Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
abermals die Hand auf die Schulter, und das Karussell kam abrupt zum Stillstand.
„Ja, das tut er. Aber das ändert nichts daran, dass einfach zu viel passiert ist. Du und Nash wart das perfekte Paar, eine Beziehung wie aus dem Bilderbuch, alles sauber und auf Hochglanz poliert. Nur jetzt sind lauter Kratzer im Lack, die nie wieder weggehen. Eine permanente Erinnerung an den Anfang vom Ende. Er und Sabine … bei ihnen war von Anfang an der Wurm drin, das ist für sie nichts Besonderes. Sie könnten wirklich miteinander glücklich sein, Kaylee. Wenn du es zulässt.“
Der die ganze Zeit schon in mir brodelnde Zorn ließ sich nicht länger unterdrücken und bahnte sich mit Gewalt einen Weg nach draußen. „Was zum Teufel soll das? Wie kannst du einfach herkommen und mir sagen, ich soll ihn seiner Schlampe von Exfreundin als Geschenk überreichen und mich vom Acker machen, damit sie zufrieden ist?“ Ich stand auf, knallte den Deckel des Pizzakartons zu und schlug ihn mit der Faust platt. „Raus!“ Ich nahm den zerbeulten Karton und klatschte ihn Todd vor die Brust.
„Kaylee …“
„Nein, hau einfach ab, Todd. Ich habe mehr als genug Sorgen, auch ohne deine guten Ratschläge.“
Todd sah mich einen Moment lang perplex an, und in seinen Augen flackerte ein winziger Funken eines starken Gefühls auf, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte. Dann seufzte er und teleportierte sich … wohin auch immer, Hauptsache, möglichst weit weg. Ich ließ mich auf die Couch fallen und verbarg mein Gesicht in den Händen. Dabei drückte ich die Zeigefingerso fest in die Augenhöhlen, dass hinter meinen Lidern rote Kreise aufzuleuchten begannen. Doch ich weigerte mich einfach, die Tränen kullern zu lassen. Todd hatte unrecht. Was wusste der schon über Nash und mich. Und selbst wenn es stimmte und ich Nash wirklich nicht mehr brauchte, wen kümmerte das? Es genügte, wenn ich ihn liebte, seit wann war Abhängigkeit eine zwingende Voraussetzung für eine Beziehung?
Aber als ich in dieser Nacht wach lag und wieder einmal zu viel Zeit zum Grübeln hatte, fingen die Zweifel an, mich langsam von innen aufzufressen.
Was, wenn Todd tatsächlich mehr sah als ich? Wenn Liebe allein eben nicht reichte, um Nash glücklich zu machen?
Am Montagmorgen war die vollkommene Erschöpfung zu meinem normalen Aggregatzustand geworden. Denn obwohl wir Alec sorgfältig fesselten, hatte keiner von uns sonderlich viel Schlaf bekommen, weil wir alle insgeheim befürchteten, Avari würde sich einfach wieder meines Dads bedienen, um an die Schlüssel für die Handschellen zu kommen, die Todd aus einem Lagerraum der örtlichen Polizei stibitzt hatte.
Und es gab noch einen Grund, warum ich Angst hatte, so tief einzuschlafen, wie ich es müsste, um mich wirklich erholen zu können. Ich hatte gesehen, wozu Avari mittlerweile fähig war. Er konnte mich sogar in meinen Träumen verfolgen.
Nachdem ich mich hektisch fertig gemacht und wie eine Verrückte losgerast war, kam ich gerade fünf Minuten vor dem letzten Gong in der Schule an und musste natürlich auch noch in der hintersten Reihe parken, weil es weiter vorn keinen einzigen freien Platz mehr gab. Ich hetzte auf das Schulgebäude zu, die ganze Zeit nur mit dem Gedanken beschäftigt, wo ich Emma finden würde. Sie musste mir dringend einen Rat wegen Nash geben. Als ich die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, hörte ich plötzlich einen gellenden Schrei, der von irgendwohinter mir kam. Um mich herum wandten sich alle um, damit sie den Ursprung der schrecklichen Laute auszumachen konnten, die jetzt von einem Geräusch begleitet wurden, das klang, als würde jemand mit einem stumpfen Beil frisches Fleisch zerhacken.
Ich hätte verschwinden sollen. Ich war überhaupt nicht scharf darauf zu erfahren, was da vor sich ging. Aber Entsetzen und Neugierde sind eine Kombination, gegen die man praktisch machtlos ist. Und so reihte ich mich in den Fluss der Schaulustigen ein, die zum Ort des Verbrechens strömten, wenngleich mir absolut bewusst war, dass ich wahrscheinlich nichts tun könnte, das auch nur im Geringsten hilfreich wäre.
Als die Menschentraube stehen blieb, drängelte ich mich nach vorn und hielt geschockt die Luft an, als ich begriff, was sich da vor meinen Augen abspielte.
Im Mittelweg stand Trace Dennison aus dem Basketballteam, breitbeinig, mit beiden Händen einen Golfschläger schwingend, das Gesicht vor Zorn puterrot angelaufen. Er holte aus, und durch die Menge um mich herum
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