Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
Telefon sagen würde, du würdest es nicht glauben. Kann ich dich sehen? Es ist wirklich dringend", sagte Montag müde und stützte seine Augenhöhlen auf Daumen und Zeigefinger seiner Linken.
"Natürlich. In einer Stunde?", fragte Dreher.
"In einer halben. Ich koche Kaffee in der BUTec!"
Montag nahm das Telefonbuch zur Hand, suchte eine Nummer und wählte erneut. Nach kurzem Klingeln meldete sich eine schlecht gelaunte Frauenstimme.
"Gesundheitsamt der Stadt Aachen, Guten Tag."
"Mein Name ist Montag. Frau Doktor Steglitz bitte", verlangte er barsch.
"Doktor Steglitz ist nicht zu sprechen."
Montag wurde lauter: "Und wenn ich Ihnen sage, dass hier gleich jemand tot umfällt, weil Sie mir keinen Arzt ans Telefon holen, was machen Sie dann? Wie ist Ihr Name?", schrie er aufgebracht.
"Augenblick!", überschlug sich die Stimme gehetzt.
Nach einer halben Minute hörte er ein Klicken in der Leitung. "Steglitz."
"Guten Tag Frau Doktor Steglitz ..."
"… und wenn Sie jetzt niemand haben, der gleich tot neben Ihnen umzufallen droht, lege ich sofort wieder auf!"
"Es geht um Lasky. Er ist schon tot!" Montag hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Er verfluchte sich innerlich.
"Sie machen wohl blöde Scherze!", rief die Frau aufgebracht.
"Frau Doktor Steglitz, entschuldigen Sie bitte, ich wollte es Ihnen anders beibringen. Kann ich Sie treffen?", fragte er.
"Ja natürlich. Wie um Himmels Willen ist das denn passiert?"
"Hören Sie genau zu! Sagen Sie niemand, was geschehen ist. Niemand! Wenn ich mit Ihnen gesprochen habe, werden Sie mich verstehen. Sie können mir vertrauen. Ich weiß, dass Ihnen das schwer fällt, weil Sie mich nicht kennen. Ich bin der Partner des Freundes, mit dem er sich in Italien getroffen hat. Wann haben Sie Zeit?"
"In der Mittagspause. Ab zwölf."
"Kennen Sie den Schwan am Rathaus? Ich werde im obersten Geschoss einen Tisch für uns reservieren lassen. Ab Viertel nach zwölf. Wie werde ich Sie erkennen?"
"An meinem erschütterten Gesicht!"
*
Montag war dabei, die Akte ICCO noch einmal durchzusehen, er hatte sich im Büro Ruhe erbeten. Nach kurzer Zeit klopfte es an seiner Tür. Montag sah aus der Akte auf und blickte in das gütige Gesicht von Wilhelm Hausmann, das von der Sonne braungebrannt und von jahrelanger Arbeit und den Sorgen gezeichnet war.
"Darf ich reinkommen?" Hausmanns Kopf blickte durch den Türspalt.
"Du bist ja schon drinnen!", antwortete Montag knapp, ohne seinen Kopf zu heben.
"Wie geht es Euch im Affenstall?"
Hausmann hatte das Büro – als es noch ihm gehörte – den 'Affenstall' genannt, solange Montag ihn kannte. Und nachdem er aus dem Geschäft ausgeschieden war und Montag und Schröder ihm die Firma und den Kundenstamm abgekauft hatten, war er bei der Bezeichnung geblieben. Montag ärgerte sich über das Wort. Hausmann hatte damals wegen Überarbeitung das Handtuch werfen müssen. Die Ärzte hatten ihm nach einem Herzinfarkt dazu geraten. Er lebte immer noch, und das nicht schlecht. Ab und zu, wenn er es zu Hause nicht mehr aushielt, kam er vorbei und fragte nach dem Wohlergehen. Er genoss das Vertrauen von Schröder und Montag, die schon als Studenten bei ihm gejobbt hatten. Zwar hatte sich die fachliche Struktur des Büros geändert, aber das Geschäftsprinzip war noch sehr ähnlich. Deshalb waren Schröder und Montag für jeden Tipp des alten Hasen dankbar.
"Wie war der Skiurlaub?", fragte Montag lakonisch, den Kopf in der Akte.
"Wunderbar! Viel Schnee und Sonne", sagte Hausmann lächelnd. Montag sah kurz hoch. "Ja, du siehst gut aus. Die Gesundheit in Person."
"Danke, dein Gesicht gleicht eher einer Käseplatte. Gibt's Ärger?"
"Ärger ist ein Hilfsausdruck. Wir stecken bis zum Hals in der Scheiße!" Montags Hand fuhr an seiner Kehle vorbei.
"Was ist denn passiert?", fragte Hausmann.
Montag schilderte ihm oberflächlich, was los war, verschwieg aber den Mord an Lasky.
"Das klingt nicht gut. Kann ich Euch helfen?"
"Du hast doch damals schon für die ICCO Baugrunderkundungen gemacht. Weißt du irgendwas?" Montags Frage war eindringlich.
Hausmann zögerte und schüttelte dann langsam den Kopf. "Nein, mir ist nie etwas Unregelmäßiges aufgefallen. Sie waren immer gute Kunden, wie du weißt."
"Ja, ja, du hast dich ja immer gut mit denen verstanden. Gehst wohl immer noch mit dem Leclerq zum Reiten! Wenn dir was einfällt, sag uns bitte Bescheid." Montags Blick war wieder auf die Akte gesenkt. "Entschuldige, aber ich hab absolut keine
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