicht verträgt.
Selten erlebe ich in meiner Praxis wirkliche Lebensmittelvergiftungen. Eher erwischen Kinder den viralen Erreger per Schmierinfektion auf der Toilette oder durch mangelnde Händehygiene – eigene oder die anderer. Das Virus greift dann die Schleimhaut an, die Nahrung wird nicht mehr richtig verdaut, sie bindet Flüssigkeit und geht als Durchfall ab. Was gegessen wurde oder wird, ist dabei nicht relevant.
Früher wurde bei Magen-Darm-Infekten Schonkost empfohlen, zum Beispiel Cola und Salzstangen, Schwarztee und Zwieback oder auch ein dünnes Süppchen. Das ist mittlerweile überholt.
Ist ein Magen-Darm-Infekt ganz akut, mit Übelkeit und Erbrechen, haben Kinder ohnehin oft keinen Hunger. Sie wissen selbst, was gerade am besten für sie ist. Sobald die Übelkeit dann nachlässt, sollte Ihr Kind erst einmal auf SCHWERE UND FETTIGE SPEISEN verzichten, damit das Erbrechen nicht wieder losgeht. Wenn bei Sven das Erbrechen noch nicht so lange zurückliegt, tun es statt Pommes also vielleicht auch erst mal ein paar leckere Pellkartoffeln mit etwas Butter … Aber haben Sie schon mal bei einem akuten Magen-Darm-Infekt Lust auf Schweinebraten gehabt? Na also! Sie müssen Ihr Kind jedoch nicht mit Zwieback ernähren, wenn es bereits wieder richtig Hunger hat. Wer essen mag, der soll essen, egal ob Durchfall oder nicht.
Entscheidend ist es jedoch, viel zu trinken, egal was. Übel schmeckende Elektrolytlösungen sind entbehrlich. Die müssen regelrecht »eingeflößt« werden – ersparen Sie sich den Stress. Bieten Sie Ihrem Kind stattdessen lieber verdünnte Apfelschorle an, die ist auch eine PRIMA ELEKTROLYTLÖSUNG . Gestillte Kinder und Flaschenkinder sollten einfach weiter ihre Milch bekommen.
TIPP
Normal essen und trinken ist am besten
Eine Vielzahl von Studien konnte zeigen, dass Trinken zum Ausgleich des Flüssigkeitsmangels bei einem akuten Magen-Darm-Infekt mindestens genauso gut ist wie Infusionen (also die intravenöse Zufuhr von Flüssigkeit, etwa von isotonischer Kochsalzlösung oder Glukoselösung, was nur stationär im Krankenhaus geht). Ebenso wurde
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