Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
so dass sie ihre Schulter fast unmerklich schüttelte und das Gesicht verzog.
"Nehmen Sie ein schnelles Auto! Sie müssen ihn erwischen. Egal, was es kostet!"
"Wir werden hinfahren und fragen, ob der Kellner etwas weiß. Sie können sich auf uns verlassen", antwortete Giovanna demütig.
Saltini wurde so leise, dass sie ihn kaum noch verstehen konnte. "Und wenn Sie diesmal versagen, dann gnade Ihnen Gott, falls Sie an ihn glauben!"
*
Vennmeier hatte einen zweiten Wein bestellt und erzählte Carola Steglitz seine Geschichte. Er schilderte seine erste Begegnung mit den erkrankten Kindern und die Symptome, die sie gezeigt hatten. Dann kam er zu dem Punkt, wo er dem Amtsleiter Dr. Hermann zum ersten Mal den Fall beschrieben hatte. Kurz darauf war Hermann krank geworden. Tacke hatte die Leitung des Gesundheitsamts übernommen.
Seine Miene wurde finster, als er von dem Konflikt berichtete, der sich damals abzuzeichnen begann. Vennmeier jedoch hatte sich unbeirrt gezeigt und weitergeforscht. Schließlich schilderte er seine erzwungene Kündigung und dass Tacke nicht davor zurückgeschreckt hatte, ihn in Ungnade hinauszuwerfen, wäre er nicht in vorgetäuschtem Einvernehmen gegangen; denn die Arbeitsgerichte wären noch nicht sehr weit gewesen zu der damaligen Zeit. Er schüttelte fast unmerklich mit dem Kopf.
"Und die Akten, ich meine die Untersuchungsergebnisse, die Daten, Ihre Aktennotizen, wo sind sie geblieben?"
"Tacke hat alles vernichtet."
In Carola Steglitz' Gesicht machte sich Enttäuschung breit. Sie ließ sich in ihren Sessel zurückfallen.
Vennmeier legte den Kopf zurück und sah mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel, wo mittlerweile Wolken aufgezogen waren. "Aber nicht, bevor ich alles kopiert oder abgeschrieben hatte. Von den meisten Schriftstücken hatte ich ohnehin Durchschläge gemacht, sie wissen, Kopiermaschinen waren zu der Zeit noch eine Seltenheit. Dann bin ich zu Hermann gegangen und habe mir die gesamten Akten gegenzeichnen lassen. Es fehlt nichts in meiner Sammlung!"
Ihr Gesicht hellte sich auf.
"Es wird kühler! Gehen wir hinein?"
Sie betraten das Café und nahmen an einem Tisch Platz, der in der hinteren Ecke stand.
"Herr Vennmeier, wo sind denn diese Akten jetzt?" Carola Steglitz war bis zum Nervenzerreißen gespannt.
Vennmeier kramte in seiner Ledertasche und knallte einen verschnürten Aktendeckel auf den Tisch, dessen Umschlag mit der Zeit seine rote Farbe in diffuses Grau hatte umkippen lassen. "Wissen Sie, diese Mappe hab ich geschützt wie meinen Augapfel. Noch zweimal Weißwein, bitte!", bestellte Vennmeier.
"Darf ich die Akten einsehen?"
"Natürlich, dazu habe ich sie mitgebracht."
Aufgeregt blätterte sie in den Papieren und ließ sich keine Information entgehen, während Vennmeier zufrieden einen Schluck Wein nach dem anderen trank und die Frau gegenüber genau beobachtete. Nach einer viertel Stunde hatte Carola Steglitz zu Ende gelesen. "Das ist eine Bombe", stellte sie fest.
"Ja, das ist es. Ich übergebe Ihnen diese Papiere."
Sie sah ihm fragend in die Augen.
"Ich meine es ernst. Soll ich noch länger darauf warten, dass etwas damit geschieht? Nein, nein. Sie sind die richtige Person. Sie sind die Erfüllung meiner jahrelangen Hoffnung, mit diesem Kerl aufzuräumen. Es ist zwar lange her, und ich glaube, juristisch ist das alles nicht mehr aufzurollen. Aber wenn Sie sagen, dass neue Fälle der Krankheit aufgetaucht sind, ist es zumindest für die Presse interessant. Und wenn das an die Öffentlichkeit kommt, dann haben wir ihn. Hab ich Recht?"
"Ja, haben Sie."
"Und wenn Sie noch einmal Hilfe brauchen in diesem Fall, egal welcher Art, Sie wissen, wo ich mich aufhalte."
*
"Einundzwanzig Uhr zwanzig: Sie verlassen das Restaurant, sind sehr vergnügt. Leclerq küsst ihre Wange. Sein Wanst scheint gefüllt zu sein! Mit allen Köstlichkeiten der europäischen Fresskunst."
Vogler drückte auf den Auslöser. Er hatte mittlerweile einen hochempfindlichen Film eingelegt, dem die Leuchtkraft einer Laterne genügte, um angemessen das Licht zu sammeln.
"Sie besteigen den Jaguar und fahren Richtung Stolberg. Ich häng mich ran."
Im Zentrum der Stadt blieb der Jaguar auf der Rathausstraße stehen. In sicherem Abstand bog Vogler rechts ab, fuhr den Wagen an den Straßenrand. Er zog die Handbremse kräftig an, verließ den Volvo und spurtete zurück. An der Straßeneinmündung bewegte er seinen Kopf vorsichtig um die Ecke und sah, wie das Paar Arm in Arm die Fahrbahn
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