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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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nachdenklich. »Ja, vermutlich.«
    »In der Theorie klingt ein Baby toll. Aber dann bläht sich seine Frau auf wie ein Ballon, Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Vielleicht hat er sogar jemand anders gefunden.« Cowley drehte den Zündschlüssel, und der Wagen sprang stotternd an. »Er und seine Frau vögeln wahrscheinlich derzeit nicht viel, und vielleicht geht er dafür woanders hin. Kann ich ihm nicht verdenken, Chef. Nicht wirklich.«
    »Wenn er in vierundzwanzig Stunden nicht wieder aufgetaucht ist, dann würde ich wohl eine solche Möglichkeit in Betracht ziehen. Ich meine, an Ihrer Stelle«, fügte er hinzu. »Wenn es mein Fall wäre.«
    »Der Computer«, sagte Cowley umsichtig. »Da könnten E-Mails drauf sein oder so. Manchmal kaum zu fassen, was die Leute alles in ihrem Computer haben.«
    »Oder er kommt in den nächsten fünf Minuten nach Hause.«
    »Oder auch nicht. Kein Rauch ohne Flamme, Chef.«
    Neville griff das Stichwort auf. »Da wir gerade von Rauch reden, Sid …«
    »Ja?«, fragte der in abwehrendem Ton zurück.
    »Habe ich heute Morgen richtig bemerkt, dass da etwas fehlte?«

    Cowley wandte den Blick nicht von der Straße vor ihnen. »Na schön. Ich versuche, mit dem Rauchen aufzuhören.«
    »Was ich über den iPod gesagt habe, hat Ihnen somit eingeleuchtet?« Neville freute sich diebisch. »In zwei, drei Wochen haben Sie genug gespart, um sich einen zu kaufen.«
    »Das ist nur ein Argument«, gab Cowley zu. »Um ehrlich zu sein, Chef … Haben Sie schon mal was von findagain.co gehört?«
    »Häh? Was ist das denn?«
    »Eine Website. Um Leute aufzuspüren, mit denen man zur Schule gegangen ist«, erklärte Cowley. »Damit man sich wiedertreffen kann.«
    Neville schnaubte verächtlich. »Der reine Albtraum! Die Gewissheit, in meinem ganzen Leben keinen von den Clowns jemals wiedersehen zu müssen, mit denen ich zur Schule gegangen bin, gehörte für mich zu den besten Argumenten dafür, Irland zu verlassen. Wie dem auch sei, was hat das mit dem Preis für Glimmstängel zu tun?«
    »Na ja«, erklärte Cowley, und es klang ein wenig defensiv, »ich hab mich da angemeldet. Und dieses Mädchen gefunden – ein Mädchen, auf das ich in der Schulzeit mächtig scharf war. Damals hatte sie keine Zeit für mich, aber jetzt … tja, es läuft großartig.«
    »Aha, ein Mädchen.« Sid hatte immer ein Auge auf das eine oder andere Mädchen, doch bis jetzt hatte ihn das noch nie vom Rauchen abgehalten. Vielleicht war dieses Mädchen ja ein bisschen kostspieliger. Das konnte Neville nachempfinden: Triona mit ihrer Vorliebe für teure Restaurants und Theaterbesuche hatte ihn fast in den Ruin getrieben, bevor er zu dem Schluss kam, dass es langte. »Sie ist teuer?«
    »Nein, das ist es nicht.« Die Ampel vor ihnen schaltete auf Gelb, und Sid trat auf die Bremse. »Sie hasst Rauchen. Sie sagt … wenn sie mich küsst, ist es, als ob sie einen Aschenbecher
auslecken würde. Sie sagt, wenn ich nicht damit aufhöre …«
    »Ach so. Ich verstehe.« Armer Sid, dachte er. Die verdammte Frau hatte ihn ganz schön fest beim Wickel. Er kannte das Gefühl. Nicht gut. Überhaupt nicht gut. »Nun denn, Sid, ich hoffe, sie ist es wert«, sagte Neville und schüttelte den Kopf. »Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sie es wert ist.«
     
    Mark Lombardi sah seine Schwester in letzter Zeit kaum noch. Nicht halbwegs oft genug, wenn man bedachte, dass sie die ersten zehn Jahre seines Lebens wie eine zweite Mutter für ihn gewesen war. Serena war acht gewesen, als Mark zur Welt kam; und solange seine Mutter von morgens bis abends im La Venezia, dem Familienrestaurant, arbeitete, war es an Serena hängen geblieben, ihm abends bei den Schularbeiten zu helfen und ihn ins Bett zu bringen.
    Inzwischen arbeitete sie genauso hart wie ihre Mutter im Restaurant, sodass sie mittags und abends viel zu beschäftigt war. Wenn Mark Serena sehen wollte, dann musste er sie gezielt am Vormittag besuchen.
    Als Serenas Kinder noch jünger gewesen waren, hatte Mark oft abends als Babysitter ausgeholfen. Inzwischen war Angelina an der Universität und Chiara zwölf – ein Alter, in dem sie es als die größte Beleidigung empfand, einen Babysitter zu haben, selbst wenn es sich dabei um ihren heiß geliebten Onkel Marco handelte.
    Serena hatte schon mit achtzehn Jahren geheiratet, ganz nach dem Geschmack der Familie – la famiglia . Auch wenn seine Mutter es nie zugegeben hätte, hegte Mark den Verdacht, dass die ganze Sache von vornherein geplant

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