Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
Kantinenkaffee geschüttet hatte, Tatsache war, über das Wochenende hatte die halbe Schülerschaft offenbar den Verstand verloren.
Während der zweiten Stunde ging plötzlich der Feueralarm los, kurz nachdem einige von uns bereits den Rauch gerochen hatten. Und als wir auf den Parkplatz hinausströmten, machte bereits ein neues Gerücht die Runde. Camilla Edwards Projekt für den Wissenschaftswettbewerb war mit irgendeiner brennbaren Flüssigkeit übergossen und dann im Chemielabor in Flammen gesetzt worden.
„Total krank“, sagte Emma, als ich mich von meiner Gruppe weggeschlichen hatte, um meine Freundin bei ihrem Auto zu treffen. „Warum sollte jemand Cammies Projekt zerstören?Was soll dieser Blödsinn?“
Darauf wusste ich auch keine Antwort. Alles, was ich wusste, war, dass die Eastlake Highschool immer mehr im Chaos versank und eine Katastrophe die nächste jagte. Und es hing alles irgendwie miteinander zusammen. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass es da eine Verbindung geben musste, auch wenn ich keine Idee hatte, worin die bestehen könnte. Ich übersah etwas. Ein Stück des Puzzles, das mir bis jetzt entgangen war. Und solange ich es nicht fand, würde an dieser Schule niemand mehr sicher sein.
21. KAPITEL
Als ich in der Nacht von Montag auf Dienstag um 2.24 Uhr aufwachte, fand ich etwas auf meinem Kissen liegend vor, nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich setzte mich auf, sofort hellwach, und tastete nach meiner Nachttischlampe.
Es war eine pinkfarbene Haftnotiz, die vom Zettelwürfel auf meinem Schreibtisch stammte. Darauf standen vier Worte. Die alles Mögliche bedeuten konnten.
Und schläfst du, erwache.
Keine Unterschrift, und die Schrift selbst – mit altmodisch verschnörkelten Buchstaben – erkannte ich auch nicht. Doch es fiel mir trotzdem nicht schwer zu erraten, wer mir diese Nachricht hinterlassen hatte.
Avari war wieder da. Und scheinbar stand ihm der Sinn nach einem kleinen Spielchen. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass es im Haus ungewöhnlich still war. Kein Schnarchen, keine knarrenden Couchfedern oder quietschenden Metallfußstützen des Sessels, wenn sich jemand im Schlaf bewegte.
Panisch schlüpfte ich in die Jeans, die ich am Vortag getragen und abends über meinen Stuhl geworfen hatte, und rannte ins Wohnzimmer – und erstarrte, als ich in die Dunkelheit blinzelte und den leeren Sessel sah, Alecs Kopfkissen daneben auf dem Boden liegend.
Voller Sorge drehte ich mich zur Couch um, doch auch darauf schlief niemand. Das zerwühlte Bettzeug hing über den Rand, und für einen schrecklichen Augenblick glaubte ich, mein Dad sei auch weg. Dann aber sah ich eine Bewegung in den Schatten zwischen Couch und Tisch und begriff, dass es das Heben und Senken der Brust meines Vaters war.
Ich knipste die Tischlampe an und kniete mich neben Dad auf den Boden. Seine Hände waren mit den Handschellen aufdem Rücken gefesselt, und unter seinem Kopf hatte sich eine kleine Blutlache gebildet. Als ich seine Haare zurückstrich, entdeckte ich eine ziemlich große Platzwunde an seiner linken Schläfe.
Avari hatte die Schlüssel gefunden. Mein Vater musste aufgewacht sein, irgendwann, nachdem Avari schon in Alecs Körper eingetreten war – wieso sonst sollte er ihn bewusstlos geschlagen haben? Ich hingegen hatte den ganzen Zwischenfall einfach verschlafen.
Und jetzt würde wieder ein Unschuldiger sterben müssen, weil ich es nicht geschafft hatte, die Kunst der defensiven Schlaflosigkeit zu meistern. Ich hatte ihn nicht aufhalten können. Genauso wie die Male davor hatte ich auf ganzer Linie versagt.
Aber vielleicht konnte ich den Mord noch verhindern. Die anderen seiner Opfer waren alle in der Schule gestorben.
Mein Vater war für den Moment sicher vor weiteren Angriffen des Hellions, also zog ich meine Jacke über, griff mir die Schlüssel zu meinem Wagen und lief zur Tür, wo ich abermals abrupt stehen blieb, die Hand bereits auf dem Türknauf. An der hölzernen Zarge klebte ein zweiter Zettel. Dieselbe verschnörkelte Schrift.
Einen Spaziergang ich mache.
Alles klar, es sollte ein Rätsel sein, aber kein besonders gutes. Ich wusste schon, dass er irgendwohin gehen würde. Wahrscheinlich, um jemanden zu töten. Als ich von nackter Panik getrieben in meine Schuhe schlüpfte, schmiedete ich in Gedanken verschiedenste aus Wut geborene Pläne, was ich tun würde, wenn … und die losen Enden dieser unausgegorenen Absichten schlängelten sich um jede auch nur
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