Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
zu.
Ganter fuhr den LKW an die Stelle, wo er letztes Mal aufgehört hatte. Dann stieg er aus, zog Schutzhandschuhe und Mundschutz über und montierte eine Vorrichtung vor das Auslassrohr des großen Tankaufbaus, die dafür sorgte, dass ziemlich genau drei Liter Flüssigkeit in der Sekunde fächerförmig ausfließen konnten. Anschließend öffnete er den Auslasshahn. Augenblicklich quoll eine zähe Flüssigkeit hervor.
Er spurtete zur Fahrerkabine und setzte den Wagen in Gang. Mit 20 Stundenkilometer legte Ganter seine Schleifen im Abstand von ungefähr fünf Meter über das Gelände, so dass die gesamte Oberfläche möglichst flächendeckend durchsetzt wurde.
Nach einer Stunde und zehn Minuten machte er sich an die letzte Schleife. Als er am Ende des Grundstücks angekommen war, stieg er aus und sah auf die Skala des senkrechten Glasrohres, das den Flüssigkeitsstand im Tank anzeigte. Von den zwölf Kubikmetern, die ursprünglich vorhanden waren, war noch ein halber übrig. Er ließ ihn an Ort und Stelle auslaufen. Dann montierte er die Vorrichtung ab, setzte sich in den LKW und fuhr auf die Ausfahrt zu.
Der kleine Mann öffnete ihm das Tor. Ganter zog die Handschuhe und den Mundschutz aus, nahm den letzten Schluck aus einer Coladose und schmiss sie aus dem Fenster gegen das Eisengitter, so dass sie scheppernd zu Boden fiel. Dann steuerte er den LKW zurück Richtung Berlin, wo er ihn wie vereinbart abgeben würde.
*
Giovanna und Giaco hatten die Ausfahrt Brixen genommen, die Maut bezahlt und suchten den Löwenhof. Giovanna setzte ihr charmantestes Lächeln auf und ging auf den Kellner zu.
"Entschuldigen Sie, ich bin auf der Suche nach einem Freund, er war vor kurzem hier, nehme ich an." Giovannas Freundlichkeit wirkte erkennbar aufgesetzt.
Der Kellner war Süditaliener, wie Giaco. "Wer will das alles wissen?", fragte er abweisend.
Giaco nahm ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und sagte: "Wir beide wollten uns hier mit ihm treffen, aber ich glaube, wir haben ihn verpasst. Er ist Deutscher, Anfang dreißig, groß und schlank. War er hier?"
"Kann schon sein", sagte der Kellner und sah beiläufig auf die Geldscheine.
Giaco gab ihm den ersten Schein. Der Kellner steckte ihn sofort in die Tasche. "Heute war nur ein Deutscher hier."
"War er allein?", fragte Giaco und nahm wieder zwei Scheine.
"Nicht allein. Mit einer Frau. Sie haben hier gegessen", sagte der Kellner beiläufig.
"Weißt du sicher, dass er Deutscher war?"
"Wie ich gesagt habe, heute Mittag war nur ein Deutscher hier, das Restaurant war ziemlich leer."
"Haben die beiden nur gegessen?"
"Vorher haben sie Akten studiert, er hat ihr irgendwas erklärt."
"Weißt du, worüber sie gesprochen haben?"
"Nein, nein, ich höre niemals den Gästen zu. Warum wollt ihr das alles wissen?", fragte der Kellner vorsichtig.
"Wir wollen ihn nur finden. Wissen Sie, wohin er gegangen ist?", fragte Giovanna mit weichem Ton.
"Er fragte nach einem Autoverleih."
"Wo ist der Verleih?" Giaco hielt einen fünfzigtausend-Lira-Schein in der Hand.
"Kommt mit!", sagte der Kellner und fixierte den Geldschein. Er ging zur Rezeption. Giovanna und Giaco folgten ihm. Er überreichte ihnen eine von den Karten, die er auch Schröder gegeben hatte.
Giaco steckte ihm den Schein zu und stürmte zum Ausgang. Sie bestiegen ihren Mercedes und fuhren in die Stadt zu dem Autoverleih.
"Haben Sie heute an einen Deutschen ein Auto ausgeliehen, er war unter Umständen in Begleitung einer jungen Dame." Giovanna beschrieb Schröder kurz.
"Wohin kämen wir denn, wenn ich jedem bereitwillig Auskunft erteilen würde, wer bei mir ein Auto ausgeliehen hat? Wir sind eine international anerkannte Firma!", empörte sich der Bedienstete.
Einen Augenblick später bereute er seine Aufmüpfigkeit. Giaco war vorgetreten und hatte ihn am Hemd gepackt, so dass der Krawattenknoten des Mannes grotesk in den Himmel wies. Mit der anderen Hand drehte Giaco an der Nase des Mannes, der panisch um Gnade bat. Giaco ließ seine Nase los.
"Schon gut. Er hat einen Opel Vectra ausgeliehen!"
"Einen Opel Vectra. Farbe?"
"Dunkelblau!"
"Kennzeichen?"
Der Mann stammelte das Bozener Kennzeichen herab. "Wohin wollte er fahren?"
"Ich … ich ..."
Giaco packte fester zu. "Wohin?", schrie er ihn an.
"Ins Val di Cadore, sowie ich verstanden habe, aber ich bin mir nicht ganz sicher."
"Sicher oder nicht sicher?" Giaco schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht, so dass seine Nase zu bluten begann.
"Ja, ins Cadore,
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