Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
Vom Netzwerk:
ging weiter zu ihrer Wohnung.
    Der Korridor selbst war kalt und abweisend, doch es würde sich bestimmt etwas Besseres finden. Alex ging bis ans andere Ende und fand einen kleinen Raum, der nicht abgeschlossen war: eine Waschküche, offenbar zur gemeinsamen Benutzung durch die Hausbewohner. Darin standen einige großformatige Waschmaschinen und Wäschetrockner,
alle mit Münzeinwurfschlitzen. Wände und Boden waren aus Beton. Es war kalt und feucht und es roch nach einer Mischung aus Waschpulver und schmutzigen Kleidern. Das Licht, das eine nackte Glühbirne an der Decke verbreitete, schien Tag und Nacht zu brennen und warf grimmige Schatten in die Ecken. Nicht gerade ein anheimelnder Ort, doch im Moment so willkommen wie ein Zimmer im besten Hotel der Stadt.
    Und sie hatte Glück. Einer der Wäschetrockner lief und gab einiges an Wärme ab. Alex öffnete ihn und zog eine Ladung Handtücher heraus, die fast trocken waren und sich so heiß anfühlten, dass sie meinte, sich daran die Hände zu verbrennen. Sie breitete sie zwischen zwei Maschinen auf dem Betonboden aus, schmiegte sich mit dem Rücken an das warme Trocknerblech und schlief augenblicklich ein.
    Einmal wachte sie, steif und frierend, mitten in der Nacht auf. Der Trockner war von alleine ausgegangen und die Wärme verpufft. Alex versuchte, wieder einzuschlafen, doch vergebens. Irgendwann stand sie auf, wühlte in der Maschine, bis sie Laken fand, um sich zuzudecken, und als auch das nichts half, opferte sie eine ihrer kostbaren Münzen für eine weitere Stunde Wärme aus dem Trockner. Danach schlief sie bis zum Morgen – unbequem zwar, aber immerhin ohne zu frieren.
     
    Yolanda hatte gar nicht gemerkt, wie müde, wie erschöpft sie nach den Belastungen der letzten Woche war. Auf Nevilles Geheiß war sie heimgegangen, war nur noch ins Bett gesunken und nicht einmal aufgewacht, als Eli sich irgendwann am Freitagabend neben sie legte. Genauer gesagt wachte sie erst auf, als er ihr am Samstagmorgen eine duftende Tasse Kaffee unter die Nase hielt.
    »Hey, Schatz«, sagte er, als sie gerade ein Auge aufbekam. »Dachte, das könnte dir nicht schaden.«

    »Mmmm.« Sie rieb sich die Augen und setzte sich im Bett auf, um ihm die Tasse abzunehmen.
    »Gut geschlafen?«
    Yolanda nickte. »Wie schon lange nicht mehr.« Nur selten hatte sie bewusst darüber nachgedacht, was für ein Luxus es war, im eigenen Bett zu schlafen.
    Eli hockte auf dem Bettrand. Zu ihrer Enttäuschung war er schon fertig angezogen, um zur Arbeit zu gehen.
    »Willst du mir erzählen, wie der neueste Stand der Dinge ist?«, fragte er. »Ich hab noch fünf Minuten, bis ich los muss.«
    »Rachel hat ihr Baby bekommen. Ein Mädchen. Die DNA-Analyse liegt vor, demnach lag ich mit meiner Theorie daneben, dass Trevor noch am Leben ist.« Sie seufzte und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. »Das heißt, wir wissen immer noch nicht, wer ihn getötet hat und ob Rachel irgendwie darin verwickelt ist. Natürlich lassen sie sie nicht aus den Augen, aber im Moment haben wir noch keine konkreten Anhaltspunkte. Außerdem ist sie ein, zwei Tage im Krankenhaus, und ich kann nichts tun.«
    »Außer Schlaf nachholen«, erklärte Eli. »Und dich wieder mit deinem Mann vertraut machen, der schon fast vergessen hatte, wie du aussiehst.« Er beugte sich zu ihr herüber und drückte ihr den Arm.
    Sie streichelte ihm die Wange. »Ich wünschte, du müsstest heute nicht arbeiten.«
    »Ich auch, Schatz«, sagte Eli. »Ich auch.«
     
    Callie hatte es wie gewöhnlich auch an diesem Samstag eilig, im letzten Moment zur Morgenandacht zu kommen, zumal Peter aus irgendeinem Grund beschlossen hatte, früh aufzustehen und ausgiebig zu duschen. Wieso ausgerechnet heute?, fragte sie sich frustriert. An jedem anderen Tag würde er noch auf dem Ausziehsofa liegen und murren, wieso sie
ihn mit ihren rituellen Waschungen zu einer so unmenschlichen Zeit geweckt hatte.
    Jetzt unterzog er sich hingebungsvoll selbst diesem Ritual und schien nicht vorzuhaben, so bald damit aufzuhören. Er sang unter der Dusche: immer ein schlechtes Zeichen, das auf lange Verweildauer schließen ließ. Melodien aus Broadway-Musicals waren seine Favoriten. »If ever I would leave you …«, trällerte er in seinem schönen Tenor.
    »Ich wünschte, du tätest es«, brummte Callie in einer Aufwallung schonungsloser Ehrlichkeit. Einen Moment stand sie vor der Badezimmertür, dann beschloss sie, dagegenzudonnern. Peter war inzwischen so richtig in Fahrt und

Weitere Kostenlose Bücher