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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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einen Hut zu bringen, ist gar nicht einfach. So manche große Liebe hatte ein vorschnelles Ende gefunden, wenn der Kandidat wegen Humorlosigkeit oder mangelnder Spontaneität bei den übrigen Familienmitgliedern durchgefallen war. Wie Nastassja abschneiden würde, blieb zumindest an jenem Abend noch offen. Vorsichtshalber sagte sie so gut wie gar nichts und selbst das nur sehr leise.
    Unser Tisch wurde bald zu klein, wir mussten einen zweiten dazustellen. Margit war gekommen und Schorsch, eine längst Verflossene von Hannes und dann noch eine, beide inzwischen verheiratet und jeweils mit zweifachem Nachwuchs gesegnet, der unter den Stühlen herumkroch und mit den Einkaufswagen Rallye Monte Carlo spielte, bis einer in die Scherben fiel und verarztet werden musste – kurz, es ging recht turbulent zu.
    Gegen zehn Uhr lichteten sich die Reihen. Übrig blieb der harte Kern, bestehend aus Familie, Mitarbeitern, engen Freunden, dem ehemaligen Hockeyclub und ein paar Unentwegten, hinter denen Steffi Kunden vermutete, während Hannes glaubte, es handele sich um Bekannte von Stefanie. Wer genau sie gewesen waren, hat sich nie feststellen lassen.
    Schon ein paarmal hatte das Brautpaar mit Hilfe der von Ludwig zusammengenagelten zwei Besen den vorderen Teil des Platzes gekehrt und damit bewiesen, dass es auch gemeinsam zu produktiver Arbeit fähig war, doch als einige Scherzbolde den halbvollen Container wieder ausgekippt hatten und die Scherben überall verteilt lagen, platzte Hannes der Kragen. Er lief weg und tauchte kurze Zeit später mit einem halben Dutzend Besen auf, die normalerweise zum Kehren der Halle dienen. »Am besten bildet ihr euch ein, das seien Hockeyschläger«, empfahl er den Übeltätern und drückte ihnen die Besen in die Hände. Die nahmen das etwas zu wörtlich, jedenfalls landete ein Kaffeekannenhenkel in der Fensterscheibe vom Büro, worauf das Turnier Mediziner gegen Handwerk abgebrochen wurde.
    Danach sollte gesungen werden. Ludwig hatte gedichtet und verteilte nun Zettel mit dem hektografierten Text. Der war sehr lang, hatte sich auch hinten immer gereimt, nur war die vorgegebene Melodie den wenigsten bekannt, und die anderen hatten keine Lust zum Singen. Vor der dritten Strophe gab auch Ludwig auf, die zweite hatte er sowieso schon allein geschmettert. Die Zettel durften wir behalten.
    Plötzlich stand noch ein später Gast auf dem Hof, den nun wirklich niemand kannte. Er sah auch gar nicht sehr freundlich aus. »Wem gehört denn der Porsche da draußen, der so weit weg vom Randstein geparkt ist?«
    Alle drei Ärzte sprangen auf, aber der eine setzte sich gleich wieder. »Ich vergesse immer noch, dass ich seit sechs Wochen einen Ferrari habe.« Es war übrigens der Orthopäde. Seit der Gesundheitsreform können sich Allgemeinmediziner so ein Auto ja nicht mehr leisten. Dabei hören und lesen wir doch dauernd, dass sich Wirtschaftsflaute, Arbeitslosigkeit, Inflation und Benzinverteuerung nur dann bekämpfen lassen, wenn sich jeder einen neuen Wagen kauft und zu Fuß geht.
    Bei dem Crash draußen vor dem Tor schien es sich nur um einen unbedeutenden Blechschaden gehandelt zu haben, den die Versicherungen bereinigen würden. Nach dem Tausch der Visitenkarten hatte sich nämlich herausgestellt, dass der Schadensverursacher (so heißt das im Behördendeutsch) ein Zahnarzt war, und unter Kollegen erledigt man solche Bagatellsachen ohne viele Worte. Der Herr Doktor nahm sogar die Einladung zu einem Glas Sekt an (»Aber nur halb voll!«), trank noch ein zweites (ganz voll) und fuhr viel freundlicher davon, als er gekommen war.
    Ich wollte auch gerade meine Lieben zusammensuchen, auf dass wir uns gemeinsam auf den halben Kilometer Weg zu unserem Nachtquartier machen, als Trudchen ächzend einen großen Karton auf den Tisch stellte. »Mir ist vorhin eingefallen, dass wir noch von letztem Silvester eine Menge Feuerwerk im Lager haben. Jetzt schießen wir einfach die ganzen Raketen hoch!«
    Das hielt Hannes für keine gute Idee. »Es ist nach Mitternacht!« Doch Trudchen – nicht mehr so ganz nüchtern – gab nicht nach. »Wer soll sich hier im Industriegebiet darüber aufregen? Der Nachtportier von gegenüber? Der wird höchstens wach, und das muss er ja sein.«
    Lucky hatte ein paar leere Sektflaschen aus dem Container geholt, Ludwig – auch nicht mehr nüchtern – munitionierte sie und steckte nacheinander die Zündschnüre an. Das klappte nicht auf Anhieb und vor allem nicht immer. Als er die

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