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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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dritte Rakete zünden wollte, stieg die erste bereits hoch und so knapp an seinem Kopf vorbei, dass er vor Schreck auf seinen Allerwertesten plumpste und nach hinten fiel. Eine gewisse Ähnlichkeit mit einem gestrandeten Maikäfer war ihm nicht abzusprechen. Dann rappelte er sich wieder auf, nicht gewillt, seine Aufgabe als Pyrotechniker zu delegieren. Allerdings schoss er die Raketen nur noch einzeln ab und hielt die Flasche in der weit ausgestreckten rechten Hand.
    »Jetzt sieht er aus wie die Freiheitsstatue«, wisperte Steffi, »bloß nicht so monumental.«
    Nach der letzten Garbe, die in Form von roten Sternchen genau über der Autobahn herunterkam, war endgültig Schluss. Der Sekt war sowieso alle, Bier wollte niemand mehr, und der Pfälzer Weißwein schmeckte nur, wenn er die richtige Temperatur hatte. Otto und seine Mannen waren jedoch unter Mitnahme des Kühlwagens schon um elf Uhr abgerückt. Müde waren wir alle, hinzu kam noch die bleierne Hitze, denn »örtlich« musste doch woanders liegen, von den Gewittern hatten wir jedenfalls nichts abgekriegt.
    Plötzlich hatten wir es alle eilig, ins Bett zu kommen. Hannes orderte telefonisch ein halbes Dutzend Taxis, denn auch die Herren der medizinischen Fakultät diagnostizierten gegenseitig einen Blutalkoholspiegel von mindestens …, wenn nicht sogar das Doppelte, und als das erste Taxi vorfuhr, machten wir uns auch auf den Weg. Zu Fuß. Nicht mal Rolf meckerte, denn aufgrund seiner Blessur hatte er eine Menge Leute kennengelernt. »Wenn du einen Gesprächspartner suchst – trage einen Verband!«, hatte er gesagt, als wir uns zufällig vor der Toilettentür getroffen hatten. Danach hatte ich ihn nur gelegentlich aus der Ferne gesehen.
    »Diese Margit ist wirklich ein sympathischer Mensch«, teilte er mir mit, als er schon, einen kalten Waschlappen um den lädierten Zeh gewickelt, im Bett lag. »Ich habe mich lange mit ihr unterhalten.«
    »Ich weiß«, gab ich zurück, »fast eine halbe Stunde.«
    Überrascht richtete er sich auf. »Bist du etwa eifersüchtig, weil es mir immer noch gelingt, mit jungen Frauen zu flirten?«
    »Keineswegs. Mich hat lediglich beeindruckt, dass du so lange den Bauch einziehen konntest.«

[home]
    Die große Stunde naht
    E in Ehemann, der nicht nur androht, sich aus dem Berufsleben zurückziehen zu wollen, sondern es auch tatsächlich tut, ist nicht mehr der, den man mal geheiratet hat. Damit meine ich nicht die schütter werdenden Haare und den Rettungsring in der Taillengegend, sondern in erster Linie die Bequemlichkeit. Was hatte Rolf nicht alles tun wollen, wenn er erst mal die Zeit dazu haben würde! Fotos einkleben (das Urlaubsalbum endet mit den Bildern aus Holland, und damals gingen die Zwillinge noch in die Grundschule), Dias sortieren (nur muss er dazu erst mal die Rähmchen wiederfinden, die er vor sieben bis elf Jahren gekauft hatte), den Dachboden aufräumen (da müssen bibliophile Kostbarkeiten zum Vorschein kommen wie das Album mit den Zigarettenbildern. Es fehlen zwar welche, aber auf einem ist sogar Ohm Krüger drauf), und vor allem wollte er endlich den Garten auf Vordermann bringen. »Es muss doch möglich sein, hier mal was zum Blühen zu kriegen!«, hatte er im Frühling gesagt. »Der Boden braucht bloß die richtige Vorarbeit und natürlich Dünger.«
    Das Schönste an der Gartenarbeit ist, dass es zu spät dafür wird, wenn man sie nur lange genug hinausschiebt. Ich weiß nicht mehr, ob das Frühjahr nun zu nass gewesen ist oder zu trocken, jedenfalls hatte es immer einen Grund gegeben, weshalb Rolf den Rasen nicht vertikutieren und danach den bereits seit Monaten im Keller lagernden Dünger nicht ausbringen konnte. Plötzlich war es Mai geworden, und das Einzige, was bei uns blühte, war der Löwenzahn. Die anderen Blumen konnte ich nur in den Katalogen bewundern, von denen ungefähr zwei Dutzend im ganzen Haus verteilt lagen. Das ist diese bunte, auf Hochglanzpapier gedruckte Winterlektüre aus der Gruppe der Science-Fiction-Bilderbücher, die von Versandgärtnereien, Baumärkten und Geräteherstellern kostenlos ins Haus geschickt wird. Rolf hatte sich ja auch recht intensiv damit beschäftigt und angekreuzt, was er bestellen wollte, nur hätten wir dafür einen Garten von den Ausmaßen eines Neun-Loch-Golfplatzes gebraucht. Und weil er sich nicht entscheiden kann, auf welche Pflanzen er verzichten will, grübelt er noch heute.
    Manchmal, wenn ich Kartoffeln schäle oder Rouladen wickle, obwohl ich viel

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