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Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Titel: Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
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haben? Nee,
oder?
    Mir wird das zu viel am frühen Morgen und ich beschließe zu
bezahlen und zu verschwinden. Heute geh ich doch lieber wieder weiter, Pause
machen ist mir zu langweilig und wenn in Straßencafés herumsitzen so aussieht,
kann ich getrost darauf verzichten.
    Wuuuuäääh! Meine Laune rast gerade in den Keller.
    Jetzt stehe ich zwischen den Seniorinnen am Tresen und halte
einen 5,- Euro-Schein in die Luft. Die eh’ schon schlechtlaunige Verkäuferin
ist noch pampiger geworden, weil sie nicht versteht, was die Damen wünschen und
die nicht wissen was sie wollen.
    „Anneliese, kuck mal, der Kuchen hier sieht selbstgebacken
aus“ (im Leben nicht)
    „Ja, aber das ist kein Santiago-Kuchen, der ist flacher.“
    Hape, in deinen Beschreibungen nennst du das „Schatten“,
mich nervt es einfach nur. Endlich kann ich bezahlen und abhauen. Das halte ich
ja im Kopf nicht aus!
    Ponferrada ist doch größer als ich dachte und als ich die
Stadt endlich hinter mir habe und laut singend aus einer Unterführung
hervortrete, steht da doch ein Kerl und wedelt mit seinem Pimmel. In der
anderen Hand hält er ein Handy und tut so, als würde er telefonieren.
    Ich muss da noch einmal hinschauen, denn das kann ich gerade
nicht glauben. Der hält echt seinen erigierten Riesenschwengel in der Hand und
winkt mir damit zu? In keinem Fall kann der mit diesem Ding noch pinkeln!
    Da Exhibitionisten bekanntlich harmlos sind und ich rasen
und wüten kann, falls irgendjemand versucht, mich anzugreifen, habe ich keine
Angst und schau mir diese Vorstellung im langsameren Vorbeigehen genauer an. Er
sollte mit diesem Teil besser Pornos drehen, als harmlose Pilgerinnen zu
erschrecken. Aber vielleicht erregen ihn Frauen, die vor seinem Ding
erschrecken?
    Kopfschüttelnd beschleunige ich wieder meinen Schritt. Was
für ein Weg!
    Kurz danach komme ich an einem alten Friedhof vorbei. Den
würde ich mir gerne anschauen, aber leider ist eine hohe Mauer darum gebaut und
das eiserne Tor ist abgeschlossen. Warum eigentlich, haben Friedhöfe so hohe
Mauern? Wer soll da ausbrechen? Oder einbrechen? Tiere könnten mit Leichtigkeit
durch das Tor krabbeln, falls die in den Gräbern wühlen wollten, davor gibt es
also keinen Schutz.
    Also warum diese Mauern?
    Die Kirche daneben ist leider ebenfalls abgeschlossen. Das
ist blöd, denn die meisten Kirchen sind abgeschlossen und wie soll ich meinen
Pilgerpass mit Stempeln füllen, wenn die alle verschlossen sind?
    Ich gehe weiter. Die Hügel werden flacher, das Wetter wird
besser und sogar die Sonne zeigt sich. Der Weg geht durch landwirtschaftliche
Felder und da sehe ich auch das Elend der Tiere. Also echt. Das muss doch nicht
sein!
    Auf einer riesengroßen Pferdekoppel, die erstklassig
eingezäunt ist, grasen zwei Pferde und ein Ziegenbock. In dieser eingezäunten
Koppel befinden auch zwei Hunde. Die laufen aber nicht frei herum, sondern sind
an einer sehr kurzen Kette angebunden. Das ist doch kacke! Wie kommen Menschen
auf solch eine absurde Idee? Kann man die Hunde nicht einfach von der Kette
abmachen? Die Koppel ist doch eingezäunt.
    Aber es kommt noch schlimmer. So schlimm, dass ich
Katzenfreunden empfehle, nicht weiter zu lesen. Am Zusammenfluss zweier
Bewässerungskanäle (man erinnere sich, es hat hier zwei Wochen lang geregnet,
die Bäche sind voll mit Wasser), schwimmt etwas Totes. Ich schaue genauer hin
und sehe ca 8 junge, tote Babykatzen in einer durchsichtigen und
zusammengeknoteten Plastiktüte im Strudel treiben. Daneben treibt völlig
aufgedunsen eine tote Katze auf dem Rücken. Ich vermute mal, dass sie die
Mutter der Babys ist, die beim Versuch ihre Jungen zu retten, selber ertrunken
ist.
    Dieses Bild der Grausamkeit schlägt mir auf den Magen und
ich bin mir sicher, dass ich es nie mehr aus meinem Kopf bekommen werde. Ich
mache kein Foto, was ich gesehen habe reicht.
    Auf den nächsten Kilometern sehe ich noch mehr Hunde an
extrem kurzen Ketten in der prallen Sonne sitzen. Ich würde zu gerne wissen,
was in den Köpfen dieser Menschen vorgeht. Falls da überhaupt etwas vorgeht.
    Ich lenke mich ab, in dem ich an die Seniorengruppe denke
und Hape Kerkeling mit seinem Schatten Schnabbel. Da überkommt mich plötzlich
das schlechte Gewissen.
    Was bin ich doch für eine selbstherrliche Kuh! Es wäre für
mich ein Leichtes gewesen, diesen betagten Herrschaften mal eben ein Frühstück
zu ordern. Mit über 60 auf dem Camino zu pilgern ist bestimmt nicht leicht, da
braucht man hin und

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