Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
Würden sie ihn erwischen? Nein, das durften sie nicht. Zwar beurteilte er seine Chancen schlecht, aber er musste es versuchen. Willenlos ergeben würde er sich nie! Er musste sich einen flexiblen Plan ausarbeiten, der jederzeit einen Ausweg und eine Alternative bieten würde.
Wie kam er möglichst weit nach Norden, ohne aufgestöbert zu werden? Das Flugzeug fiel als Verkehrsmittel aus, denn nichts war einfacher für seine Feinde, als die wenigen Abflugmöglichkeiten unter Kontrolle zu halten. Außerdem hatte er keine Papiere, die waren in seiner Jacke im Schlund des Strombolis gelandet. Also konnte er kein Auto mieten. Das einzige, was blieb, war die Bahn. Jetzt brauchte er erst mal Bargeld. Je länger er im Zug saß, umso größer wurde zwar die Gefahr, entdeckt zu werden. Im Zug aber konnte er sich zur Not verstecken, zumal er kaum Gepäck bei sich trug.
Er musste irgendetwas entdeckt haben, was Saltini großen Ärger gebracht hatte. War Lasky ein versehentliches Opfer oder ein geplantes? Hatten sie ihn nur erschossen, weil er Zeuge des Mordes an Schröder geworden wäre oder hatte er mit der Sache zu tun? Oder beides?
Ihm ging die Tatsache durch den Kopf, dass Saltini zwar eher beiläufig, aber zielstrebig nach dem Auftrag in Bitterfeld gefragt hatte. Aber das ergab für Schröder alles keinen Sinn. Warum sollte eine Firma auf ihrem eigenen Gelände Gift verstreuen? Um Gift verschwinden zu lassen, würde man es vergraben. Aber vielleicht wollten sie es gar nicht verschwinden lassen, sondern es sollte gefunden werden.
Nein, das hatte keine Logik. Trotzdem, die Geschichte war faul, sie stank an allen Ecken. Er musste Montag erreichen und ihn aufklären.
*
Eine Ansage auf Italienisch ließ ihn aufschrecken. Der letzte Aufruf für den Zug, in dem er saß, ließ am Bahnsteig kurze Hektik aufkommen. Menschen verabschiedeten sich und stiegen zu. Ein Pfiff ertönte, Türen wurden geschlossen, und der Zug fuhr los. Außer ihm war niemand in dem Abteil.
Einige Stunden ließ Schröder die Küste an seinem Fenster vorüberfliegen – ab und zu durch das Halten des Zuges unterbrochen. An jedem Bahnhof lehnte Schröder sich bei der Einfahrt des Zuges aus dem Fenster. Bekannte Gesichter am Bahnhof wollte er erkennen, bevor sie ihn finden konnten.
Schließlich erreichte der Zug am Abend spät Salerno im Süden von Neapel. Eine viertel Stunde später stand er vor einer Rezeptionstheke und blickte in zwei freundliche braune Augen.
"Ich brauche ein Zimmer für eine Nacht."
"Welchen Namen darf ich aufschreiben?"
Schröder dachte daran, dass er für höhere Beträge nur eine Kreditkarte in seinem kleinen Rucksack bei sich trug. Und dieser edle Schuppen sah nicht so aus, als würde man hier irgendetwas geschenkt bekommen. Er würde sich wohl oder übel unter seinem richtigen Namen eintragen müssen.
"Schröder."
"Haben sie einen Ausweis dabei?"
"Ich habe einen Unfall gehabt, und meine Papiere sind mir abhandengekommen. Aber ich habe meine Kreditkarte dabei. Durch meine Unterschrift kann ich Ihnen beweisen, dass sie mir gehört."
Ihr Blick verriet Mitgefühl für seine Situation. Schröder hatte die Karte bereits aus seinem Rucksack hervorgekramt, nahm den Kugelschreiber in die Hand, der auf der Theke an einer Standfeder wippte. Er schrieb seinen Namenszug auf ein Blatt Papier. Er legte das Papier und die Kreditkarte so übereinander, dass man die Unterschriften vergleichen konnte. Beides schob er der Frau zu. Sie warf einen flüchtigen Blick darauf und nickte zustimmend. Sie glaubte ihm und notierte seinen Namen in ihr Rezeptionsbuch.
"Ihr Schlüssel Herr ..." Ihr Blick schwenkte zu dem Buch "... Doktor Schröder."
Sie reichte ihm den Zimmerschlüssel, der an einem unhandlichen Metallklotz baumelte, wie man ihn von vielen Hotels der Welt gewohnt ist. "Wann möchten Sie frühstücken?"
"Frühstück bitte um acht. Können Sie mich um halb acht wecken?"
"Nicht persönlich, aber es wird sich schon machen lassen", lächelte die junge Frau.
Schröder nahm den Aufzug zum vierten Stock. Er öffnete sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich zweimal und ging geradewegs zum Bad. Die erste heiße Dusche seit Tagen tat ihm gut. Er fühlte sich ausgezehrt. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, nahm er den Hörer des Telefons in die Hand und wartete, bis sich die freundliche Dame an der Rezeption meldete.
"Bitte ein Gespräch nach Deutschland."
Schröder diktierte eine lange Reihe von Ziffern.
"Wenn es bei ihnen klingelt, ist
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