Schule der Liebe
Anschein, als würde sie auch diese Auskunft sorgfältig überdenken. „Ich glaube, ich muss diese schockierende Nachricht meinem Onkel mitteilen. Er ist schließlich für Hannah verantwortlich."
„Ich bin sicher, Ihr Onkel weiß darüber Bescheid", gestand die Dame. „Alle Welt weiß Bescheid."
Morgana lächelte. „Dann muss es etwas Harmloses sein, da Mr. Sloane ja zu allen Anlässen eingeladen wird. Er hat sogar Billetts für Almack's." Sie tat, als käme ihr plötzlich eine Idee. „Ich könnte Lady Sefton oder Lady Castlereagh warnen. Ich werde ihnen sagen, dass meine Informationen von Ihnen stammen."
Lady Rawley erblasste. „Nein, nein, tun Sie das nicht. Ich möchte die Damen nicht beunruhigen. Wenn Cyprian Billetts hat, wird schon alles in Ordnung sein."
„Ja." Morgana nickte energisch. „Diese Gerüchte sind sicherlich nicht unsere Angelegenheit."
Allmählich begaben sich die Gäste für den zweiten Teil des Programms wieder auf ihre Plätze, was Morgana die willkommene Gelegenheit bot, sich von Lady Rawley zu entfernen.
Als sie sich neben Sloane niederließ, bemerkte er: „Wie ich sehe, haben Sie Lady Rawley kennengelernt."
„O ja", bestätigte Morgana. „Eine reizende Frau. Sie hatte unendlich viel über Sie zu sagen."
Sein tiefes Lachen schien in ihrem Inneren nachzuhallen wie die Basstöne der Musik. „Ich hoffe, Sie haben meine Ehre verteidigt, Miss Hart."
Sie sah ihm in die Augen. ,,Ja. Das habe ich."
Erst beim Diner nach dem Konzert fand Morgana wieder Gelegenheit, mit Sloane zu sprechen. Zu Hannahs Bestürzung war er nicht bei ihrer Familie geblieben, sondern hatte sich einer anderen Gruppe angeschlossen. Als Morgana sah, wie er ans Büfett trat, ging sie zu ihm hinüber.
„Darf ich Ihnen helfen, Miss Hart?", fragte er zuvorkommend.
„Wie freundlich von Ihnen." Sie ergriff diese Chance, um in beiläufigem Ton zu bemerken: „Ich habe eine Frage, Mr. Sloane. Es gibt etwas, das Sie für mich tun konnten, wenn Sie so freundlich sein wollen."
Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. „Und was wäre das?"
„Nichts von Bedeutung", beruhigte sie ihn. „Ich mochte mich mit Harriette Wilson in Verbindung setzen, und ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht ihre Adresse geben würden, damit ich ihr einen Brief schreiben kann."
„Harriette Wilson?", entfuhr es Sloane. Er legte eine Scheibe Roastbeef auf Morganas Teller. „Wieso zum Teufel wollen Sie mit ihr korrespondieren?"
„Oh", meinte sie leichthin, „darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Ich muss nur herausfinden, wo sie wohnt, und da Sie ja mit ihr bekannt sind, dachte ich, dass Sie mir helfen würden."
„Was führen Sie im Schilde, Miss Hart? Hat es irgendetwas mit diesem verfluchten Handschuhgeschäft zu tun?", zischte Sloane.
„Nein", erwiderte sie nicht ganz wahrheitsgemäß, während sie auf die Remoulade deutete. „Ich wünschte, Sie würden diesen Vorfall endlich vergessen."
„Genau wie die Auseinandersetzung im Park? Ich habe es nicht nötig, mich in Ihre Pläne hineinziehen zu lassen, Miss Hart! " Er wies auf eine Artischocke, und sie schüttelte den Kopf.
„In dem Fall tut es mir leid, dass ich Sie belästigt habe. Vielen Dank für das Essen.” Sie streckte die Hand nach dem Teller aus, doch er ließ ihn nicht los.
„Ich werde den Teller für Sie tragen."
Mit steifen Schritten und kühler Miene durchquerten sie das Zimmer. Als Hannah Sloane sah, bestand sie darauf, dass er sich zu ihnen setzte - selbstverständlich neben sie. Mit zerstreuter und gereizter Miene hörte er ihrem Geplauder zu.
Morgana, die wegen seiner Zurechtweisung immer noch vor Wut kochte, brachte im Gespräch mit ihrer Tante kaum ein Wort heraus. Lady Cowdlin schwärmte, wie großartig Mr. Sloane sei und wie freundlich es von ihm gewesen sei, Morgana einen Teller mit Speisen zu richten. Kurz darauf nötigte sie Sloane, nach der Veranstaltung in ihrer Kutsche mitzufahren.
Schließlich war die Feier beendet, und sie brachen auf. In der Culross Street angekommen, wünschten sie einander eine gute Nacht. Sloane half Morgana aus dem Gefährt und begleitete sie bis vor ihre Tür.
Als sie die Hand nach dem Klopfer ausstreckte, hielt er sie auf. „Nicht so hastig," Miss Hart. Ich möchte zuerst mit Ihnen sprechen."
Achtes Kapitel
Die
Weitere Kostenlose Bücher