Schreien staerkt die Lungen
selbstbewusst von dem, was da auf Sie einströmt. Nehmen Sie sich lieber in Ruhe Zeit, Ihr Kind kennenzulernen. Es wird in seinem eigenen Tempo einen ENTWICKLUNGSSCHRITT nach dem anderen tun. Sie können das nicht forcieren, nur unterstützen. Entwicklung lässt sich nicht beschleunigen. Keine Sorge, Sie »versäumen« nichts – und auch Ihr Kind versäumt nichts. Genießen Sie es, zu sehen, wie Ihr Kind sich nach seinem inneren Bauplan, aus sich heraus, entwickelt.
Ihre Aufgabe ist es dabei, Ihr Kind liebevoll zu begleiten und in der Familie eine Umgebung zu schaffen, die Ihrem Kind sowohl Geborgenheit und Ruhe als auch altersentsprechende Anregungen und Freiräume bietet. In einer solchen Umgebung kann sich ein Kind – mit einem liebevollen Ansprechpartner im Hintergrund – auch mal einige Zeit allein beschäftigen: Ihrem Baby reicht dazu seine Krabbeldecke, auf der es seine Füße erreichen kann. Ein Kleinkind braucht schon mehr Anreize, aber keine Unmengen von Spielzeug. Ein weicher Ball, der LIEBLINGSTEDDY oder die Lieblingspuppe, das Holzauto oder Ähnliches, und Ihr Kind ist zufrieden. Und wenn gerade nichts da ist, sucht es sich sein Spielzeug selbst: zuerst seine Hände und Füße, später dann Papas Schuhe oder einen KOCHLÖFFEL aus der Schublade. Wie fühlt sich das an? Was kann ich alles damit machen? Wie klingt es, wenn ich es auf den Boden werfe? Ihr Kleinkind sucht sich jeden Tag unzählige kleine Lernerfahrungen, die bei ihm gerade dran sind. Wenn jetzt noch Mama oder Papa als Ansprechpartner in der Nähe sind und dem Kind ihre Aufmerksamkeit schenken, wenn es sie braucht, dann kann es gut heranwachsen und sich bestens entwickeln.
Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Alltag teilhaben. Es lernt unendlich viel daraus, wie Sie mit Alltagssituationen umgehen. Bieten Sie ihm an, Ihnen beim Gemüseputzen, beim Umrühren, beim Wäschefalten helfen zu dürfen. Wenn das Ergebnis auch nicht perfekt ausfällt, Sie unterstützen damit mehr Kompetenzen, als das teuerste Spielzeug es könnte. Sie fördern im besten Sinne die sprachliche, soziale, motorische und geistig-seelische Entwicklung Ihres Kindes.
Vertrauen Sie Ihrem Kind. Trauen Sie ihm etwas zu. Die Natur hat uns nicht mit einer Einstellschraube ausgestattet, und auch der Kinderarzt kann die Schraube für ein SCHNELLER, WEITER, BESSER nicht einbauen. »Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht«, sagt ein Sprichwort aus Afrika. Wenn mir ein kleiner Patient aber tatsächlich in seiner Entwicklung beeinträchtigt erscheint, kann ich gemeinsam mit seinen Eltern Angebote überlegen, die ihm gut tun.
Wenn sich bei Ihrem Kind später herauskristallisiert, wofür es besonders begabt ist, wofür es sich besonders interessiert, können Sie ihm die entsprechenden Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Eine unserer Töchter malt gern – sie bekommt von uns gute Farben und Materialien. Die andere tanzt gern und hat viel Freude in ihrer Tanzgruppe. Ob MALEN, TANZEN , Klavier spielen, werkeln, schrauben, die Welt der Dinosaurier entdecken, Fußball spielen, philosophieren oder am Bahnhof Züge betrachten: Ermöglichen Sie Ihrem Kind, seinen Interessen nachzugehen! Nehmen Sie Ihr Kind so an, wie es ist, dann haben Sie Ihren wichtigsten Beitrag zu seiner Entwicklung schon geleistet.
AUS DER FORSCHUNG
»Entwicklungsfenster« werden überschätzt
Die Gehirnforschung spricht von »Entwicklungsfenstern« vor allem beim Erlernen von Sprachen im ersten Lebensjahr: Kinder, deren Eltern verschiedene Muttersprachen sprechen, lernen beide Sprachen oft recht leicht, weil sie sie frühzeitig hören. Eltern müssen aber nicht befürchten, dass sich für die Entwicklung ihres Kindes wichtige Fenster unbemerkt öffnen und schließen und das Kind dann einen Nachteil fürs Leben erfährt. Die Bedeutung von Entwicklungsfenstern wird überschätzt. Lernforscher halten die Möglichkeit, eigene Lernerfahrungen zu machen, und ein Umfeld, das diese Möglichkeit bietet, für entscheidend. Für optimales Lernen sollte ein Kind Erfolg und Misserfolg im ausgewogenen Verhältnis erfahren dürfen. Zu viel Stimulation hingegen, so die Neurobiologen, behindert das Lernen schon im Säuglingsalter.
86 Fördertherapien bringen mein Kind weiter
»Mein Kind hält den Stift komisch, braucht es Ergotherapie?« – »Mein Kind will nicht krabbeln, es braucht Physiotherapie.« – »Unsere Kleine ist schon zwei und spricht noch nicht, sie braucht Logopädie!« Solche und ähnliche Sorgen höre
Weitere Kostenlose Bücher