Schule der Leidenschaft. Ein erotischer Roman
davon auf Lager – allein der Gedanke an die Möglichkeiten ließ ihre Nackenhaare sich sträuben und ihren Atem schneller gehen.
Sie beeilte sich, duschte nur kurz und schlüpfte noch feucht in das alte Sommerkleid, das sie zu Hausarbeiten anzuziehen pflegte. Silvana war zwar ausgesprochen penibel, aber sie hatte trotzdem ein besseres Gefühl, wenn sie persönlich alle Zimmer noch einmal überprüft hatte.
Und heute würde sie ihr übliches Programm ändern müssen.
Am besten ließ sie Silvana zuerst die Zimmer richten und kümmerte sich selbst um die Kochvorbereitungen, überlegte sie. Die geplante Rinderhüfte mit der Kruste aus grünem Pfeffer erforderte nicht allzu viel Vorbereitung. Ob sie es wagen sollte, Sandra die Filetbohnen putzen zu lassen?
Silvana sah irgendwie anders aus als sonst. Verwirrt versuchte Angelina zu erkennen, woran es lag, dass die Frau ihr fremd erschien. Sie wirkte jünger, geradezu herausfordernd weiblich. Und dann plötzlich erkannte sie es: Silvana trug nicht nur Make-up, etwas, das sie bisher noch niemals an ihr gesehen hatte, sondern auch eine gestärkte Rüschenschürze über einem tief ausgeschnittenen engen Kleid. Seltsam ...
„Sie sind aber schick heute“, sagte sie anerkennend und verfolgte erstaunt, wie Silvanas Wangen sich knallrot färbten. „Hat das einen besonderen Grund?“
Die drehte sich schnell zur Spüle um, ließ das Wasser laufen und murmelte etwas, das Angelina nur teilweise verstand. Konnte Silvana tatsächlich gesagt haben, dass sie wegen Signor Pietro nicht so schlampig herumlaufen wollte? Es hatte sie doch bisher nicht gestört, dass sie alle seit langem gewöhnt waren, sie so zu sehen!
Kopfschüttelnd entschied Angelina sich, darüber kein Wort mehr zu verlieren. Vielleicht würde das Rätsel sich ja noch auflösen. Jetzt allerdings stand Wichtigeres an.
„Sind die Betten alle frisch bezogen? – Du weißt ja, dass dieses Mal alle Gäste hier übernachten werden?“, fragte sie nervös und goss sich eine Tasse Kaffee ein.
„Natürlich, Signora, ich gehe gleich hinauf zum Lüften. Frische Handtücher habe ich gerade eben verteilt. Möchten Sie, dass ich Getränke auf die Zimmer stelle?“
Angelina überlegte. Bisher hatten sie immer nur eine Wasserkaraffe und Gläser in die Zimmer gebracht. Da die altmodische Ausstattung sich nicht auf Zimmer-Kühlschränke erstreckte, gab es keine Möglichkeit, Getränke kühl zu halten.
„Auf keinen Fall!“ Fabrizio klang äußerst entschieden, als er in die Küche trat. „Wir wollen gar nicht erst damit anfangen, den Gästen Gelegenheit zu geben, sich in ihren Zimmern mit Whiskey oder anderem volllaufen zu lassen!“
„Du denkst gleich ans Schlimmste!“ Angelina lächelte ihm nachsichtig zu und entschied: „Aber ich meine auch, dass Karaffen mit Wasser reichen. Haben wir genug davon?“
Silvana wusste es nicht, und so ging Angelina selber ins Esszimmer, um im großen Büffet nachzusehen.
Dass der Vormittag im Flug vergangen war, fiel ihr erst auf, als sie ihren schmerzenden Rücken streckte und die Berge von geputzten Bohnen, geschälten Kartoffeln, fertig gewaschenem Salat und fein geschnittenen Zwiebeln und Tomaten begutachtete.
Wo war Silvana?
Das letzte Mal, dass sie sie bewusst wahrgenommen hatte, hatte sie ihr gegenübergesessen und die Tomaten geschnitten. Hier und da war sie aufgestanden, aber bald wiedergekommen.
Im Haus war es absolut still, kein Laut war zu hören außer dem lauten Zirpen der Grillen in der nahen Wiese. Fabrizio und Sandra hatten gesagt, sie wollten mit Lollo spazieren gehen, und Angelina hatte abwesend genickt.
Von Pietro keine Spur.
Plötzlich glaubte sie ein Geräusch zu hören. Es kam aus den alten Stallungen hinter der Küche. Rasch überquerte sie den unkrautbewachsenen Weg, auf dem die umgetretenen Pflanzen anzeigten, dass erst vor kurzem jemand dort entlanggegangen war. Sie ließ die schwere Schiebetür geschlossen und schlüpfte stattdessen durch das lose Brett der Wandverkleidung, das sie als Kind immer benutzt hatte, um unbemerkt hierher verschwinden zu können. Oben auf dem Heuboden hatte es nicht nur diverse Katzenkinderstuben gegeben, sondern auch Fledermäuse, die sie aus respektvoller Entfernung beobachtet hatte. Onkel Ugo hatte sie beruhigt, dass diese Tiere ganz sicher nicht an ihrem Blut interessiert wären. Er hatte ihr einmal in der Dämmerung die schwarzen Schatten gezeigt, die so blitzschnell ihre Beute jagten, dass man keine Konturen erkennen
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