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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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nicht. Sie hatten noch keine weiteren Pläne geschmiedet, und er hatte auch nicht angerufen. Nun ja, darüber würde sie sich später Gedanken machen. Jetzt war es erst einmal Zeit für eine Dusche und die Mothers’ Union.

    Bevor er sich auf den Weg zur U-Bahn-Station machte, nahm Neville Mark mit in die Küche der Wohnung, um unter vier Augen mit ihm zu reden.
    Mark hob resigniert die Schultern. »Na ja, sie ist natürlich von keinerlei Hilfe. Sie ist wie ein verwöhntes Gör. Und du hattest recht: Alex ist ihr vollkommen schnuppe. Es muss sich alles nur um sie selbst drehen.«
    Ach, dann war die reizende Jilly wohl so richtig in Form.
    »Er tut mir irgendwie leid«, fügte Mark hinzu. »Auch wenn er alles an sich reißen will. Ist wohl einfach dran gewöhnt, dass er das Sagen hat und alles nach seiner Pfeife tanzt. Dabei gibt es nicht das Geringste, was er tun kann, außer zu warten und zu hoffen. Und zu beten, nehme ich an, falls er so geartet ist, was ich allerdings bezweifle.«
    »Und die Polizei herumzukommandieren«, ergänzte Neville scharf. »Ich staune, wie du es schaffst, das auszulassen, Kumpel. Klingt fast, als wärst du auf seiner Seite.«
    Mark schüttelte den Kopf, und Neville zuckte angesichts der heftigen Geste fast zusammen. »Wir sind allerdings auf derselben Seite, Neville. Wir wollen alle Alex finden. Ich staune, dass du das vergessen hast.«
    »Aber er ist so verflucht arrogant …«
    »Seine Tochter wird vermisst. Sie ist zwölf Jahre alt. Ein Kind. Ein kleines Mädchen.« Mark hatte Tränen in den Augen. »Genau in demselben Alter wie meine Nichte. Er geht durch die Hölle, also geh du nicht so streng mit ihm ins Gericht, okay? Auch wenn er nicht gerade der beste Papa aller Zeiten ist, aber er liebt Alex.«
    Neville räumte innerlich ein, dass er die Standpauke verdiente; er verließ die Küche, um Sid Cowley mitzunehmen. »Ich melde mich«, sagte er zu Angus Hamilton und führte sich ganz bewusst die schwierige Situation des Mannes vor Augen. »Ich halte Sie auf dem Laufenden. Sobald wir irgendetwas hören, rufe ich Sie an.«

    »Danke, Inspector«, sagte Hamilton mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Wir finden selbst raus«, sagte Neville, ohne jemand Bestimmten anzusprechen.
    Cowley griff, kaum dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, nach seinen Zigaretten und dem Feuerzeug. »Arrogantes, affiges Arschloch«, sagte er im Plauderton.
    »Und die reizende Mrs Hamilton? Was halten Sie von der?«
    Der Sergeant ließ sich mit der Antwort Zeit, um sich seinen Glimmstängel anzuzünden und einen langen, nachdenklichen Zug zu nehmen. »Sie ist eine hochnäsige Kuh«, erklärte er. »Eine selbstsüchtige Schlampe. ›Nichtraucherhaushalt‹, leck mich.«
    Neville gluckste. »Das liebe ich so an Ihnen, Sid. Sie sind ein so nachsichtiger Typ.«
    »Aber verdammt attraktiv, trotz alledem«, fügte Cowley hinzu und formte dazu mit den Händen übertriebene Kurven in der Luft.
    »Und außerdem«, sagte Neville, »sind Sie so verdammt berechenbar.«
     
    Alex wusste, dass die Züge nach Schottland von der King’s Cross Station abfuhren. Aber sie wusste nicht, wie man von Bayswater nach King’s Cross kam.
    Sie konnte ein Taxi nehmen, doch sie wollte nichts von ihrer dahinschmelzenden Barschaft dafür verschwenden. Mit viel Glück hatte sie gerade noch genug, um damit nach Schottland zu kommen. Also kein Taxi. Sie kam um die U-Bahn nicht herum.
    Irgendwie fand sie auf Umwegen zu der Station in Bayswater zurück. Dort studierte sie die komplizierte U-Bahn-Karte, die wie ein verschlungenes Netz von Kabeln oder ein Teller bunter Spaghetti aussah. Sie zog mit dem Finger die
Linien nach. Die gelbe führte ununterbrochen von Bayswater nach King’s Cross. Sie sah unten auf dem Farbschlüssel nach; die gelbe war die Circle Line. So einfach war das.
    Gut, das sollte sie eigentlich schaffen.
    Am Automaten musste sie sich von einem Pfund und fünfzig Pence trennen, tröstete sich aber damit, dass das Taxi viel mehr gekostet hätte.
    Alex steckte die Fahrkarte in die Sperre, ging hindurch und folgte den Schildern District and Circle zum Bahnsteig. Niemand achtete auf sie. »Der nächste Zug …«, bellte die Lautsprecheranlage, bevor eine ganze Liste an Fahrtzielen folgte.
    Es war voll. Der vorletzte Samstag vor Weihnachten: Leute, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigen wollten, Touristen und viele andere mehr. Alex klemmte sich in einen schmalen Keil in der Nähe der Tür und hielt sich an der Rückenlehne

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