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Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Titel: Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Kreutzer
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ohrenbetäubenden Knall, der einen Schneesturm zu entfachen schien.
    *
    Ruth Westermann glaubte, ihr Herz würde stehenbleiben, als der österreichische Zollbeamte ihr Abteil betrat. Sollte sie den Vorfall melden oder schweigen? Sie erinnerte sich an das Gespräch mit der jungen Frau und vertraute ihrer Menschenkenntnis. Diese Frau war keine Verbrecherin. Aber warum hatte sie die Aktenmappe dort zwischen Sitzpolster und Rückenlehne versteckt?
    "Haben Sie etwas zu verzollen?", fragte der kleine Beamte gelangweilt und zwirbelte mit rechtem Daumen und Zeigefinger seinen gekräuselten Schnurrbart zurecht, wobei er durch eine kleine Zahnlücke und unter einem Schnalzen seiner rechten Oberlippe die Luft einzog.
    "Nein, ich fahre durch nach Köln. Außerdem habe ich gar nichts gekauft."
    "In Ordnung. Angenehme Reise." Der Mann tippte mit der rechten Hand an seine Mütze und verließ das Abteil.
    Als der Zug kurz vor Innsbruck war, zog sie den Vorhang zum Gang vor und zerrte an dem Sitz, auf dem vor kurzem noch diese junge Frau gesessen hatte. Das Polster lockerte sich allmählich, die Ledermappe kam zum Vorschein. Aufgeregt öffnete sie die Tasche und entnahm ihr einen Ordner: Pläne, Daten und Handgeschriebenes, ein immer wieder auftretendes Emblem eines Ingenieurbüros namens BUTec aus Aachen. Sie blätterte in den Akten und verstand nur wenig von dem, was da aufgezeichnet war. Aber anscheinend war es brisant. Sie schlug die Mappe zu und beschloss, aus Köln dieses Büro anzurufen und die Papiere weiterzuleiten.
    *
    Vogler öffnete seine Wohnungstür. Er hatte den Mann abgehängt, der seit dem Werk versucht hatte, ihn zu verfolgen. Der Kerl war ein Anfänger gewesen, dachte Vogler.
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging er in die Küche und kochte Kaffee. Allmählich wurde ihm die gesamte Tragweite der Geschichte bewusst, die Leclerq ihm preisgegeben hatte. Je mehr er darüber nachdachte, desto unglaublicher schien ihm das Ganze. Die ICCO hatte wirklich an alles gedacht. Schröder sollte benutzt werden, um als Gutachter in Bitterfeld einen Beweis zu Gunsten der ICCO zu liefern, so als hätte das ehemalige Kombinat die Bodenverseuchung verursacht. Und das würde die Position der ICCO im Geschäft enorm begünstigen.
    Nur einen Fehler hatten sie gemacht. Sie hatten Schröder unterschätzt. Saltini hatte nicht damit gerechnet, dass der Geologe äußerst sorgfältig vorging und nicht käuflich sein würde.
    Es war nicht zu fassen. Alles war perfekt durchdacht gewesen, und der Fehler lag in einem nicht kalkulierbaren Detail. Vogler begann allmählich, diesen Schröder zu verstehen, einen seiner Auftraggeber, den er bisher nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte.
    Er nahm seine alte Walther PPK aus dem Schrank, kontrollierte ob das Magazin leer war, und steckte sie ein. Dann verließ er seine Wohnung und stieg in seinen Wagen. Er hatte eine weite Strecke vor sich und hoffte, nicht einzuschlafen, wie es ihm so oft passiert war, als er noch Streife gefahren war.

Pizza und Gutedel
     
    Montag stand vor seinem Herd und schob ein Backblech hinein. Das Blech würde reichen, dachte er. Die Salatsauce machte er sauer. Die Leute sollten wach bleiben.
    Gestern Abend hatte Vogler angerufen und um den heutigen Termin gebeten. Er war kurz angebunden gewesen. Montag fragte sich, was Vogler wohl herausgefunden hatte.
    Es klingelte. Montag ging zur Wohnungstür. Carola Steglitz war der erste Gast.
    "Wie war es in Nürnberg?", fragte Montag und hängte ihren Mantel auf einen Holzbügel.
    "Dieser Vennmeier ist ein interessanter Mann. Er war erstaunlich hilfsbereit. Er hatte noch die gesamten Akten von diesem Fall!"
    "Dann war die Reise aufschlussreich?"
    Sie nickte. "Ich würde Ihnen gerne mehr erzählen, aber vielleicht sollten wir warten, bis alle da sind, dann brauche ich nicht doppelt zu berichten."
    Montag ging in die Küche, nahm eine Flasche Gutedel aus dem Kühlschrank und öffnete sie.
    "Es riecht nach ... nach Oregano!", sagte Carola Steglitz.
    "Sie haben eine gute Nase."
    "Ich bin Ärztin, da wird die Nase geschult. Wussten Sie, dass in früheren Jahrhunderten die Ärzte Krankheiten am Geruch oder besser am Gestank erkannt haben? Erst die moderne Hygiene hat diese Diagnosemethode praktisch ausgewischt."
    "Das hat auch sicher seine Vorteile, meinen Sie nicht?", grinste Montag.
    "Sie haben Recht, aber einige Leute haben das mit der Hygiene womöglich falsch verstanden. Eine meiner Freundinnen duscht dreimal am Tag. Dafür

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