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Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Titel: Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
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er
„ja“ sagt, bekommt er zwei.
    Javier schaut mich an und seine stahlblauen Augen funkeln
wie ein ganzes Sternenfeld.
    >Schmacht<
    „Woher weißt du, dass ich noch keine Kinder habe?“ Ich zucke
mit den Schultern, „es sieht halt so aus?“
    „Jedes „ja“, das nicht unmittelbar zum Tode führt, öffnet
eine Tür und bietet dir neue Möglichkeiten und jedes „nein“ schlägt eine Türe
zu und verhindert einen Weg. So deute ich das Horoskop, oder auch die Karten.
    Ich zeige dir deine Möglichkeiten auf, erkläre dir, was dich
weiterbringt, was deiner Persönlichkeitsentwicklung hilft, aber dich dafür
entscheiden und es auch tun, musst du selbst.“
    „Kann man seinem Schicksal also nicht entkommen?“, fragt
mich Manuela.
    Die Frau ist echt interessiert und stellt kluge Fragen: „Das
kommt darauf an, welche Erfahrungen du in deinem Leben machen möchtest. Wie
hart dein Schicksal dann zuschlägt, um dich die Erfahrung zu lehren, liegt
daran, wie stur du bis dahin „nein“ gesagt und dich gegen alle Erfahrungen
gewehrt hast. Denn bei aller Vorherbestimmung bleibt dir doch dein eigener
Wille.“
    „Aber ich kann doch nicht immer und zu allem ‚ja’ sagen?“
Manuela weiß die Antwort schon, aber sie will sie von mir hören und langsam
verstehe ich auch warum. Die beiden Herrschaften in der letzen Reihe haben ein
Tonbandgerät laufen und zeichnen das Gespräch auf.
    „Sollst du auch nicht. Dazu haben wir ja ein Gehirn und ein
Gefühl um möglichst ‚richtig’ zu entscheiden. Aber aus Angst vor dem Neuem oder
aus Bequemlichkeit einfach zu allem ‚nein’ zu sagen, holt dich irgendwann
gewaltig ein.“
    Manuela steht in der Mitte ihres Lebens, hat demnach schon
einige Erfahrungen gemacht und nickt.
    „Was ist dann richtig und was ist falsch?“
    „Eine falsche Entscheidung kann auch die richtige sein, weil
du dann genau weißt, was ‚falsch’ war. Dann kannst du den richtigen Weg wählen,
weil du gelernt hast, was du nicht mehr brauchst. Abgesehen davon brauchst du
dich auch nicht mehr fragen, was auf dem anderen Weg gewesen wäre. Du hast
beide beschritten. Der eine war falsch, der andere richtig. Dann kennst du die
Unterschiede.
    Mehr noch: Auf dem falschen Weg hast du etwas gelernt,
nämlich was falsch war. Damit war es für dich auch ein richtiger Weg. Nur, wenn
du eindeutig erkannt hast, dass du dich auf dem falschen Weg befindest,
wird es Zeit umzukehren.“
    „Si claro, wer dann immer noch auf dem falschen Weg wandelt,
ist selber schuld.“
    „Du glaubst nicht, wie viele das tun,“ sage ich, „Frauen,
die genau wissen, dass sie den falschen Mann geheiratet haben und aus
Bequemlichkeit und Angst vor dem allein sein, unglücklich, aber verheiratet
bleiben.“
    „Oder umgekehrt“, sagt Manuela, „auch Männer bleiben in
solchen Arrangements verhaften.“ Mit ihr könnte ich mich noch stundenlang
austauschen.
    „Kennst du den alten Indianerspruch: ‚Wenn du feststellst,
dass du ein totes Pferd reitest, steig ab’?“ Frage ich Manuela.
    Laut lachend übersetzte sie diesen Spruch ins Italienische.
„Du hast nicht zufällig einen Computer dabei um mir ein Horoskop zu erstellen?“
    „Nein, leider nicht.“
    Bequem, trocken, warm und mit sehr netten Menschen werde
ich den Löwenberg hinunter gefahren. Immer wieder überholen wir die in Plastik
gepackten Pilger, die schon lange vor mir, vor überfüllten Herbergstüren
standen und weiter wandern mussten.
    Alle Herbergen und Pensionen, die uns in den nächsten vier
Ortschaften begegnen, sind voll. Erst in Ponferrada, der nächst größeren Stadt,
in der es ganz sicher ein Hotel gibt, lassen sie mich aussteigen.
    Javier erklärt mir, anhand seines exzellenten Pilgerbuches,
die Sehenswürdigkeiten der Stadt und was es mit der Templerburg auf sich hat.
Wirklich schade, dass sich hier unsere Wege trennen. Wir umarmen uns zum
Abschied und ich mache mich auf den Weg ins nächste Hotel.
    Aber zuerst muss ich mal ausholen und meine wunderbaren
Schuhe lobend erwähnen. Bis jetzt habe ich noch keine einzige Blase und wenn
ich sie nicht so eng schnüre und meinen Füßen Bewegungsfreiheiten lasse, tun
die Ballen nicht mehr weh. Dann mein Rucksack. Der ist zwar echt schwer, aber
vollkommen wasserdicht. Die Firmenjacke meines Mannes, in Herrengröße XL, ist
super leicht, warm, wind- und wasserdicht.
    Dann danke ich Gott für diese unglaublich wunderbare Hilfe,
die er mir geschickt hat. Wenn ich nicht auf der Straße geblieben wäre und mich
nicht

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