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Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Titel: Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Kreutzer
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Giovanna und der Dicke setzten sich an den ersten freien Tisch. Giaco sprach den Kapitän freundlich an:
    "Capitano, bitte, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?"
    "Ja, sicher. Mit wem habe ich das Vergnügen?" Der Fährmann wirkte trotz seiner Autorität, die er ausstrahlte, vergnügt und offenherzig.
    "Das ist nicht so wichtig. Ich kann Ihnen nur unter vier Augen sagen, worum es geht, Capitano." Giaco beugte sich vor und sprach gedämpfter. "Glauben Sie mir, es ist eine unangenehme Geschichte, und ich würde nicht so geheimnisvoll sein, wenn ich eine Möglichkeit sehen würde, offener zu reden, Capitano." Giaco ließ bei den letzten Worten seinen Blick durch die Bar gleiten, um seinem Gegenüber anzudeuten, dass dieser Raum tausend Ohren hatte.
    "Sagen Sie mir, worum es geht!", beharrte der Kapitän streng.
    Giaco musste einen Schritt weitergehen. Er warf einen kurzen Blick auf die rechte Hand des Kapitäns und wusste, wie ein gutaussehender Mann von diesem Format, der einen Ehering trug, aus der Ruhe zu bringen und zu überreden war, einen belebten Raum freiwillig zu verlassen.
    "Es ist eine delikate Geschichte, es geht um eine Frau, Capitano", bluffte Giaco.
    "Ja gut, schweigen Sie. Wissen Sie, wo die Tragflügelboote liegen?" Giaco nickte und sah den Mann mit einer Mischung aus Drohgebärde und Hohn an.
    "Gehen Sie zum zweiten Schiff. Ich folge ihnen zwei Minuten später", flüsterte der Kapitän nervös.
    Giaco nickte und wandte sich ab. Der verunsicherte Mann griff nach Giacos Arm und hielt ihn fest, bis dieser sich mit drohendem Blick auf die Hand umdrehte.
    "Ist es etwas Tragisches?", fragte der Kapitän besorgt.
    "Nein, tragisch ist es nicht, Capitano, eher delikat, Sie verstehen?"
    Der Kapitän nickte und sah kurz zu Boden, woraufhin er versuchte, seine normale Fröhlichkeit vorzuspielen, um bei den anderen Gästen keine Fragen aufkommen zu lassen.
    Giaco machte sich auf den Weg. Er lief los. Das prasselnde Wasser drang gnadenlos durch seine Kleider und entlockte ihm einen Schauer. Auf dem Deck des Boots presste er seinen Rücken gegen die verschlossene Tür, die zum Steuerhaus führte.
    Nach kurzer Zeit sah er den Kapitän. In gebückter Haltung bewegte er sich mit großen Schritten durch den Regen, während er die Uniformmütze auf seinem Kopf festhielt. Selbst in diesem Zustand strahlte dieser schlanke Mann noch Eleganz und Anmut aus. In Giaco wucherte der Neid. Als die beiden Männer nebeneinander standen, holte der Kapitän einen Schlüssel hervor und sperrte die Tür auf. Mit einem Wink hieß er Giaco zuerst einzutreten. Hinter ihnen schloss er den Eingang zur Brücke zu.
    "Was haben Sie mir zu sagen?", fragte der Kapitän im Befehlston. Er hatte seine Fassung offenbar wiedergefunden. Er reichte Giaco ein weißes Flanelltuch und trocknete sich selbst mit einem zweiten das Gesicht ab. Giaco frottierte zaghaft seinen Kopf, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen.
    "Heute Morgen haben Sie einen Sarg mit einer quicklebendigen Fracht transportiert. Ein guter Freund von mir, wissen Sie! Wo haben Sie ihn abgeliefert?" Giaco verzog keine Miene.
    "Was hat das mit einer Frau zu tun?" Der Kapitän wirkte überrascht.
    "Kleiner Trick von mir!", erwiderte Giaco mit einem hämischen Grinsen.
    "Raus!", herrschte der Kapitän ihn an und deutete auf die Tür.
    "Aber Capitano, Sie wollen doch einen Gast nicht in den Regen hinaus schicken, oder?" Das plötzlich gezückte Springmesser, das Giaco jetzt kurz vor den Bauch des überraschten Kapitäns hielt, machte eine Antwort überflüssig.
    "Was wollen Sie?" Der krisenfest ausgebildete Seemann blieb ruhig.
    "Das habe ich Ihnen schon gesagt."
    "Sie werden nicht allen Ernstes erwarten, dass ich Ihnen eine verwertbare Auskunft geben kann. Ich weiß weder, was diese Holzkiste enthielt, noch ist mir bekannt, was mit ihr nach dem Entladen geschehen ist. Die Fracht regelt unsere Verwaltung."
    "Hören sie auf, mich zu verscheißern", stieß Giaco hervor und drückte die Spitze seines Messers gegen das weiße Hemd, bis an dieser Stelle ein kleiner roter Fleck erschien und in dem von der Baumwolle aufgesogenen Regenwasser verlief.
    Der Kapitän sah ungerührt auf. "Gut. Ich sehe, Sie sind entschlossen." Er starrte seinem Bedroher fest in die Augen. "Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen. Wir nehmen oft Fracht mit. Erst an Bord habe ich bemerkt, dass ein lebendiger Mensch drin war. Also habe ich ihn gefragt, was er da zu suchen habe. Er konnte mir nicht antworten, weil ... "

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