Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
soll das Ganze?"
"Weiß ich auch nicht. Aber die ICCO hat darauf bestanden. Ich habe sie nicht davon abbringen können."
Lasky sah Schröder von der Seite an und trank bedächtig von seinem Kaffee. Und er wünschte, sein Freund hätte diese Aufträge nie erhalten.
*
Der Mann, der sie auf den Berg führen sollte, stand einige Meter abseits und beobachtete den Gipfel. Die Sonne stand bereits hoch, doch die Temperatur würde im Laufe des Tages noch steigen. Bereits am frühen Morgen hatte er seine Klienten zum Losgehen gedrängt, um die Mittagshitze zu vermeiden. Sie waren bereit, ihm auf dem selten begangenen Weg zu folgen.
"Gehen wir", sagte er streng, wandte sich um und schritt voran. Der Weg von Ginostra hinauf zum Gipfel war einmal ausgebaut worden, als hier ein Spielfilm gedreht worden war. Für die junge Ingrid Bergmann hatte man den alten Steig geebnet, damit sie dort hinaufgehen konnte. Jedoch hatten mehr als dreißig Jahre ihr Gras darüber wachsen lassen.
Nein, diese Drei gehörten nicht auf den Stromboli, sie hatten dort nichts verloren. Aber die Bezahlung war gut.
*
Am späten Nachmittag wurde es kühler. Vom Meer her wehte ein angenehmer Wind. Schröder sah in den Himmel und meinte: "Gut, dass wir so lange gewartet haben. Wir brauchen nicht zu schwitzen." Sie schnallten sich die Rucksäcke um und gingen los. Der Weg führte hinaus aus San Vincenzo nach San Bartolo. Sie gingen nur wenig oberhalb des Meeres. Jedes Mal, wenn der Wind die Wellen an dem schwarzen Kiesstrand brechen ließ, hörten sie das Rauschen. Vor ihnen lag ein grüner Hügel, auf dessen höchstem Punkt das vulkanologische Observatorium stand. Schröder schaute hinauf und hielt inne.
"Als Geologe müsste das doch eigentlich ein Traumjob für dich sein: jeden Tag ein paar Messungen, und dann in die Sonne legen", kommentierte Lasky seinen Blick und deutete mit einem Nicken auf das Gebäude.
"Du glaubst wohl, wir haben überhaupt nichts zu tun, was?"
Der Weg schlängelte sich den Berg hinauf und führte über eine steinerne Brücke. Schröder blickte hinab. "Dort ist also 1930 diese Glutlawine zu Tal gedonnert. Man kann es noch sehr gut erkennen."
"So? Ist mir noch nie aufgefallen."
"Diese Lawine hat einigen Einwohnern das Leben gekostet. Ein deutscher Tourist hat das Inferno überlebt und einen Bericht darüber verfasst. Er hat nur wenige hundert Meter vom Observatorium entfernt gestanden. Dieser Mann hat wirklich Glück gehabt. Er ist damals über die heiße Lava nach San Bartolo gelaufen und kam dort mit schweren Brandverletzungen an den Füßen an."
Schröder ging weiter. Der Weg wurde durch einfaches Mauerwerk abgestützt. Schon von weit unten konnte er erkennen, wohin der Pfad führte. Wie eine Schlange, die zu Stein erstarrt schien, kroch er den Berg hinauf. Schröder kam rasch höher. Der Hang des Berges war mit Sträuchern und Gräsern bewachsen. Nur rechts von ihm war die Flanke kohlschwarz: die Sciara del Fuoco, die Schaufel des Feuers, eine breite Flanke, in der keine Pflanze eine Chance hatte. Hier warf der Vulkan in stoischer Regelmäßigkeit seine Asche hinaus. Schröder hielt inne und sah mit geöffnetem Mund nach oben. Über ihm stand drohend der Auswurfkrater, der von einem gelben Schwefelkranz umgeben war. Dort rauchte und dampfte es. Schließlich stand Schröder am Gipfelaufbau und blickte in eine karge Landschaft aus schwarzer Asche, so weit sein Auge reichte. So musste es auf dem Mond aussehen, dachte er. Beißender Schwefeldampf stieg ihm in die Nase. Er blieb wie angewurzelt stehen. Ein eiskalter Schauer verwandelte seinen Rücken in einen Ameisenhaufen. Er spürte seinen Haaransatz. Nach einigen Minuten hatte Lasky zu ihm aufgeschlossen.
"Na, habe ich dir zu viel versprochen?", fragte Lasky erwartungsvoll.
Schröder sah ihn an, schüttelte sprachlos den Kopf und ging bedächtig weiter. Der Weg führte sie über einen Grat. Ihre Augen folgten ihm bis zum höchsten Punkt. "Der Pizzo", deutete Lasky. Als sie ihn erreicht hatten, lag vor ihnen die großzügige Kraterterrasse, geformt wie ein überdimensionales antikes Theater.
Von hier aus stiegen sie noch hundert Meter ab und waren nun ein paar Steinwürfe vom Kraterrand entfernt, ungeschützt vor den Geschossen, die der Vulkan ab und zu ausstieß. Seit dem letzten großen Ausbruch von 1930 hatte sich jedoch die Hauptauswurfrichtung zum Meer hin nicht mehr verändert.
"Dort ist ein guter Steinwall frei", sagte Lasky, "den besetzen wir für die Nacht. Bei
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