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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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Das gehört beinahe zum Berufsstand.«

    Mark starrte ihn an, während die Worte und ihre unterschwellige Andeutung ihm langsam ins Bewusstsein drangen. »Soll das etwa heißen …?«, fragte er langsam. »Das ist nicht das erste Mal, ja?«
    »Du wirst mich nicht dazu bringen, dir darauf Rede und Antwort zu stehen«, sagte Joe feixend. »Sagen wir einfach, es tut mir leid, dass Serena damit konfrontiert wurde.«
    »Du meinst, es tut dir leid, dass du dich erwischen lassen hast.«
    Joe senkte den Kopf. »Ich wollte ihr nie wehtun. Das musst du wissen.«
    »Ihr nicht wehtun? Du hast ihr Leben ruiniert!«
    »Sie wird darüber hinwegkommen«, sagte Joe, während er wieder zu seinem Kugelschreiber griff, um damit herumzuspielen. »Sie wird es müssen. Was bleibt ihr anderes übrig? Mich verlassen? Ich glaube nicht. Das ist keine Option. ›In guten wie in schlechten Tagen‹, du weißt schon. Und sie würde lieber sterben, als dass es eure Eltern rausbekommen. Also«, fügte er hinzu, »wird sich nichts ändern. Nicht wirklich.«
    Er hatte recht: Serena würde ihn nie verlassen, egal, was er ihr antat. »Nur dass sie dir nie wieder vertrauen kann«, sagte Mark bitter. »Du bist ihr untreu geworden, und sie wird mit diesem Wissen leben müssen.«
    »Wie gesagt, das tut mir wirklich leid. Ich liebe Serena, und ich wollte sie nie verletzen.«
    »Du liebst Serena? Das bringst du noch über die Lippen, nach dem, was du getan hast?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Mark fort: »Was ist mit diesem … diesem Mädchen? Liebst du die nicht?«
    »Ach Marco, Marco.« Joe schüttelte müde den Kopf, als würde ihm die Unterredung lästig werden. »Du klingst wie deine Schwester. Wieso haben’s die Frauen alle so mit der Liebe?«

    Von dem herablassenden Ton provoziert, schoss Mark zurück: »Weil Liebe das einzig Entscheidende ist. Sie hält Menschen zusammen, Familien in Gang …«
    »Du bist tatsächlich naiv.«
    Die Tür flog auf, eine junge Frau rauschte herein und plapperte sofort los: »Ich habe gute Neuigkeiten, Schatz. Diese Theaterkarten, auf die ich so scharf war …« Sie brach mitten im Satz ab, als sie merkte, dass Joe nicht allein war. »Oh.« Sie sah Mark an, dann fuhr ihr Kopf zu Joe herum. »Störe ich bei irgendwas?«
    Sie war ein zierliches blondes Geschöpf und unglaublich jung. Wohl kaum älter als Angelina, dachte Mark. »Ist kein guter Zeitpunkt, Sam«, sagte Joe, ohne sie anzusehen.
    Doch Mark ertrug es nicht länger. Was es zu sagen gab, war gesagt, und in seinem ganzen Leben war er noch nicht so nah daran gewesen, zu körperlicher Gewalt zu greifen; er wusste, wenn er auch nur eine Sekunde länger blieb, würde er sich vergessen. Also vergrub er seine Hände noch tiefer in seinen Taschen, damit sie Joe nicht an die Gurgel gingen, wirbelte herum und verließ den Raum.
     
    Jetzt zu Rachel Norton zurückzukehren – nach allem, was sie inzwischen wusste -, gehörte zu den schwierigsten Missionen in Yolandas bisheriger Polizistenlaufbahn. Sie konnte Rachel nicht mehr ohne Weiteres glauben; egal, wie sich die Leiche im Kanal und die Stimme am Telefon letztlich erklären sollten, hatte sich Rachel die größte Mühe gegeben, etwas vor ihr zu verbergen. Yolanda musste sich nun dumm stellen und Rachel genauso behandeln wie bisher.
    Mit einer Kaltluftfront waren die Wolken gekommen, und für Yolanda sahen sie sehr nach Schnee aus. Schnell schlüpfte sie mit dem Schlüssel, den Rachel ihr gegeben hatte, ins
Haus und achtete darauf, genügend Lärm zu machen, damit sie ihre Rückkehr mitbekam. »Ich bin zurück«, rief sie obendrein, während sie ihr Schaltuch abnahm und den Mantel auszog.
    Von Rachel war nirgends etwas zu sehen; schließlich fand Yolanda sie oben in ihrem Schlafzimmer, wo sie auf ihrem Bett lag und ziemlich erschöpft aussah.
    »Oh – Sie sind wieder da«, sagte Rachel mit matter Stimme.
    Yolanda wurde bewusst, dass sie viel länger weggeblieben war als beabsichtigt oder angekündigt. »Tut mir wirklich furchtbar leid, dass ich so lange gebraucht habe«, entschuldigte sie sich. »Geht’s Ihnen einigermaßen, Schätzchen? Kann ich Ihnen was bringen?«
    »Eine Tasse Tee wäre schön.« Sie rappelte sich mit einiger Mühe zum Sitzen hoch.
    »Ich bringe ihn rauf«, versprach Yolanda. »Sie können ruhig im Bett bleiben.«
    Zu ihrer Erleichterung war Rachel einverstanden und folgte ihr nicht in die Küche. Geistesabwesend füllte Yolanda den Kessel und setzte ihn auf, während sie in der zunehmenden

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