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Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Titel: Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Kreutzer
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Richter."
    Als hätte Montag den Teufel an die Wand gemalt, schoss Richter um die Ecke.
    "Chef, schauen Sie mal, was ich gefunden hab."
    Er reichte Montag einen zerknitterten, schmutzigen Zettel. Montag las die verschmierten Zahlen und Worte und riss die Augen auf. "Die vermissten Bohrdaten. Richter, Sie überraschen mich immer wieder. Wo haben Sie das her?"
    "Ich habe die Angewohnheit, zu stark verschmutzte Geländezettel am Schreibtisch detailgetreu abzuschreiben. Ich kann die Dinger im Original oft nicht mehr sehen, so verdreckt, wie die manchmal sind. Ich weiß zwar, dass das nicht ganz korrekt ist, die Originale anschließend wegzuschmeißen, aber was soll's. Jedenfalls habe ich den unter einer halben Tonne Altpapier im Container draußen nach einer halben Stunde Tauchen und Suchen gefunden. Was krieg ich dafür?"
    Montag nahm Richters Kopf zwischen die Hände und gab ihm einen Schmatzer auf die Stirn. "Richter, kaufen Sie sich ein Erdbeereis auf Kosten der Firma und zeigen Sie dem kleinen Klugscheißer unsere Rechner."
    Richter gab dem roten Krauskopf zu verstehen ihm zu folgen, während Montag und Dreher gemeinsam das Büro verließen.
    "Kleiner, das war mein Chef. Manchmal geht es mit ihm durch", sagte Richter zu dem Jungen. "Aber im Grunde seines Herzens ist er wie ein Lamm. Auch wenn er manchmal brummt wie ein alter Bär."
    *
    Giovanna Grimaldi stand an Deck der Fähre und starrte auf die aufgewühlte Wasserfläche. Ihr Blick verriet ihre Verbitterung. Giaco, der Dicke und sie hatten versagt. Nun waren sie auf dem Wasser und hatten die Spur des Mannes verloren, den sie beiseiteschaffen sollten. Sie würde Saltini gegenüber eingestehen müssen, einen Fehler begangen zu haben. Und das war für sie das Schlimmste. Er würde sie mit Verachtung strafen. Der Gedanke daran steigerte sich ins Unerträgliche. Sie wurde zunehmend unruhig, und mit ihr das Meer. Die Fähre erklomm Wellenberge, um sich dann in Täler zu stürzen. Die meisten Passagiere zogen sich in die Aufenthaltsräume zurück, der Ausschank wurde eingestellt. Die ersten Fahrgäste übergaben sich bereits.
    "Wir müssen ihn wiederfinden", schrie Giovanna Giaco ins Ohr.
    Giaco kämpfte mit seinem Brüllen gegen das Rauschen aus Wind und Wasser an: "Ich denke, das beste wird sein, Saltini einzuschalten. Er hat andere Möglichkeiten als wir. Allein finden wir ihn nie! Als erstes nehmen wir uns diesen Kapitän von dem Tragflächenboot vor. Der wird uns weiterhelfen können." Giaco setzte ein verächtliches Lächeln auf und ließ seinen Blick über das Meer schweifen.
    Unter großen Schwierigkeiten legte die Fähre in Milazzo an. Alle anderen Fähren hatten bereits ihren Verkehr eingestellt. Giaco sagte zu Giovanna: "Die Tragflügelboote laufen alle in diesem Teil des Hafens ein. Unser Kapitän wird irgendwo sitzen und einen Espresso trinken. Wir scheinen wieder Glück zu haben."
    Sie gingen auf die erste Bar zu und warfen einen Blick hinein. Am Ende saßen drei uniformierte Seeleute, deren Gesichter im Dunkel lagen. Sie rührten gelangweilt in ihrem Kaffee. Giaco trat ein und ging auf die drei zu. Als er erkannte, dass der Kapitän nicht unter den Wartenden war, drehte er sich um und verließ die Bar. Er gab Giovanna, die an der Tür gewartet hatte, durch einen Wink mit dem Kopf zu verstehen, dass sie woanders suchen mussten.
    Zur nächsten Bar war es nicht weit. Angesichts des schneidenden Regens zwängten sie sich an der Häuserfront entlang, um wenigstens die hauszugewandte Seite ihres Körpers vor der peitschenden Nässe zu schützen. Der Dicke folgte ihnen.
    Giaco erkannte ihn sofort: Der Kapitän mit dem markant geschnittenen Gesicht stand an der Theke, hielt eine Espressotasse in der Hand und unterhielt sich mit dem Barmann. Beide schienen über einen anderen Gast Scherze zu machen. Dieser warf ihnen grimmige Blicke zu. Mit rauer Kehle begann der Verulkte sich zu wehren. Dann erhob er sich und machte sich über den Kapitän lustig. Er parodierte dessen elegante Gestik, wobei er mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand eine nicht vorhandene Tasse an einem imaginären Minimalhenkel hielt, was an dem Tisch angesichts des Abspreizens seines kleinen Fingers zu tosendem Gelächter führte. Der Kapitän und der Barmann lachten herzlich mit. Dem schlechten Wetter war in dieser Bar allem Anschein nach der Eintritt verwehrt worden.
    Giaco wartete die nächste Lachsalve ab und ging auf den Mann mit dem weißen Hemd und den blau-goldenen Schulterklappen zu.

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