Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
ein.
"Was brauchen wir eigentlich da oben für die Nacht?"
"Den Schlafsack, die Unterlage und etwas zum Essen. Und nicht zu vergessen: eine Flasche Wein. Außerdem brauchen wir warme Klamotten, denn da oben pfeift der Wind ganz beachtlich. Äolus, du weißt. Meistens bleibt das Wetter zwar gut. Aber wenn es dort oben wie verrückt bläst, dann wird die Asche durch alle Fasern deiner Klamotten geprügelt. Morgens bist du vollkommen schwarz." Lasky biss von seinem Brot ab und wurde nachdenklich. Nach einer Zeit fragte er: "Eigentlich wollten wir nicht mehr darüber reden, aber wie bist du überhaupt an diese ICCO geraten?"
"Hausmann, mein Vorgänger, hat schon für sie gearbeitet. Für uns war die ICCO einer der ersten großen Auftraggeber."
"Das ehrt sie doch eigentlich."
"Allmählich habe ich den Eindruck, dass es sich dabei um Alibiaufträge handelte. Vorgetäuschte, unehrliche Public Relations, verstehst du? Wer außen eine weiße Weste trägt, dem schaut so schnell niemand aufs schmutzige Hemd."
"Du hältst nicht gerade große Stücke auf deine Brötchengeber!"
"Bisher habe ich immer alles nach Vertrag gemacht und mich nicht um die Dinge im Hintergrund gekümmert. Aber sei ehrlich! Du hast mich ja erst so richtig wachgerüttelt."
Lasky trank einen Schluck Kaffee. "Aber ich glaube, die können uns verdammte Schwierigkeiten machen."
"Das glaube ich auch. Und ich glaube, dass in Ostdeutschland ebenfalls einiges schiefläuft."
"Wieso in Ostdeutschland?"
"Habe ich dir nichts erzählt, ich meine von unserem Auftrag dort?"
"Ich weiß, dass Ihr dort einige Aufträge habt. Du hast mir gesagt, dass bei den Ossis überall, wo ihr auch bohrt, alles vollkommen versaut und kaum etwas in den Griff zu kriegen ist."
"Ja, ja, das stimmt ohnehin. Wir sollen unter anderem eine Untersuchung für die ICCO durchführen. Ihre deutsche Tochter hat sich entschlossen, ein ehemaliges DDR-Kombinat aufzukaufen, das früher für den gesamten Ostblock hochwertige Kühlaggregate hergestellt hat."
"Wo im Osten?"
Schröder machte eine Pause. Dann sagte er: "Bitterfeld!"
Lasky pfiff leise durch die Zähne. "Oh je! Und was habt Ihr dort zu tun?"
"Wir haben nach dem Kauf das Gelände auf Kontaminationen untersucht. Schließlich sind nach deutschem Gesetz Neubesitzer von Grundstücken dann entsorgungspflichtig, wenn der Vorbesitzer nicht mehr direkt haftbar zu machen ist."
Lasky zog die Stirn kraus und schaute Schröder durchdringend an. "Hast du jetzt eben gemeint: nach dem Kauf?"
"Ja, das habe ich gesagt."
"Das ist doch unlogisch, findest du nicht?" Schröder sah ihn fragend an. Lasky sprach weiter: "Na ja, wenn ich doch eine Firma oder ein Kombinat oder einen Fußballplatz oder eine Fischbude kaufen will, und ich vermute eine Verseuchung des Geländes und weiß, dass der Vorbesitzer nicht mehr auszumachen ist, weil es ihn gar nicht mehr gibt; dann lasse ich doch eine Untersuchung vor dem Kauf machen, bevor ich mir die Finger finanziell verbrenne, oder?"
"Eigentlich schon." Schröder nickte zögernd und schob hinterher: "Aber wir sind keine Finanzberater, sondern machen die Bodenuntersuchungen."
"Und was ist bei euren Recherchen herausgekommen?"
"Noch nichts Konkretes. Ich kann nur mutmaßen. Aber, ehrlich gesagt, irgendetwas ist ungewöhnlich an der Sache. Belastet ist nach meiner Meinung das gesamte Gelände des Kombinats mit PCB; aber lediglich genau bis zur Grundstücksgrenze, und außerdem nur an der Oberfläche. Da ist nichts tiefer versickert."
"Weshalb ist das so ungewöhnlich?"
"Langzeitige Verseuchungen haben bestimmte Formen der Ausdehnung im Untergrund: Sie machen beispielsweise an einer Grundstücksgrenze nicht halt. Und dieser Saltini hat mich ausgefragt zu der Sache. Ich halte das alles für sehr merkwürdig!" Schröder trank einen Schluck von dem starken Kaffee, auf dessen Oberfläche winzige schwarze Körner schwammen. "Aber die Bodenuntersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Bisher haben wir nur die westliche Grundstückshälfte untersucht. Ich bin gespannt, was die zweite Hälfte bringt."
"Wieso nur die westliche Hälfte?", fragte Lasky erstaunt.
"Weil wir nur dazu den Auftrag hatten. Die zweite Hälfte folgt eben später!"
"Das stinkt doch zum Himmel, mein lieber Freund. Ist das etwa der Normalfall?"
"Nein, überhaupt nicht. Abgesehen davon, dass es in diesem Geschäft den Normalfall gar nicht gibt. Aber für unseren Bohrtrupp sind es schließlich zwei Anreisen, das ist natürlich teurer."
"Und was
Weitere Kostenlose Bücher