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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)
Autoren: Jay S.
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unzähligen Bauernhöfen und Kuhweiden vorbeiführt, zu erreichen wäre.
    „Ich glaube, wir müssen uns bald mal eine neue Abkürzung suchen…“
    Amy nickt und sagt: 
    „Ja, oder wir nehmen nächstes Mal den Rasenmäher mit.“
    Ein Grinsen weitet sich über meinem müden Gesicht aus. Den Sinn für Humor hat sie wohl von mir geerbt.
    Kurze Zeit später überqueren wir bereits die Wiese, die zum nächsten kleinen Waldstück führt, hinter dem man bereits durch die Baumstämme hindurch den azurblauen Badesee erkennen kann.
     
    Wir betreten das Waldstück durch zwei Brombeersträucher hindurch, als ich plötzlich ein Zupfen an meinem Jackenärmel spüre. Ich drehe mich zu Amy um, die mit leuchtenden Augen auf einen bestimmten Baum an der Lichtung, unweit von unserem Ziel entfernt, deutet.
    „Schau, es ist immer noch da!“, sagt sie aufgeregt.
    Da ich nicht ganz über die geniale Sichtfähigkeit und das Gedächtnis meiner Tochter verfüge, sehe ich erst einmal nur einen Baum, der etwas dicker ist als die anderen. Erst als wir nur noch etwa zehn Meter davon entfernt stehen, erkenne ich das Herz wieder, das ich vor vielen Jahren einmal mit Emilia in die Baumrinde geritzt hatte. Es war lange Zeit vor dem Tod meiner Eltern und wir hatten das kleine Ferienhäuschen am See, welches sie mir letztlich vererbt hatten, nur selten genutzt, das es zu dieser Zeit so gut wie nie ganz unbesetzt war.
    Ich habe Amy das Herz gezeigt, als wir zum ersten Mal hier waren. Sie war damals gerade vier Jahre alt. Während ich es nun betrachte, kommen wir Amys Worte wieder in den Sinn:
    „ Hat es denn dem Baum nicht wehgetan?“
     
    Amy geht auf den Baum zu, legt ihre Hand auf das Herz und schließt die Augen. Die Sonne scheint durch die Baumkronen hindurch und streicht über ihr Gesicht.
    Sie war schon immer ein naturverbundener Mensch. Ich lasse sie ein paar Minuten, bevor ich ihr die Hand auf die Schulter lege. 
    „Alles in Ordnung?“, frage ich sie leise. Über ihre Wange kullert eine einsame Träne.
    Sie dreht sich zu mir und nickt.

Kapitel 21
    Das fortgeschrittene Alter des kleinen, einstöckigen Holzhauses ist nicht zu übersehen, doch ich bin immer wieder darüber erstaunt, wie lange es ohne jegliche Renovation standhält. Mein Vater hatte es Ende der fünfziger Jahre erbaut. Er war Handwerker und die Arbeit mit Holz und Nägeln lag ihm im Blut. Etwas, was ich von mir niemals behaupten könnte. Es ist einer der wenigen Flecken um den See, an dem es so gut wie nie Leute hat. Das Holzhaus ist das einzige weit und breit.
    Amy kann es kaum erwarten und rennt die kleine Holztreppe hinauf bis vor die Eingangstür, neben der ein selbst gebauter, hölzerner Briefkasten an der Wand hängt.
     
    „Meinst du, Eisbär kommt diesmal wieder vorbei?“, fragt Amy erwartungsvoll, während wir das Haus betreten.
    Eisbär ist ein schneeweißer, ziemlich alter und leicht übergewichtiger Kater der früher ein paarmal her gekommen war um, äußerst erfolgreich, nach Essen zu betteln. Er hatte kein Halsband und allem Anschein nach war er besitzerlos, den Namen hat er von Amy erhalten. Obwohl ich mir seit unserem letzten Besuch relativ sicher bin, dass er wohl in der Zwischenzeit das Zeitliche gesegnet hat, habe ich es immer zugelassen, dass Amy eine Schale mit verdünnter Milch oder Essensresten vor die Türe stellen durfte. 
    „Wer weiß…“, antworte ich und gehe ins Schlafzimmer, um den Rucksack abzulegen. Amy verschwindet im kleinen Zimmer nebenan und folgt mir kurz darauf in die Küche.
     
    „Was gibt’s denn heute?“, fragt sie, während sie sich an den runden Holztisch setzt. Ich öffne die Schublade und nehme eine Dose rote Bohnen hervor, von denen ich weiß, dass sie sie hasst. Emilia hatte früher ein polnisches Gericht damit zubereitet, von dem ich nicht mehr weiß, wie es geheißen hatte.
    Amy verzieht das Gesicht, als würde ich ihr marinierte Kakerlaken entgegenstrecken. 
    „Ich mach nur Spaß“, sage ich grinsend und nehme die Fertigteigwaren aus dem Küchenschrank. 
    „Schon besser“, sagt Amy zufrieden.
     
    Als Amy mit dem Essen fertig ist, springt sie vom Tisch auf und verschwindet in ihrem Zimmer, um keine drei Minuten später im Badeanzug wieder in der Küche zu erscheinen.
    „Ich muss erst abwaschen“, sage ich, während ich mich vom Tisch erhebe und mich dabei wieder mal zehn Jahre älter fühle.
    „Das können wir doch nachher auch noch machen!“, sagt sie, während sie sich schon auf den Weg nach
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