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Schule der Hexen

Schule der Hexen

Titel: Schule der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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hätten wir hier nicht viel zu lachen«, knurrte er, als die Schritte der Alten auf den knarrenden Holzdielen verklangen. »Scida soll sich beeilen mit ihrer Herumfragerei. Gerrek?«
    Der Beuteldrache saß auf einem unbezogenen Bett, das unter seinem Gewicht arg zu ächzen begann und blickte sich interessiert um.
    »Nicht hier«, sagte er. »Er ist nicht hier.«
    »Wer?«
    »Gerrek.«
    Mythor starrte ihn bestürzt an. Daß den Mandaler ab und an die Wehmut überkam, konnte er verstehen. Aber was er nun schon seit Stunden zeigte, war des Guten zuviel. Er gab keine Widerworte, prahlte nicht mehr, ja, er hatte sogar die tödliche Beleidigung durch die Wurzelmännchen einfach hingenommen. Die Jammergestalt, die hier vor ihm saß und gleich mit dem Bett auf dem Boden liegen würde, war wahrhaftig nicht mehr der Gerrek, den er ins Herz geschlossen hatte.
    Er hockte sich vor ihn hin. Gerrek kaute an seinem Katerbart und starrte verträumt lächelnd auf etwas in der Luft, das Mythor nicht sehen konnte.
    »Du bist nicht Gerrek?« fragte Mythor.
    »Nein doch.«
    »Nicht der schönste, einmalig gescheite und überhaupt einmalig einzige Beuteldrache der Welt?«
    »Nein.«
    »Aber du weißt doch, wer ich bin, oder?«
    Gerrek sah ihn an. Sein Maul verzog sich zu einem Grinsen.
    »Aber ja doch. Du bist Honga.« Er lehnte sich zurück. Mit lautem Krachen brach das Bettgestell unter ihm zusammen. Gerrek bemerkte es anscheinend gar nicht. »Oh, ich kenne Gerrek. Er ist ein Beuteldrache, nicht wahr? Aber er ist nicht hier.«
    »So!« sagte Mythor, dem der Spaß allmählich zu weit ging. »Und wer bist du dann? Sein Geist?«
    »Ich bin niemand.«
    Es klopfte an die Tür. Mythor stand auf und öffnete.
    Scida trat ein, beide Hände auf den Schwertern.
    »Kommt jetzt«, sagte sie leise. »Unten im Schankraum ist Lärm. Wir sollten bald erfahren haben, was wir wissen müssen.«
    Hoffentlich! dachte Mythor. Er deutete auf Gerrek.
    »Und was machen wir mit ihm? Es gibt ihn nicht, mußt du wissen.«
    »Ich bin niemand«, erklärte der Drache erneut.
    »Ich ahnte, daß diese verdammten Rauschpilze…« Scida winkte barsch ab. »Er muß mit. Falls wir übereilt aufbrechen müssen, haben wir kaum die Zeit, ihn noch zu holen.«
    Gerrek kam auf die Beine und schwankte leicht.
    »Worauf warten wir dann?« fragte er. »Wein!«
    »Er ist niemand«, seufzte Mythor. »Aber Durst hat er.«
    »Kommt endlich!« zischte Scida.
*
    Als sie den Schankraum betraten, ahnte Mythor, was Scida gemeint hatte, als sie von der Möglichkeit eines »übereilten Aufbruchs« sprach. Und seine Miene verfinsterte sich augenblicklich. Ein Blick auf die Amazonen, die lärmend und grölend tranken, sich gegenseitig von den Stühlen, Bänken und Tischen stießen, gab ihm die Gewißheit, daß sie hier nicht kampflos wieder herauskommen würden. Ausgerechnet einen Kriegerinnentreff mußte Scida sich für ihre Erkundungen aussuchen.
    Augenblicklich verstummte der Lärm. Alle Augen richteten sich auf die Eingetretenen. Scida bedeutete Mythor mit einem Schulterzucken, daß sie selbst nicht gewußt hatte, wer sich hier breitgemacht hatte.
    Sie ging zum langen Tresen, nahm einen leeren Krug und knallte ihn auf die Theke.
    »Wirtin!« rief sie. »Wein für mich und meine Freunde!«
    Sie drehte den Kriegerinnen den Rücken zu. Mythor stand neben ihr und starrte sie entgeistert an. Gerrek winkte den Amazonen freundschaftlich zu und fiel beim Versuch, einen galanten Hofknicks zuwege zu bringen, der Länge nach hin.
    Eisiges Schweigen umfing die drei. Die Wirtin erschien mit einem vollen Krug und stellte ihn vor Scida hin.
    »Drei Krüge!« sagte die alternde Amazone schneidend. »Ich sagte: drei!«
    »Männer werden hier nicht bedient«, versetzte die Wirtin. Abfällig musterte sie Mythor und Gerrek, der wieder stand und sie anlächelte. »Männer werden hier unten überhaupt nicht geduldet. Sieh zu, daß du sie fortbringst, Schwester, oder ich garantiere für nichts.«
    Als Mythor sich noch fragte, was Scida mit ihren völlig unnötigen Sticheleien bezwecken wollte, brüllte eine der Kriegerinnen in seinem Rücken:
    »Ja, was sagen wir dazu, Schwestern des Schwertes? Das sind ihre… ihre Freunde! Habt ihr’s gehört? Freunde nennt sie den Kerl und diesen… diesen…«
    »Niemand!«
    Gerrek hielt sich mit einer Hand an der Theke fest, wobei seine langen Krallen tiefe Kratzspuren hinterließen, und drehte sich wieder zu den stark angetrunkenen Amazonen um. Er hob die Hand. »Friede mit

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