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Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Titel: Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Kreutzer
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einer Tomate bewundert, da die Frische von Orangen gelobt und dann der blendende Glanz von Oliven bestaunt. Als ich endlich meine Wünsche unter Anraten meines bettelnden Magens zusammengekauft hatte, verließ ich gut gelaunt den Händler, der mir fröhlich und dankend hinterher winkte." Lasky reckte sich grinsend und erzählte weiter. "Schließlich hab ich mich auf die Mauer am Vorplatz der Dorfkirche gesetzt. Dann erst sind mir die Zahlen durch den Kopf geschwirrt. Ich hab ja gewusst, dass italienische Lira große Zahlen sein mussten. Als ich aber nachgerechnet hab, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte für meine Tomaten fünfmal so viel bezahlt wie auf dem Festland."
    Schröder grinste.
    "Also denk dran, kein Obst, kein Gemüse!", rief Lasky noch mal und hob den rechten Zeigefinger.
    "Ich mache nichts ohne Deinen Rat!", gab Schröder trocken zurück.
    "Das wird das Beste für dich sein!", sprach Lasky wie ein Pfarrer, der gerade die Beichte abgenommen hat und zupfte Schröder am linken Ohr.
    Sie gingen vom obersten Deck der Fähre die stählernen Stufen der Treppe hinunter auf das untere Deck, wobei Schröders Stiefel bei jedem Schritt einen metallenen Klang verursachten. Er hob seinen schweren Rucksack und warf ihn mit nur einem Riemen über die rechte Schulter. Schröder war es gewohnt, schwere Dinge zu tragen. Oft hatte er dreißig Kilogramm und mehr auf den Rücken genommen, wenn er mit seinen Freunden im Hochgebirge unterwegs gewesen war. Viele Male hatten sie Ausrüstung und Verpflegung für eine Woche und mehr zu ihrem Hochlager schleppen müssen, von dem aus sie ihre extremen Fels– und Eistouren angegangen waren. Schröder war Bergsteiger mit Leib und Seele. Aber jetzt wollte er sich zehn Tage Ruhe gönnen. Die Besteigung des Strombolis sah er als schöne Begleiterscheinung einer müßigen Reise.
    Lasky schritt voran, als hätte man ihm einen roten Teppich ausgerollt. "Wieder auf Stromboli!", seufzte er und breitete seine Arme aus, als wollte er gleich die gesamte Insel an sich pressen.
    "Wie oft warst du schon hier?"
    "Das ist nun das sechste Mal", offenbarte Lasky. "Ich kenne ihn bei jedem Wetter, diesen Berg: im Sturm, bei Sonne, bei Regen und Nebel. Und jetzt, mein Freund, jetzt bleibt uns gutes Wetter erhalten. Verlass dich auf mich: Morgen Nachmittag sind wir am Gipfel bei schönstem Sonnenschein!"
    Lasky war kaum noch zu halten. Schröder sah ihm lächelnd hinterher, wie er dahin stolzierte. Allein der Gedanke war überwältigend. Sie standen auf dem einzigen Vulkan des europäischen Kontinents, der regelmäßig in sehr kurzen Zeiträumen ausbrach und sein Feuer in den Himmel schickte.
    "Jetzt suchen wir uns eine Veranda, mein Freund."
    "Wieso Veranda?" Schröder sah ihn fragend an.
    "Nach der Katastrophe vor über 60 Jahren sind sehr viele Bewohner abgewandert. Viele Häuser und Ruinen standen lange Zeit leer. Die Grundstücke wurden nach und nach von Deutschen und Schweizern gekauft, die hier regelmäßig ihren Sommerurlaub verbringen. Um diese Jahreszeit sind allerdings die meisten Häuser unbenutzt. Und viele haben eine überdachte Veranda. Wir können uns irgendwo mit unseren Schlafsäcken niederlassen, Wein trinken und ungestört übernachten. Das habe ich bisher immer so gemacht."
    Sie ließen San Vincenzo hinter sich und kamen nach San Bartolo, dem Teil des Orts, wo der Aufstieg zum Stromboli begann und die meisten Ausländerhäuser standen.
    "Halt", Lasky stellte seinen Rucksack ab. "Ich muss noch eine kleine Besorgung machen!", sagte er zwinkernd. Er betrat das winzige Lebensmittelgeschäft. Als er wieder herauskam, hielt er drei Flaschen mit italienischem Rotwein in den Händen. "Was wäre Stromboli ohne Wein?", fragte er lächelnd.
    "Sympathische Insel", erwiderte Schröder und freute sich auf den Abend.
    *
    In dem alten Haus in Ginostra saßen der Dicke, Giaco und Giovanna gemeinsam mit ihrem Führer am Tisch und besprachen den nächsten Tag. Der Dicke hatte seinen Oberkörper nach vorn gebeugt, eine Drohgebärde, die durch sein enormes Übergewicht ins Lächerliche gezogen wurde.
    "Du bringst uns auf den Gipfel, und danach lässt du uns allein!", schnauzte er.
    Ihr Führer wandte ihm das Gesicht zu. Sein Blick traf den Drohenden wie ein Blitz. Giaco machte eine bestimmende Handbewegung.
    "Wir wollen keinen Streit. Wir verstehen, dass du es für gefährlich hältst, uns dort oben ohne erfahrene Begleitung zu lassen. Aber wir wollen den Vulkan ganz für uns erleben. Wir

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