Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
sich. Die Technik, ein Verhör zu führen, hatte er nicht verlernt. Er hatte Leclerq Höllenangst eingejagt.
"Ich nehme an, in Ihrer bitteren Lage wird Ihre Familie das einzige sein, was sie seelisch am Leben erhalten kann. Beruflich wird ja jetzt einiges auf Sie zukommen. Seien Sie also klug und lassen Sie sich von Ihrer Frau trösten!"
Vogler wandte sich von ihm ab. Leclerq blickte ihm fassungslos hinterher. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um.
"Ich brauche natürlich gegebenenfalls Ihre Aussage vor Gericht. Denken Sie daran: Ruiniert sind Sie ohnehin. Und wenn Sie jetzt klug sind, werden Sie wahrscheinlich vergleichsweise glimpflich davonkommen. Es sei denn, Sie nehmen die anderen Schweine in Schutz, aber dann werde ich die Post bemühen. Erinnern Sie sich an meine Worte, jeden Tag!"
Vogler verließ das Büro. Leclerq wusste nicht einmal, wie der Mann hieß, der ihn so weich geklopft hatte.
*
Das Tal war in Weiß gehüllt; er schwebte durch die kalte Luft und ersehnte eine weiche Landung. Seine Skier würden einen harten Aufprall verhindern. Er wollte versuchen, auf dem Fahrweg aufzukommen, der Untere und Obere Valentinalm verband.
Er ließ die Steuerleinen los und entknotete den Schal, der immer noch seine Beine zusammenhielt. Das karierte Wolltuch entglitt seinen Händen und flatterte davon, während er seine Beine auseinander spreizte und nach unten sah.
Die Wipfel der Bäume kamen näher. Schröder entschied sich für eine Landung auf dem Plateau neben der oberen Alm. Er flog von Osten her auf die Einebnung zu, denn der Wind, den er zum Bremsen nutzen wollte, wehte bereits von Westen her das Tal hinab. Rechts unten sah er das Dach der Alm, die schon seit langer Zeit leer stand und dem Verfall gewidmet war. Weil die rechte Schirmseite durch die verwickelten Schnüre abbremste, musste er mit der linken Steuerleine ausgleichen, um eine Rechtskurve zu verhindern. Durch dieses Flugmanöver sank er sehr schnell.
Nun war er noch zehn Meter über dem Boden. Er zog beide Steuerleinen so stark durch wie er konnte. Der Schirm fiel über ihm zusammen, und seine Skier setzten ruhig auf der harten Schneedecke neben der Alm auf.
Schröder wandte sich um. Mit einem Schnaufen sah er dem Schirm zu, wie er zusammenfiel. Er ließ sich auf das Tuch nieder und prustete vor Erleichterung. Plötzlich drang von der Ferne ein Geräusch an ihn heran: der Hubschrauber.
Er traute seinen Ohren nicht. Sie hatten tatsächlich abgewartet, ob er die Wolke überleben würde. Schnell lief er um die Alm herum. Das Plateau, auf dem das Haus stand, fiel hier steil zum Bach hin ab. Er sprang durch eines der unverglasten Fenster, die in die ehemaligen Stallungen hinein führten. Die Wände waren gemauert und stark genug, um ihn zu schützen. Verdammt, dachte er, der Schirm! Das bunte Tuch auf dem weißen Schnee verriet ihn kilometerweit.
Der Hubschrauber stürzte herab und blieb kurz vor dem Almgebäude fünfzig Meter über dem Bach in Höhe des Fensters hängen. Schröder bückte sich, betrachtete den alten verwitterten Fußboden und wählte drei faustgroße Kalksteine aus. Er wartete ab.
Den Mann mit der Maschinenpistole erkannte er sofort; es war der Athlet, Laskys Mörder, und jetzt war Heli ebenfalls sein Opfer geworden. Merkwürdig, diese Frau war nicht dabei.
Lange stand der Hubschrauber wie festgenagelt in der Luft. Doch gerade hatte eine Böe dafür gesorgt, dass die Maschine unstabil wurde. Der Athlet strauchelte und hielt sich fest. Schröder nutzte die kurze Verwirrung und verließ blitzschnell sein Versteck. Er schmiss die drei Steine in die Richtung, wo der Rotor einen Kreis in die Luft schrieb.
Der zweite Wurf saß. Der Mann mit der Maschinenpistole hörte über sich einen metallischen Knall, warf seinen Kopf in den Nacken. Der Kalkstein wurde von dem Rotor in kleine Stücke zersplittert, die wie Geschosse beschleunigt wurden. Die Windschutzscheibe der Hubschrauberkanzel wurde mehrmals durchschlagen. Ein Stein traf den Pilot an der Hand, ein zweiter am Oberschenkel. Vor Schreck ließ er den Steuerknüppel kurz los. Der Hubschrauber kippte nach rechts weg. Schröder glaubte, die Überraschung auf dem Gesicht des Mannes mit der Maschinenpistole gesehen zu haben, wie er mit aufgerissenen Augen und weit offenem Mund die letzten Schreie seines Lebens ausstieß. Im Moment des nahenden Todes sah er starr in Schröders Gesicht. Dann schlug die Pilotenkanzel weiter unten im Bachbett auf. Schröder hörte nur einen
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