Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
Knopflöcher fummelte, verlas der Radiosprecher den Wetterbericht. Demnach würde es ein sonniger, wolkenloser Tag werden mit Höchsttemperaturen um dreiunddreißig Grad, in der Rheinebene noch etwas darüber. Na bravo! Von mir wollte ich ja gar nicht reden, und die Männer waren daran gewöhnt, aber Steffi würde sich in ihrem Hosenanzug totschwitzen.
    Das Telefon klingelte. Katja wollte wissen, ob sie ihre blauen Slipper vergessen hätte, ich solle doch bitte mal im Schuhschrank nachsehen. Mit dem Knochen in der Hand stiefelte ich abwärts und ließ mir dabei erzählen, dass Tom sich doch gestern tatsächlich noch einen Blazer gekauft habe und nun richtig elegant aussähe. »Eigentlich wollte ich ja Hosen anziehen, aber bei dieser Hitze gehe ich doch lieber im Rock. Hast du die Schuhe gefunden?«
    »Nein.« Vorsichtshalber räumte ich schnell den ganzen Schrank aus, denn manchmal rutschen welche hinten runter. Richtig, da lag tatsächlich was. »Weißt du, was ich eben entdeckt habe? Deine weißen Leinenschuhe.«
    »Tatsächlich? Ich dachte, die hätte ich längst weggeschmissen. Und die blauen sind bestimmt nicht da?«
    »Nein, verflixt noch mal!«
    »Dann müssen sie oben in meinem Zimmer sein. Könntest du schnell mal …«
    War sie es nicht gewesen, die erst unlängst behauptet hatte, ich müsse wenigstens einmal pro Woche ins Fitness-Studio gehen? In meinem Alter sei das wichtig wegen mangelnder Bewegung und so weiter. Dabei trabte ich jetzt erst mal vierundzwanzig Stufen aufwärts, würde sie gleich wieder hinunterlaufen müssen und das ganz bestimmt nicht zum letzten Mal.
    Wir besitzen ein digitales Fieberthermometer, dito eins fürs Zimmer, ganz abgesehen von diesem niedlichen wassergefüllten Spielzeug, in dem immer Bällchen auf- und absteigen mit Zahlen dran, nur wissen wir bis heute nicht, welches das mit der richtigen Temperatur ist – wir haben vom elektrischen Eierkocher bis zum batteriebetriebenen Dosenöffner alle technischen und meist völlig überflüssigen Geräte, bloß einen simplen Kilometerzähler, der auch Höhenunterschiede anzeigt, hat mir noch niemand geschenkt, obwohl ich oft genug den Wunsch danach geäußert habe. Wahrscheinlich haben sie alle Angst, mein tägliches Laufpensum im Dienste der Familie würde ihr Gewissen zu sehr belasten.
    Nach längerem Suchen fanden sich Katjas Schuhe. Unter dem Bett. »Ja, wo denn sonst?«, fragte sie ganz erstaunt, offenbar in völliger Unkenntnis der Möglichkeit, derartige Sachen auch woanders abzustellen. »Vergiss bloß nicht, mir die Treter mitzubringen. Bis dahin muss ich Turnschuhe anziehen, andere habe ich nicht hier.«
    Es wurde wirklich Zeit, dass dieser doppelte Haushalt endlich aufhörte. Jeden Tag warteten die Zwillinge auf Nachricht vom Oberschulamt. Mit Beginn der Sommerferien endete auch ihr Referendariat, und noch immer wussten sie nicht, ob überhaupt und falls ja, an welche Schule sie abkommandiert würden.
    Inzwischen hatte ich mich so weit bekleidet, wie es der Anstand erfordert, falls es an der Haustür klingelt und man öffnen muss. Leider würde ich in Kürze die neuen Hosen anziehen müssen, Strümpfe (nur bis zum Knie, mehr war nicht nötig) nebst unbequemen Schuhen. Die Seidenbluse würde nur während der ersten drei Minuten das Gefühl von Kühle erwecken, und dann gehörte zu dem ganzen Outfit ja noch die Jacke. Weshalb, um alles in der Welt, hatte ich mir bloß einen Hosenanzug ausgesucht, wo es doch so schöne leichte Sommerkleider gibt? Meinetwegen auch großgeblümt und mit Rüschen.
    Rolf spazierte schon festlich gewandet herum, allerdings noch mit offenem Kragen und ohne Krawatte. »Welche soll ich denn nehmen?« Er hatte ein größeres Sortiment über dem Arm hängen und sah mich fragend an. »Die silbergraue?«
    »Hast du die nicht schon zu
unserer
Hochzeit getragen?«
    »Kann sein«, meinte er gleichmütig, »aber sie ist noch so gut wie neu.«
    »Dann heb sie auf, sie wird bestimmt bald wieder modern.«
    Mit Krawatten ist das auch so eine Sache. Früher hatte ich Rolf oft welche mitgebracht, einfach nur, weil sie mir gefallen hatten. Ehemänner sind ja daran gewöhnt, dass man sie an Geburtstagen oder zu Weihnachten mit den SOS -Liebesgaben beglückt (Socken, Oberhemd und Schlips), nur sorgten bei uns schon Mütter und Tanten dafür, so dass für mich immer bloß die Schlafanzüge übrigblieben. Jedenfalls besaß Rolf so um die fünfzig Krawatten, von denen er aber nur ein knappes Dutzend benutzte. Und die

Weitere Kostenlose Bücher