Schuld war nur die Badewanne
und nach der Trauung mit der Dampfeisenbahn an den Gardasee reiste.«
»Wie kommst du auf Eisenbahn? Wir sind noch mit der Postkutsche gefahren!« Seine Argumente hatten mich jedoch so lange nicht überzeugen können, bis Steffi schließlich sagte: »Ich weiß gar nicht, was du hast? Jeder wohnt in seinem eigenen Bungalow, und damit ist doch die Privatsphäre gesichert. Außerdem sehe ich lieber dir beim Essen zu als Familie Meier aus Leverkusen oder dem Ehepaar Huber aus Altötting, das beim Frühstück seine Verdauungsprobleme erörtert. Haben wir ja alles schon gehabt, nicht wahr?«
Die gemeinsame Hochzeitsreise war also eine beschlossene Sache, aber wenigstens die Flittertage würde das frischgebackene Ehepaar allein verbringen dürfen!
Da wir alle aus verschiedenen Richtungen kamen, hatten wir vereinbart, uns vor der Firma zu treffen und dann gemeinsam zum Standesamt zu fahren. Bis dahin würde hoffentlich jemand rausgekriegt haben, wo es überhaupt lag. Steffi sollte von Margit gebracht werden, und Hannes musste die für diesen Tag geliehene Nobelkarosse erst mal selber hinfahren.
Sascha war offensichtlich schon eine ganze Weile vor uns eingetroffen, denn er hatte bereits Zeit gehabt, sich eine halbe Tasse Automatenkaffee über den Anzug zu kippen. Am linken Hosenbein wischte Nastassja herum, am rechten Lissy, während Trudchen das Büro auf den Kopf stellte. »Hier
muss
noch irgendwo der alte Fön sein! Der Junge kann doch nicht mit nassen Hosen herumlaufen!«
Der Fön fand sich nicht, stattdessen kam sie mit dem Elektroöfchen an, einem Relikt aus jenen Zeiten, als das Büro aus Sparsamkeitsgründen nur während der Wintermonate beheizt worden war. Außerkalendarischen Frosteinbrüchen war man stundenweise mit diesem musealen Gerät begegnet. »Setzen Sie sich mal davor!«, befahl Trudchen. »Aber nicht zu dicht, sonst fangen Sie Feuer.«
»Ihr habt doch noch ’ne jute Stunde Zeit, bis der janze Rummel anfängt. Soll er doch die Hose ausziehen und hinten im Hof übern Zaun hängen. Da scheint die Sonne schon voll druff!« Ludwigs Vorschlag klang am erfolgversprechendsten, und Sascha, dem die allgemeine Aufmerksamkeit sichtlich unangenehm war, trabte ab.
Jetzt hätte ich endlich Zeit gehabt, mich ein bisschen um Nastassja zu kümmern, doch das war gar nicht notwendig. Diese Aufgabe hatte bereits Rolf übernommen, und das offenbar sehr gründlich. Ich kenne nämlich den höflich-gelangweilten Blick seiner Gesprächspartner, wenn er sie mit einem seiner zwei Lieblingsthemen unterhält! Das eine ist Angeln und das zweite moderne Kunst. Ich habe von beidem nicht viel Ahnung, und Nastassja schien es so ähnlich zu gehen.
Räder knirschten draußen auf dem Kies, begleitet von Svens asthmatischer Hupe, und gleich darauf fuhren auch Nicki und Jo vor. Rolf sah sich genötigt, Tochter nebst Begleitung zu begrüßen, und diese Gelegenheit benutzte Nastassja zur Flucht. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Ein Mann ist so jung, wie er sich fühlt, bloß nicht so bedeutend!
Lissy verteilte zu kunstvollen Schleifen gebundene Tüllfähnchen, die wir an den Antennen unserer Autos befestigen sollten. Angeblich müssen sie dort so lange hängen bleiben, bis sie von selber abfallen, sonst bringen sie Unglück. Das hatte ich nicht gewusst, sondern mich nur immer gewundert, weshalb so viele Leute diese dreckigen Fetzen nicht endlich entfernen. Bei Rolfs Wagen gab es von vornherein Schwierigkeiten. Seine Antenne verschwindet nämlich irgendwo im Blech, sobald er das Radio ausschaltet. Außer an der Stoßstange sah ich keine Möglichkeit, dieses unerlässliche Tribut eines Brautpaar-Begleitfahrzeugs anzubringen. Sven befestigte es schließlich am Außenspiegel, aber während der Fahrt machte Rolf das Herumgeflatter so nervös, dass er das Band abnahm und in die Brusttasche steckte. Ein Teil davon hing später während der ganzen Trauungszeremonie heraus.
Als Letzte kamen Tom und Katja. Hübsch sah sie aus in dem gestreiften Rock und dem dunkelblauen, kurzärmeligen Leinenblazer, nur die Turnschuhe passten dazu wie die »Faust aufs Auge«. Turnschuhe …? Himmel noch eins, ich hatte die Slipper vergessen! Dabei hatte ich die Tüte doch extra an die Haustür … »Katja, mir ist da was ganz Dummes passiert.«
»Das kannst du mir nachher erzählen. Jetzt gib mir bloß schnell meine Schuhe, ich komme mir nämlich vor wie der
Gestiefelte Kater.
Wo sind sie? Noch im Auto?«
»Nein. Die hängen zu Hause an der
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