Schule der Hexen
von euch außer einigen Auskünften!« Nur eisiges Schweigen schlug ihr entgegen. Sie zuckte die Schultern und kehrte an den Tresen zurück. »Wir können warten. Keine von euch kommt hier heraus, bevor wir nicht wissen, was wir wissen wollen!«
Mythor behielt jede der Kriegerinnen im Auge und verwünschte die Alte.
Weder er noch Scida hatten die beiden Amazonen gesehen, die sich aus dem Schankraum geschlichen hatten, als der Kampf noch tobte.
4.
Angi, vom ungewohnten Weingenuß leicht berauscht, hatte sich von ihren sechs Mitschülerinnen getrennt, als sie den Kampfeslärm hörte. Neugierig schlich sie sich in den Eingang der Herberge und bis zur Tür des Schankraums, von wo aus sie Zeugin des ungleichen Duells wurde.
Augenblicklich fühlte sie sich von jenem jungen Recken in den Bann gezogen, der zu kämpfen verstand wie eine Kriegerin.
Atemlos verfolgte das Mädchen das Geschehen. Zum erstenmal in ihrem jungen Leben sah sie einen solchen Schlagabtausch. Bei den früheren heimlichen Besuchen der Stadt hatte sie zugesehen, daß sie schnellstens verschwand, wenn irgendwo die Klingen gekreuzt wurden. Was sie nun hierhergetrieben hatte, verstand sie selbst nicht.
Plötzlich sah sie, wie zwei Kriegerinnen sich zunickten und sich davonstahlen. Angi drückte sich tief in die Schatten unter der Treppe, als sie sie auf sich zukommen sah.
Im Flur blieben die beiden stehen und flüsterten miteinander. Angi spitzte die Ohren. Einiges von der kurzen Unterhaltung konnte sie verstehen.
»Es gibt nur einen Mann, der so zu kämpfen versteht«, flüsterte die eine. »Nur einen auf dieser Insel.«
»Du meinst… Honga?«
Sie nickte heftig.
»Burra wird hocherfreut sein, diese Kunde zu vernehmen. Wir müssen zu ihr, zum Fort!«
»Sollten wir ihn ihr nicht selbst bringen?«
»Hüte dich! Er gehört ihr!«
Damit verschwanden sie aus der Herberge. Angi blickte ihnen nach, wie sie auf die Straße hinausliefen, und kam erst aus ihrem Versteck, als sie ihre Schritte nicht mehr hörte.
Sie wußte nicht, wer Burra war. Doch spürte sie, daß diesem jungen Kämpfer Gefahr drohte. Einige Herzschläge lang überlegte sie fieberhaft, was sie nun tun sollte? Sollte sie nicht schleunigst von hier verschwinden, bevor…?
Sie konnte es nicht. Sie mußte den Recken warnen. Für die Amazonen hatte sie nie eine besondere Vorliebe gehabt. Doch das war es nicht, was ihre Schritte nun lenkte.
Dieser Mann, den eine der beiden Kriegerinnen Honga genannt hatte, gefiel ihr. Sie wollte mehr über ihn wissen und…
Angi erschrak über ihre Gedanken. Schon im Eingang des Schankraums stehend, sah sie, daß der Kampf beendet war. Und Honga hatte nicht einmal einen Kratzer davongetragen.
Sie zögerte. Doch als sie ihn dann zwischen der alten Kriegerin und diesem seltsamen, fast acht Fuß großen Geschöpf mit der lederartigen, von gelben Schecken übersäten purpurnen Haut und dem Rattenschwanz stehen sah, wie er den Blicken der Amazonen standhielt, vergaß sie alle Bedenken.
Sie betrat den Raum. Einige der Kriegerinnen warfen ihr zornige Blicke zu und machten Drohgebärden in ihre Richtung. Angi nahm all ihren Mut zusammen und ging schnurstracks auf den Jüngling im prachtvollen Umhang zu. Auch diese Kleider waren nicht die eines gewöhnlichen Mannes.
Die Hexenschülerin nahm kaum Notiz von den Blicken, die ihr die alte Kämpferin an Hongas Seite zuwarf. Dies alles erschien ihr wie ein Traum. Honga runzelte die Stirn, als sie, fast zwei Köpfe kleiner als er, vor ihm stehenblieb. Das seltsame Geschöpf an seiner Seite starrte sie aus Glubschaugen an, rülpste und hob eine Hand.
»Friede!« sagte es.
»Friede«, antwortete Angi geistesabwesend. Jetzt, da sie vor dem Mann stand, wußte sie nicht, was sie sagen oder tun sollte.
Schließlich legte sie ihre Hand auf seinen Arm, der immer noch das durchscheinende Schwert hielt, und flüsterte ihm zu:
»Komm mit!«
Sofort schob sich die alte Amazone vor ihn.
»Nur für einen Augenblick!« flehte Angi. »Nur bis zum Eingang! Es mag wichtig für euch alle sein!«
Honga zuckte die Schultern, nickte der Alten zu und folgte der Zauberschülerin. Sie zog ihn mit sich in den dunklen Flur und berichtete ihm schnell, was sie gehört hatte. Dabei hatte sie Mühe, die richtigen Worte zu finden. Die Nähe des Jünglings verwirrte sie und ließ ihr Herz schneller schlagen. Ein nie gekanntes Gefühl durchströmte sie.
Hongas Gesicht aber verfinsterte sich.
»Burra«, sagte er mit einer Stimme, die ihr
Weitere Kostenlose Bücher