Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
nicht, wie es vorher war!“ Ich schaltete den Motor ab und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. „Und ihm auch nicht.“
„Frag ihn.“ Sie hielt mich am Arm fest, als ich versuchte auszusteigen. „Frag ihn, ob er wirklich nie wieder was mit mir zu tun haben will, Kaylee. Er wird dir die Wahrheit sagen. Und wenn er sagt, ich würde ihm fehlen – wenigstens als gute Freundin –, und du hilfst mir dann noch immer nicht … machst du ihn absichtlich unglücklich. Du behauptest, dass du ihn liebst, und trotzdem stört es dich nicht, ihn traurig zu sehen?“
„Was redest du da für einen Schwachsinn zusammen, ich …“ Doch mir fiel nichts weiter darauf zu sagen ein, also beschränkte ich mich auf ein missmutiges Brummen, ließ mich in meinen Sitz zurückfallen und sah kopfschüttelnd zum Himmel hinauf. „Du bist die nervtötendste Person, die mir je untergekommen ist.“
Sie zog eine Augenbraue hoch, beinahe amüsiert. „Ich nehme das jetzt mal als Kompliment.“
„Was es absolut nicht sein sollte.“
„Und trotzdem hast du mich nicht einfach aus deinem Auto gescheucht.“
„Nein, und ich hab’s auch nicht ungefähr eine Trillion Mal versucht!“ Ich seufzte, aber mir entging nicht, wie resigniert sich dieses Geräusch anhörte. Es war so viel schwerer, sie zu hassen, wenn sie nicht gerade meinen Freund küsste oder sich in meine Träume einschlich. „Sabine, ich muss in fünf Minuten auf der Matte stehen. Und ich sage es jetzt zum letzten Mal: Was du da von mir erwartest, läuft nicht. Du kannst nicht ernsthaft denken, dass ich sage: ‚Na ja, du hast dich Nash halb nackt an den Hals geworfen, aber macht nichts, vergeben und vergessen, kann ja mal passieren.‘“
„Warum kommst du mir eigentlich andauernd nur damit, was ich alles nicht tun kann? Ich kann alles tun, und dasselbegilt für dich, ob du das nun raffst oder nicht. Und wenn du nicht solchen Schiss hättest, gegen mich den Kürzeren zu ziehen, würdest du dich nicht so anstellen.“
„Okay, das reicht.“ Ich stieß energisch die Tür auf und stieg aus. „Schließ ab, wenn du gehst. Und wag es gefälligst nie wieder, in meinem Auto rumzuhängen.“ Oder in meinem Leben.
Meine Schicht endete um zwei Uhr, und ich war erleichtert, meinen Wagen ohne ungebetene Fahrgäste vorzufinden. Doch weniger erleichtert darüber, dass alle vier Türen offen standen. Ein metaphorischer Mittelfinger von Sabine.
Als ich wenig später unser Haus betrat, entdeckte ich auf der Kommode im Flur eine Nachricht von meinem Dad in der leeren Schüssel, in die ich normalerweise immer meine Schlüssel warf. Er hatte Alec zur Fabrik gefahren, wo der heute in seine neuen Aufgaben eingewiesen werden sollte – und er wäre gegen sechs zurück und würde auf dem Weg was zu essen mitbringen.
So war ich also, zum ersten Mal seit Wochen, ganz allein im Haus und hätte nur zu gern ein kleines Nickerchen gemacht oder wenigstens eine Weile sinnlos vor der Glotze gehockt und mich berieseln lassen, ohne dass mir jemand die Fernbedienung streitig machte. Doch leider konnte ich mich einfach nicht entspannen, solange ich nicht eine Möglichkeit gefunden hatte, Avari aus meinen Träumen und Alecs Körper fernzuhalten.
Wenn ich mich nicht irrte, war der einzige Grund, warum er nicht auch Besitz von mir ergriff, der, dass ich mich nicht so gut dazu eignete, ihn in dieser Welt seine Reserven an schlafenden Opfern auftanken zu lassen, wie er das mithilfe von Alec tun konnte. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis er auch mich übernehmen würde, und sei es nur, um mich zu demütigen. Und dann dauerte es nicht mehr lange, und er hätte gelernt, meine Fähigkeit, zwischen den Welten hin- und herzuspringen,wenn ich es wollte, für seine Zwecke zu nutzen. Dann könnte er mich doch noch in die Unterwelt zerren, sogar wenn er in einem fremden Körper steckte. Nämlich meinem.
Aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo ich überhaupt ansetzen sollte, um eine Lösung zu finden, wie ich diesen ganzen Irrsinn endlich beenden konnte. Meinem Dad und meinem Onkel – und Harmony wahrscheinlich genauso – rauchten schon die Köpfe, und nicht einmal ihre gemeinsamen Anstrengungen hatten bis jetzt zu einem Ergebnis geführt.
Ich starrte auf mein Handydisplay mit dem virtuellen Betty-Boop-Schreibblock – noch immer leer –, als es plötzlich an der Tür klingelte. Überrascht legte ich Handy und Stift hin und ging in den Flur, um durch die Gardine zu spähen. Auf der anderen Seite
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