Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
verabreicht wurden. Es hatte nicht sehr lange gedauert, bis die Herren mit ihren vor Mayonnaise und Ketchup triefenden Fingern das Thema Nummer eins angeschnitten hatten: Sie träumten lauthals von Frauen, die ihren Wünschen entsprechen würden.
Als das Gespräch auf Leclerqs anscheinend äußerst attraktive Sekretärin kam, wurde Vogler hellhörig. Einer der Arbeiter sprach einen Verdacht aus, dem Vogler nachgehen wollte. Ihm war klar, dass es lange dauern könnte, bis Leclerq die Firma verlassen würde. Denn schließlich war er der Direktor dieses Werks. Unerwartet früh sah Vogler den dunkelgrünen Jaguar, wie er das Werkstor passierte und davonfuhr. Leclerq war allein im Wagen. Vogler setzte sich auf seine Fährte. Es war dichter Berufsverkehr.
Leclerq fuhr die Trierer Straße Richtung Süden lang und hielt an einer Tankstelle kurz vor der Auffahrt zur Autobahn. An der Säule stand eine Frau mit feurig roten Haaren, die sogleich seinen Wagen bestieg. Wenn er sich hier mit einer Frau traf, war es ein geheimes Verhältnis. Vogler ahnte, dass diese Frau Leclerqs Sekretärin war: Volltreffer.
Er hob die Nikon, die er sich von seiner Tochter ausgeliehen hatte, und schoss drei Fotos: eines von der Frau, eines vom Jaguar, als die Frau den Türgriff betätigte, und eines, als sie in den Jaguar einstieg, so dass das Kennzeichen gut leserlich auf dem Bild erscheinen würde.
Der Jaguar setzte seine Fahrt fort und bog zur Autobahnauffahrt ein. Vogler nahm ein kleines Diktiergerät in die linke Hand, drückte den roten Knopf und sprach in das eingebaute Mikrofon.
"Achtzehn Uhr zehn: Leclerq trifft eine Frau an einer Tankstelle in Höhe Autobahnauffahrt Aachen-Brand. Er fährt auf die Autobahn Richtung Köln. Die Frau, die neben ihm sitzt, sieht verdammt Klasse aus. Er hat einen guten Geschmack. Warum bin ich nie einen Jaguar gefahren?"
Kurze Zeit später wurde der Jaguar langsamer. Vogler sah auf seinen Tachometer und stellte fest, dass der Jaguar auf 80 Stundenkilometer abgebremst hatte.
"Achtzehn Uhr fünfzehn: Abfahrt Eschweiler. Leclerq und seine Maus verlassen die Autobahn."
Von der Abfahrt aus fuhr der Wagen Leclerqs in südliche Richtung nach Stolberg.
"Leclerq fährt nach Stolberg, merkwürdig. Er trägt die Kirche ums Kreuz. Der Umweg über Eschweiler scheint ihm zu gefallen."
Vogler hatte allmählich Befürchtungen, dass sein Volvo Leclerq doch auffallen könnte. Er ließ sich zurückfallen. Mittlerweile war er soweit von ihm entfernt, dass er den Jaguar nur noch sehen konnte, wenn er auf langen Geraden fuhr.
In Stolberg bog der Jaguar rechts ab, so dass er jenseits des Vichtbachs nahezu parallel zurückfuhr, allerdings auf der anderen Talseite. Bald hatte er die Stadt wieder verlassen und kam auf eine Landstraße, die gleich hinter dem Ortsschild eine scharfe Rechtskurve machte und durch einen Mischwald führte. Dort, wo der Wald lichter wurde, sah man von weitem schon einen großen Hof liegen, dessen schneeweiße Wände einen Kontrast zum tiefen Grün der Wälder bildeten.
"Achtzehn Uhr fünfunddreißig: Leclerq hat zu viel Geld in der Börse. Wir befinden uns am Gut Schwarzenbruch."
Leclerq stellte den Jaguar ab, ging um den Wagen herum und öffnete seiner Sekretärin die Tür. Sie stieg aus. Leclerq hielt ihre Hand und küsste sie flüchtig. Dann schritten sie die wenigen Stufen des alten Gutshauses hinauf und verschwanden hinter der wuchtigen rosafarbenen Tür. Vogler hatte mit seiner Nikon jede Phase festgehalten und richtete sich auf eine lange Wartezeit ein. Sein Auto stand auf einem Waldweg geparkt. Er öffnete sein Handschuhfach, nahm in freudiger Erwartung Schopenhauers Aphorismen zur Hand und versank in dieser Vielfalt aus Worten, um sich die kommende Zeit zu verkürzen.
*
Saltini war aufgeregt, als Giovanna Grimaldi sich bei ihm meldete. Er hatte schon früher mit ihrem Anruf gerechnet.
"Wo sind Sie?", fauchte Saltini erbost in die Sprechmuschel.
"In Verona!" Sie stand in der Telefonzelle und sah, wie Giaco mit verschränkten Armen auf dem Gehsteig stand und Giovanna genüsslich dabei beobachtete, wie sie vor Saltini duckte.
"Er hat vor einer Stunde in Brixen in einem Restaurant namens Löwenhof an der Straße zum Pustertal bezahlt, eine höhere Summe", sagte Saltini bestimmt. "Wahrscheinlich hat er jemand eingeladen."
"Wir machen uns auf, ihn zu finden." Giovannas Stimme zitterte.
Saltinis Stimme wurde leise, sehr leise. Seine Eindringlichkeit ließ Giovanna einen Schauer spüren,
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