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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)
Autoren: Jay S.
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nach ihrem Gesicht.
    Bis ich es endlich erblicke. Ihre Augen sind verschlossen, sie schwebt völlig reglos im Wasser. Irgendetwas scheint sie festzuhalten. Ich tauche so schnell ich kann zu ihr hinab, greife nach ihrer Hand und versuche sie nach oben zu zerren. Nicht die kleinste Bewegung. Meine Lunge beginnt zu schmerzen, ich stoße einen Teil meiner verbleibenden Luft aus, während ich ihren anderen Arm ergreife und mit aller Kraft versuche, sie loszureißen.
    Ich lasse los, tauche an ihrem mittlerweile völlig leblos scheinenden Gesicht hinab bis zu ihren Füssen, taste nach Schlingen, Seegras, Algen oder was immer sie festhält. Ohne irgendetwas zu finden.
    Der Schmerz in meiner Lunge wird unerträglich, ich spüre, wie sich mein Bewusstsein langsam einen Weg zum Seegrund bahnt.
    Mit schwindender Hoffnung greife ich wieder nach ihren Armen, versuche ein letztes Mal, sie nach oben zu zerren. Dann spüre ich, wie auch der Rest meiner Kraft von mir weicht und schließe die Augen. Wenn sie jetzt stirbt, sterbe ich mit ihr…
     

Kapitel 23
    Jemand greift nach meiner Hand. Ich halte die Augen geschlossen, spüre, wie neue Energie in mir aufsteigt und bewege mich instinktiv mit den Beiden schlagend nach oben. 
    Das Sonnenlicht fällt durch meine Augenlieder, ein hellroter Schimmer zeichnet sich vor mir ab. 
    Ich öffne die Augen, beginne heftig zu husten.
    Und blicke in Amys Gesicht. Sie lebt. Ich lebe. Wir sind an der Wasseroberfläche.
    Ich will etwas sagen, doch meine Stimme versagt. Mit einer Geste deute ich ihr, mir zu folgen und schwimme zurück ans Ufer.
    Wir klettern über die Steinbrocken, ich setze mich in den Wildrasen, versuche mich zu sammeln.
    „Du hast mir einen ordentlichen Schrecken eingejagt…Wie hast du es eigentlich geschafft, mich nach oben zu ziehen?“, sage ich mit angeschlagener Stimme. 
    Amy starrt auf den See hinaus, ohne zu antworten. 
    „Danke jedenfalls. Du kommst wirklich ganz nach deiner Mama“. Sie dreht sich zu mir um.
    „Ich bin müde.“
    Ich bin mir nicht sicher, ob sie bewusst nicht darauf eingeht oder ob sie vielleicht gar nichts mitbekommen hat. Vielleicht war auch alles nur ein Produkt meiner Fantasie…
     
    Zurück im Haus verschwindet Amy wortlos in ihrem Zimmer. Sie benimmt sich eigenartig, doch ich beschließe, sie in Ruhe zu lassen. Ich setze mich an den Küchentisch, blicke aus dem Fenster und muss wieder an Emilia denken und daran, wie schön es wäre, wenn wir alle drei hier wären, eine glückliche Familie…
    Dabei kommt mir in den Sinn, dass sie mir vielleicht geschrieben haben könnte. Ich gehe zu meiner Jacke, die beim Eingang am Kleiderhaken hängt, nehme mein Handy heraus und starre auf den Nachrichtenlosen, frustrierend grauen Bildschirm.
    Resigniert lege ich das veraltete Gerät zurück in die Jacke und gehe ins Zimmer, um mich vor dem Abendessen noch kurz auszuruhen.
     
    Im leicht modrig riechenden Bett winde ich mich wie ein Fisch, der aus dem Wasser gerissen wurde. Ich bin unglaublich müde, zu müde um einschlafen zu können. In der Hoffnung, doch noch zur Ruhe zu kommen, schließe ich die Augen. Und drehe mich weiter von links nach rechts und wieder zurück. Es hat keinen Sinn. Ich stehe auf, ziehe Schuhe und Jacke an und verlasse das Haus.
     
     

Kapitel 24
    An die Haustür gelehnt blicke ich auf die Kulisse, in der ich mich bis zum heutigen Tag immer wohl gefühlt hatte. Immer wenn ich hier her gekommen bin, ob alleine oder mit der Familie, konnte ich für einen Moment alles vergessen. Doch jetzt scheint alles anders. Der Ort wirkt fremd und bedrohlich, selbst der wolkenlose Himmel kann nicht darüber hinwegtäuschen.
     
    Ich gehe am Waldrand entlang Richtung See, blicke über das reflektierende, schwach wellende Wasser. Bis mich plötzlich ein lautes Knarzen in den Bäumen aufhorchen lässt. Reflexartig drehe ich mich in Richtung Wald.
    Ich betrete den schmalen Waldabschnitt, blicke nach dem Ursprung des Geräuschs suchend in alle Richtungen, ohne irgendetwas oder jemanden zu erkennen.
    Ich überlege mir, es zu ignorieren, zurück ans Seeufer zu gehen, mir einzureden, dass ich alleine bin und alles in Ordnung ist. Doch dann höre ich das Knarzen wieder, diesmal hinter mir. Ich drehe mich um und beschleunige meinen Schritt. Entweder jemand versucht hier, ein mieses Spiel mit mir zu treiben, oder ich bin endgültig dabei, den Verstand zu verlieren.
     
    Während ich praktisch jede Ecke des kleinen Waldstückes durchforste, beginnt in mir
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