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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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eigentlich, dass du immer noch aussiehst wie höchstens fünfundvierzig?«
    »Wandleuchten mit 25 -Watt-Birnen«, lautete die lapidare Erklärung. »Aber jetzt kommt erst mal rein, und macht es euch gemütlich. Ich habe schon gedacht, ihr seid unterwegs verlorengegangen. Wollt ihr ’n Kaffee haben, Tee oder lieber etwas Gehaltvolleres?«
    »Tee klingt gut«, meinte Steffi, »aber kann ich mir erst mal die Hände waschen?«
    »Erste Tür links.«
    Ich hörte sie nur noch »Wow!« sagen, bevor sie verschwand.
    Später wusste ich auch, weshalb. Das Bad war nicht sehr groß, aber ein Traum in Pink. Marmorboden, Marmorwanne, eingebautes Waschbecken, indirekte Beleuchtung und viel Grünzeug. »Nach sozialem Wohnungsbau sieht das nicht gerade aus.«
    »Ist es aber«, sagte Dagi, »allerdings hat Victor ein bisschen die Finger dazwischen gehabt. Wenn ich bei ihm in der Villa schon unbezahlte Putzfrau spiele, kann er ja auch mal was für mich tun.«
    Richtig, die Villa! In Nikolassee steht sie, also in Berlins Nobelviertel, ein bisschen sehr heruntergekommen und für eine Person viel zu groß, doch der arme Mann hat ja keine Zeit zum Renovieren. Gerade mal drei Zimmer bewohnt er, edel eingerichtet, und zu einer neuen Einbauküche hatte Dagi ihn auch noch überreden können, doch wenn er duschen will, muss er ganz nach unten, wo der Swimmingpool ist. Da gibt es eine.
    Nach Besichtigung der übrigen Wohnung einschließlich der großmütterlichen Antiquität, die statt des mir noch bekannten Großblumendessins nun einen altrosa Bezug hatte und ganz passabel aussah, sowie insgesamt fünf Tassen Tee wollte Dagi wissen: »Habt ihr eigentlich keinen Hunger?«
    Doch, und wie! Seitdem auf den Speisekarten der Autobahnraststätten genau aufgelistet ist, welche Chemikalien in welchen Gerichten enthalten sind, vergeht mir meistens schon vorher der Appetit. Es wäre doch wesentlich einfacher, nur die paar Speisen zu kennzeichnen, die
nicht
gesundheitsschädlich sind. Ein Omelett jedenfalls braucht weder Ameisensäure noch Emulgatoren, dafür war es zäh gewesen, und die frischen Waldpilze hatten größtenteils aus getrockneten Lamellen bestanden.
    »Ich hab mir gedacht, wir essen einen Happen in meiner Stammkneipe. Ist nur zwei Ecken weiter. Einverstanden?«
    Natürlich waren wir einverstanden. »In Ordnung, dann rufe ich schnell an, damit sie einen Tisch freihalten.« Sie holte ihr Telefonverzeichnis, blätterte darin und sah sich suchend um. »Habt ihr irgendwo eine Brille liegen sehen?«
    Ich stutzte. Dagmar und Brille? Sie hatte doch immer abgelehnt, solch ein »entstellendes Monstrum« auch nur in Erwägung zu ziehen. »Seit wann hast du denn eine?«
    »Seitdem ich neulich beim Kuchenbacken zwei Rosinen mit der Fliegenklatsche erschlagen habe. – Wenn ich bloß wüsste, wo ich das Ding wieder liegengelassen habe.«
    Eine hektische Suche begann, die schließlich im Bad endete. »Richtig«, erinnerte sie sich, »ich wollte vorhin mal ausprobieren, ob mir falsche Wimpern stehen. Geht aber nicht, die schleifen an den Brillengläsern.«
    Die Kneipe war klein, voll, verräuchert, aber urgemütlich – und die Küche hervorragend. Außer bei meiner Großmutter habe ich nie wieder solch einen köstlichen Wirsingeintopf gegessen. Gesättigt und auch hinreichend mit »Berliner Kindl« abgefüllt, zogen wir zwei Stunden später von dannen.
    »So, und jetzt kommt Mütterchens Heimwerkerstunde«, meinte Dagi, nachdem wir gemeinsam die Betten bezogen hatten. »Das letzte Mal habe ich die halbe Nacht gebraucht, bis ich dieses verdammte Ding auseinander hatte.«
    »Wo fängt man denn da an?«, wollte Steffi wissen, misstrauisch das rosa Möbel begutachtend.
    »Erst mal gar nicht. Wir brauchen noch einen Hammer, eventuell ein Stemmeisen und mit Sicherheit Heftpflaster.«
    Soweit ich mich erinnere, musste unten etwas herausgezogen und oben etwas drübergeklappt werden, nur waren im Laufe der Jahrzehnte die Metallteile angerostet und verbogen. Es knirschte und quietschte, als wir mit vereinten Kräften an dem sperrigen Unterteil zerrten. Auf der einen Seite schlug Steffi mit dem Hammer auf die Eisenstrebe, auf der anderen bearbeitete Dagi das verklemmte Pendant mit dem Stemmeisen, und nach zehn Minuten Geziehe und Geschiebe sah das Sofa tatsächlich wie ein Bett aus.
    »Da vorne fehlt was!« Steffi wies auf die linke Ecke, die sich bedenklich nach unten neigte.
    »Ach ja, der Fuß«, meinte Dagi gleichmütig, »der ist schon lange ab. Er wird jetzt

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