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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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irgendwo drunterliegen. Wenn man bloß drauf sitzt, hält er, aber zum Schlafen nehme ich immer etwas anderes.« Aus dem Regal zog sie einen dicken Wälzer heraus, dessen Ledereinband schon tiefe Dellen aufwies. »Das ist ein altes Kochbuch von Emmchen. Benutzen kann ich es sowieso nicht, weil so ziemlich jedes Gericht anfängt mit: ›Man nehme acht Eier und ein Pfund gute Butter‹, aber es hat genau die richtige Höhe.«
    Geschlafen habe ich übrigens prima, nur nicht lange genug. Als der erste Dieselmotor zu hämmern anfing und immer mehr Autotüren zuklappten, wachte ich auf.
    Da war es kurz nach sechs. Großstadtlärm bin ich eben nicht mehr gewöhnt. In meiner ländlichen Kurort-Idylle, wo Ruhe die erste Bürgerpflicht bedeutet, werde ich ja schon nervös, wenn in unserer Nachbarschaft mal ein fremder Hund bellt.

[home]
    Aller Anfang ist schwer
    M eteorologie ist die Wissenschaft, die uns aufgrund komplizierter Hoch- und Tiefdruckberechnungen genauestens darüber informiert, wie das Wetter hätte sein sollen. Gestern Abend hatte der Herr vom Berliner Wetteramt Regen prophezeit, und dieser Meinung war er um acht Uhr morgens immer noch. Draußen schien die Sonne.
    »Ziehe ich nun was Langärmeliges an oder bloß ein T-Shirt?«, überlegte Steffi vor der geöffneten Tasche.
    »Das kommt darauf an, ob du dich auf den Wetterbericht verlässt oder auf dein Knie.«
    Seitdem Stefanie im Teenageralter ihre sportliche Phase gehabt und vom Voltigieren bis zum Kugelstoßen alles ausprobiert hatte, womit man seine Knochen ruinieren kann, hat sie zwei Operationen hinter sich, und ihr linkes Knie sieht jetzt aus wie die tektonische Landkarte von Spanien. Aber es ist ein zuverlässiger Wetterprophet. Andere müssen sich auf ihr Rheuma verlassen, Steffi befragt ihr Knie. »Da merke ich nichts«, erklärte sie denn auch, »also gibt es keinen Wetterumschwung.«
    Die Sonne begleitete uns, bis wir uns aus Berlin herausgewurstelt hatten, und sie war auch noch da, als wir auf der Landstraße nach Norden tuckerten – ganz gemütlich, wir hatten ja genug Zeit.
    »Wenn wir wieder zu Hause sind, brauchst du neue Stoßdämpfer«, konstatierte Steffi, nachdem sie ein Schlagloch umrundet, das nächste jedoch übersehen hatte. »Bis zu den Straßen scheint der Aufbau Ost noch nicht vorgedrungen zu sein.«
    »Erst mal sind die Autobahnen dran. Sonst hätten die Bewohner der Neubuläs keine Möglichkeit, ihre neuen Wagen mal richtig auszufahren, also würden sie erst gar keine mehr kaufen, wodurch wiederum die westdeutsche Autoindustrie …«
    »… stagnierte und die Zulieferfirmen Pleite machten. So kann man die soziale Marktwirtschaft auch definieren.«
    Je weiter wir uns von Berlin entfernten, desto unberührter wurde die Landschaft.
    Rechts und links Wiesen, die noch wie richtige Wiesen aussahen, durchsetzt von Wildblumen, über denen Schmetterlinge tanzten. Dann wieder ein schilfbewachsener See oder ein Bach, der sich durch die Felder schlängelte und bestimmt noch keine Abwässer gesehen hatte. Doch am meisten beeindruckten mich die herrlichen alten Bäume am Straßenrand, deren Kronen ein fast geschlossenes Dach bildeten, so dass die Sonnenstrahlen nur vereinzelte Kringel auf den schattigen Asphalt malen konnten – ein kilometerlanger lichtdurchfluteter Dom.
    »Wetten, dass diese Buchen in spätestens zwei Jahren …«
    »Die Buchen sind Linden«, verbesserte ich.
    »Also schön, dass diese Linden dann abgehackt, die Straßen begradigt und doppelt so breit sind und alle hundert Meter ein Verkehrsschild steht? Wo gibt es denn bei uns noch solche Alleen? Nach westdeutschen Kriterien sind sie in höchstem Grade verkehrsgefährdend; die vielen Bäume, nicht mal ’ne Parkbucht, und fluoreszierende Kilometersteine habe ich auch noch nicht gesehen.«
    Dafür sahen wir an einer Wegkreuzung eine alte Frau unter einem Sonnenschirm sitzen, vor sich einen Klapptisch und darauf mehrere Blecheimer mit selbstgebundenen Feldblumensträußen.
    »Halt mal an!«
    Steffi trat auf die Bremse. »Du willst doch nicht etwa was von dem Suppengrün kaufen? Bis wir im Hotel sind, ist es welk.«
    »Die Hälfte der Strecke haben wir doch schon hinter uns. Außerdem zeichnen sich die meisten Hotelzimmer durch gleichbleibende Tristesse aus, da kann ein bisschen Frühling in der Vase bestimmt nicht schaden.« Weil sie so hübsch aussahen, kaufte ich gleich zwei Sträuße.
    »Müssen Sie noch weit fahren?«, fragte die Frau, während sie die Blumen erst in

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