Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
hat sie eine Haut wie ein Pfirsich – wie ein vertrockneter." Sie lachte.
Es klingelte erneut.
"Na, altes Haus. Was gibt's Neues?"
"Später, komm erst mal rein." Montag machte eine einladende Bewegung mit seinem Arm. Dreher betrat seine Wohnung und zog den Mantel aus.
"In der Küche gibt es Wein. Ich nehme an, du trinkst auch einen."
"Na ja, gut, wenn du drauf bestehst. Übrigens: bleib bei der Tür, Vogler kommt direkt hinter mir."
Montag kam zurück in die Küche und hatte Dreher und Vogler im Schlepptau.
"Meine Freunde, ich darf Euch doch alle so bezeichnen, ich hoffe, dass ich trotz der prekären Lage niemand auf den Schlips trete, wenn ich für uns alle Pizza bereitet habe, dazu gibt es badischen Gutedel."
"Passt ja wie die deutsche Faust aufs italienische Auge!", bemerkte Vogler.
"Ich schlage vor, wir stürzen uns gleich in die Fakten", sagte Montag. "Wer fängt an?"
"Gibt es Neues von Schröder?", fragte Vogler.
"Ziemlich verrückt. Heute kam ein Umschlag mit der Post. Es war die Akte, in die Reinhard in Brixen Notizen gemacht hat. Barbara ist aber bisher nicht zurückgekommen. Stattdessen hat vor einer halben Stunde eine junge Frau angerufen. Sie erzählte mir, sie habe mit Barbara zusammen in einem Abteil gesessen. Barbara sei festgenommen worden, sagte sie, wusste aber nicht warum. Sie hat dann die Akte, die Barbara ihr wohl übergeben hatte, gestern noch an mich weitergeschickt."
"Und Barbara?", fragte Dreher.
"Sie wird sich hoffentlich bald melden."
"Da können wir jetzt nichts machen", sagte Vogler. "Machen wir bitte weiter", entschied er und erhob sich damit in stillem Einverständnis der anderen zum Gesprächsleiter.
Montag schilderte kurz, was Schröder notiert hatte und betonte besonders, dass daraus die Vermutung hervorging, die ICCO habe – aus welchem Grund auch immer – absichtlich den Boden auf dem ostdeutschen Grundstück kontaminiert.
Vogler sah ihn elektrisiert, aber ruhig an. Dann wandte er sich Carola Steglitz zu. "Frau Steglitz?"
"Ich habe mich mit Vennmeier in Nürnberg getroffen. Er ist eines von den Opfern, deren Karriere mein jetziger Chef auf seinem Gewissen hat. Er hat die gesamte Akte von damals kopiert und sie all die Jahre aufbewahrt. Sprengstoff! Damit können wir Tacke und seine Komplizen ganz schön ins Zwielicht rücken."
"Und wo ist diese Akte?", fragte Dreher.
Sie griff in ihre Tasche und holte den ausgebleichten Aktendeckel hervor. Mit einem dumpfen Knall fiel die Akte auf den Holztisch. Die Mienen der drei Männer erstarrten, als hätte jemand die Uhr angehalten.
Dreher durchbrach mit einem leisen Pfiff die Stille. "Wie haben Sie das angestellt? Einem Mann diese Papiere zu entlocken, die er zwanzig Jahre wie einen Schatz gehütet hat?"
"Es war gar nicht schwierig. Als er erfahren hat, was wir mit seiner Akte machen könnten, war es für ihn gar keine Frage mehr. Er hat mir die Papiere genauso auf den Tisch gelegt, wie ich gerade Ihnen."
"Was steht denn drin?"
"Mit dem Aktenstapel können wir jedem klar machen, dass Tacke und Grünwald den Skandal vor zwanzig Jahren vertuscht haben und ihre eigenen Vorteile daraus ziehen konnten. Und unser Herr Leclerq war damals noch die rechte Hand vom Leiter der ICCO Deutschland, einem Mann namens Breit.
Vennmeier hat alles: Tests an Kindern, deren Blutwerte, Krankheitsbilder, Statistiken. Er hat Beweise dafür, dass die Geschichte damals von höherer Stelle befehlsmäßig totgeschwiegen worden ist. Er bekam die Anordnung, die Untersuchungen abzubrechen." Carola Steglitz schilderte den drei Männern die Einzelheiten. "Um diese Papiere wird sich die Presse reißen, zumindest in Zusammenhang mit den neuen Ergebnissen, die Schröder und Montag über das Aachener Werk und ich nach Einsicht der Akte Laskys über die neuen Yusho-Fälle vorweisen können."
Montag wirkte nachdenklich. "Ich hoffe, dass Reinhard es schafft, rechtzeitig nach Deutschland zurückzukommen. Jetzt wird das Ganze erst interessant."
"Frau Steglitz, Schröder braucht dringend neue Ausweise. Können wir ihn an diesen Vennmeier verweisen, wenn er in Österreich ist?", wollte Montag wissen.
Sie trank einen Schluck und stellte das Glas ab. "Ohne Bedenken. Er hat mir Hilfe angeboten."
"Haben Sie seine Adresse?"
"Ja, Augenblick." Sie suchte nach einem kleinen Zettel und gab ihn Montag. "Ich glaube, die Pizza ist fertig." Montag ging zum Umluftherd und öffnete die Klappe. Ein warmer Duft nach Oregano und Tomaten drang in seine Nase. Er zog das
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