Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
Zeit."
"In Ordnung. Ich melde mich ein andermal wieder." Hausmann hob kurz die Hand und verschwand. Als er das Büro verließ, spürte er, wie sein schlechtes Gewissen an ihm nagte und ihm die Furcht in die Adern schoss.
Ein paar Minuten später stand Montag in der kleinen Büroküche und hielt einen Kaffeefilter in der Hand. Kurz darauf wurde die Tür zum Büro geöffnet. Dreher.
Dreher war Stadtrat. Sie hatten sich vor elf Jahren kennengelernt, als Dreher einen Unfall hatte. Er lag damals schwer verletzt in seinem zerbeulten Auto, als Montag an der Unfallstelle vorbeifuhr. Er hatte Dreher aus dem Wrack befreit und seine Knochen in die richtige Lage gebracht. Montag hatte Dreher regelmäßig im Krankenhaus besucht. Die Männer wurden Freunde.
"Was ist los, Heinrich?"
"Gestern Abend spät hat Reinhard angerufen. Er sagt, sein Freund ist erschossen worden! Und ihn will man … auch umbringen." Montag klopfte Dreher auf die Schulter. "Wir gehen in mein Büro", sagte er mit resignierter Miene. Er ging voran und steuerte auf den Ledersessel zu, der hinter seinem Schreibtisch stand. Mit einer Handbewegung lud Montag Dreher ein Platz zu nehmen.
"Erzähl mal der Reihe nach", bat Dreher.
"Ich weiß nicht viel. Reinhard konnte am Telefon keine Einzelheiten über den Anschlag erzählen. Er hat nur verlauten lassen, wer seiner Meinung nach die Hetzjagd veranlasst hat."
"Und wer steckt dahinter?"
"Vermutlich einer unserer Auftraggeber."
Dreher lehnte sich zurück und pustete die Luft hörbar aus. "Das ist ja ein dicker Hund! Wer?"
"Sage ich dir vielleicht später. Verstehe mich bitte nicht falsch. Du weißt, dass ich dir vertraue. Aber ich muss erst wissen, ob du mir helfen kannst. Wenn nicht, ist es besser, wenn du keine Namen kennst."
Dreher nickte einverstanden. "In Ordnung, schieß los."
"Unsere Auftraggeber sind mächtig, sehr mächtig. Und sie haben ein paar hässliche Flecken auf ihrer vermeintlich weißen Weste. Ich brauche jemand, der gut herumschnüffeln kann und der gewohnt ist, mit hartgesottenen Schweinen umzugehen. Wir müssen herauskriegen, was sie im Schilde führen. Es hat etwas mit unserer Arbeit zu tun, soviel ist klar. Und zwar mit einem Auftrag in Aachen und noch einem im Osten. Reinhard sprach davon, gleich zweifach in den Fettnapf getreten zu sein. Im ersten Fall hat er bereits Beweise gesammelt. Sein toter Freund hatte auch die Finger im Spiel. Beim zweiten Fall hatte ich den Eindruck, dass er noch keine richtige Ahnung hat, worum es da eigentlich geht."
In diesem Moment betrat Richter das Büro.
"Was gibt's denn?", fragte Montag gereizt.
"Alle Rechner spielen verrückt. Die Dateien gehen nach und nach verloren."
"Kann nicht sein!", rief Montag.
"Ist aber so. Ich dachte gleich, da hat uns jemand ein Ei ins Nest gelegt, Chef. Ich habe das Virus-Suchprogramm laufen lassen, aber nichts gefunden. Und jetzt kommt's noch dicker. Die Sicherheitskopien sind alle gelöscht."
"Was?" Montag war aufgesprungen und schrie aus Leibeskräften. "Was … ist … hier ..." Plötzlich hielt er inne und sah Dreher und Richter abwechselnd an. Er hatte eine böse Ahnung. "Richter, wo sind die Bohrdaten aus Bitterfeld?"
"Auf meinem Schreibtisch. Ich dachte, das hat noch Zeit, weil ..."
"Ja ja, schon gut. Sind die Daten noch da?"
"Ich denke schon. Ich habe sie nicht weggenommen."
"Mein Gott, Richter! Es geht doch nicht um Sie und Ihre Ordnungsliebe. Sehen Sie nach!", herrschte Montag.
Richter eilte zu seinem Tisch und suchte all die unerledigten Papiere durch. Er wurde immer hektischer. Ein Ausdruck von Panik zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Montag stand neben ihm, die Hände in die Hüften gestützt.
"Ich weiß genau, dass sie hier gelegen haben!"
"Aber jetzt sind sie weg." Montag seufzte. "Verdammt. Ohne die Bohrdaten sind unsere Analysen wertlos! Da hat jemand nachgeholfen. Richter, man hat uns schwer gelinkt. Diese Schweine sind selbst bei uns schon gewesen! Ich glaube, jetzt geht es uns an den Kragen."
"Heinrich beruhige dich! War irgendeine Tür aufgebrochen, oder ein Fenster?", fragte Dreher.
"Nein, nicht das ich wüsste!" Montags Hand hielt sein Kinn fest.
"Dann muss jemand einen Schlüssel gehabt haben", folgerte Dreher mit finsterem Blick.
"Woher denn? Willst du sagen, dass einer meiner Mitarbeiter ...", fragte Montag barsch.
"Ich will gar nichts sagen. Aber kalkulieren musst du auch das, Heinrich."
Richter warf Dreher einen missmutigen Blick zu, während Montag wild gestikulierend in
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