Schreien staerkt die Lungen
nein, bloß nicht!« Panik leuchtet in den Augen der besorgten Mutter auf, als ich eine Inhalations-Dauertherapie mit einem Cortisonpräparat vorschlage. Ihr Sprössling hatte jetzt den ganzen Winter alle drei Wochen eine Bronchitis, einmal sogar eine Lungenentzündung.
Der Leidensdruck der Familie muss sehr groß sein, bevor Eltern zulassen, dass ich ihr Kind mit Cortison therapiere. Dabei kann ich dem Kind damit viel Leid ersparen. Seit Jahrzehnten wird die Furcht verbreitet, Cortison helfe nur vorübergehend und schade nachhaltig. Sicher ist die Hightechmedizin der Sechziger- bis Achtzigerjahre mit daran schuld, die Cortison recht großzügig bei vielen Erkrankungen anwandte. Jeder kennt Berichte von Menschen, die durch Cortison »aufgeschwemmt« wurden oder eine Osteoporose (brüchige Knochen) entwickelten. Auch dünne Haut nach zu viel Cortisonsalbe ist beschrieben.
Dennoch hat Cortison seine Daseinsberechtigung, ist in vielen Bereichen hilfreich und dauerhaft effektiv. Bei Kindern wird es VOR ALLEM ALS INHALATION über einen längeren Zeitraum eingesetzt bei häufig wiederkehrender Bronchitis oder bei Asthma. Als Inhalation wirkt es nur lokal, das heißt an den Bronchien. Es hemmt die Entzündungsbereitschaft der Atemwege und hat keine der oben genannten Nebenwirkungen. So haben die Bronchien nach vielen Infekten die Chance, sich wieder komplett zu regenerieren. Eine Cortison-Inhalation sorgt häufig nach einer entsprechend langen Therapie (mindestens acht Wochen) für eine vollständige Heilung, und im nächsten Winter muss das Kind nicht mehr so furchtbar husten. Viele Asthmatiker inhalieren ein Leben lang täglich mit Cortison, sind dadurch symptomfrei und genießen ihre gute Lebensqualität.
In der richtigen Dosierung kann Cortisonsalbe außerdem bei schweren Ekzemen oder NEURODERMITIS gut helfen. Es wird inzwischen bei schwerer Neurodermitis sogar empfohlen, zum Beispiel über einen langen Zeitraum einmal pro Woche mit einer Cortisonsalbe zu behandeln, wobei die Haut nicht ausdünnt.
Hier hat sich die Pharmaforschung weiterentwickelt: Die modernen Cortisonpräparate haben nicht mehr in dem Maße die gefürchteten Nebenwirkungen. Mein Appell lautet: VERTRAUEN SIE IHREM KINDERARZT , der in der Regel verantwortungsvoll mit medikamentösen Therapien umgeht und sich nach der Devise »So wenig wie möglich, so viel wie nötig« richtet.
78 Kinder werden gegen Antibiotika resistent
→ »Bitte nicht wieder ein Antibiotikum, dagegen ist meine Tochter schon resistent!« – das höre ich in meiner Praxis oft. Aber ebenso wie Cortison sind Antibiotika besser als ihr Ruf, wenn sie richtig angewandt werden. Grundsätzlich bekämpfen sie die Bakterien und nicht die Menschen! Manche Bakterien wurden in der Vergangenheit resistent, indem sie sich so verändert haben, dass bestimmte Antibiotika NICHT MEHR WIRKEN . Insbesondere, wenn eine Therapie frühzeitig abgebrochen wurde und einige Bakterien überlebten. Oder wenn bei einer Virusinfektion (gegen die Antibiotika nicht helfen!) ein Antibiotikum geschluckt wurde. Nicht krank machende Bakterien, die den Körper ohnehin besiedeln, entwickeln dann Resistenzen. Einen geschwächten Menschen können auch diese Bakterien irgendwann krank machen, und dann hilft kein Antibiotikum mehr. So ist etwa das herkömmliche Penicillin gegen viele Pneumokokken-Stämme in Frankreich nicht mehr wirksam. Es gibt aber immer noch genug andere wirksame Antibiotika.
Antibiotika beeinträchtigen vorübergehend die Darmflora und schmecken schlecht. Aber wenn das Medikament richtig ausgewählt wurde, wirkt es auch bei wiederholtem Einsatz immer wieder. Eine wiederholte Antibiotikatherapie sollte der Kinderarzt trotzdem hinterfragen: Liegt wirklich ein bakterieller Infekt vor, oder ist es nicht doch eine virale Grippe? Wurde beim letzten Mal ausreichend behandelt, oder ist das jetzt eine Art »Rückfall«? Kann ich nicht doch den natürlichen HEILUNGSVERLAUF ABWARTEN ? Liegt eine (sehr seltene) echte Abwehrschwäche vor? Fragen, die Ihr Kinderarzt gemeinsam mit Ihnen erörtern muss. Auch Ihrem Kind werden Antibiotika helfen, wenn sie nötig sind!
Mythen aus der Impfsprechstunde
Wenig wird in der Fach- und Ratgeberliteratur sowie in Elternforen im Internet so kontrovers diskutiert wie das Thema Impfen. Es ranken sich Legenden um dieses Thema, und Berichte über Impfschäden machen immer wieder die Runde. Es werden sogar VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN über die Geschäfte der Pharmaindustrie
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