Schule der Liebe
Cripps in der Tür. „Zwei Herren sind gekommen, Miss Hart. Mr. Cyprian Sloane und Mr. David Sloane."
Mr. Sloane? Morgana klopfte das Herz bis zum Hals. „Haben Sie sie in den Salon geführt?"
„Jawohl, Miss."
„Wir sollten ihnen Tee servieren. Würden Sie sich bitte darum kümmern, Cripps?"
Der Butler verneigte sich und verließ das Zimmer.
Morgana sagte sich, dass sie Sloane empfangen konnte, ohne dass er ihre Mädchen zu Gesicht bekam, und ging zu ihrer Großmutter, hinüber. „Großmama, mochtest du gerne mit mir unsere Gäste begrüßen?"
Lady Hart lächelte. „Das wäre ganz reizend, meine Liebe."
Morgana ließ den Führer durch die Londoner Halbwelt in die Tasche ihres Gewands gleiten und half der gebrechlichen alten Dame, von ihrem Stuhl aufzustehen. Gemächlich begaben sie sich in den Salon.
Als sie dort erschienen, wandten die beiden Herren sich ihnen zu. Unwillkürlich suchte Morgana Sloanes Blick.
„Großmutter, erinnerst du dich noch an unseren Nachbarn, Mr. Cyprian Sloane?"
„O ja", erwiderte Lady Hart freundlich. „Wie reizend, Sie zu sehen, mein Lieber."
Morgana versuchte, den wissenden Ausdruck zu ignorieren, der in Sloanes Augen lag, während er die zarte Hand der alten Dame in seine große Rechte nahm und sanft einen Kuss darauf hauchte. „Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Lady Hart."
Morgana stellte David Sloane vor, und ihre Großmutter begrüßte ihn mit denselben vagen Worten.
„Bitte nehmen Sie doch Platz, meine Herren", forderte Morgana ihre Gäste auf. „Cripps wird uns Tee bringen."
Ihr entging nicht, dass Sloanes Blick ständig auf ihr ruhte. Er fuhr fort, sie forschend anzusehen, als sie ihm Tee einschenkte und ihm seine Tasse reichte, und auch, als er und David sich fünfzehn Minuten später zum Gehen erhoben. Lady Hart wartete im Salon, derweil Morgana die Herren zur Tür begleitete.
In der Eingangshalle sprach Sloane sie an: „Bitte verzeihen Sie meine Neugier, Miss Hart, aber ich möchte gerne wissen, ob die Zimmer in Ihrem Haus auf dieselbe Weise angeordnet sind wie in meinem."
Zu ihrer Bestürzung schritt er auf die Tür eines der hinteren Räume zu, aus dem leises Klavierspiel zu vernehmen war.
„Ist das die Bibliothek?", erkundigte er sich, indem er die Hand auf den Türknauf legte.
„Ja!", rief sie. „Das heißt, es ist nur ein kleiner Raum, den mein Vater als Bibliothek zu nutzen pflegte."
Selbst durch die geschlossene Tür konnte man die Stimmen der jungen Frauen hören. Sloane zog die Augenbrauen hoch.
„Ob die Bücherregale wohl genauso angeordnet sind wie in meiner Bibliothek?" Er drehte den Türknauf.
Morgana legte ihre Hand auf die seine. „Ich glaube, dies ist kein passender Zeitpunkt. Die ... die Dienstmädchen wischen gerade Staub."
Sie hatte das Gefühl, dass er tief in ihre Seele hineinblickte und ihre Lüge durchschaute. „Ich verstehe. Sie stauben das Klavier aber sehr melodisch ab. Vielleicht werde ich Sie ein anderes Mal darum bitten, mich in Ihrem Haus herumzuführen."
„Ich werde es mit Cripps arrangieren." Morgana drehte sich so abrupt in Richtung Eingangshalle, dass ihr das Buch aus der Tasche fiel.
Sloane hob es auf und las den Titel. „Miss Hart ...", entfuhr es ihm.
Wortlos streckte sie die Hand nach dem Buch aus.
„Wollen wir nun gehen, Onkel?", rief David aus der Eingangshalle.
Sloane war gezwungen, Morgana das Buch zurückzugeben, doch auf seiner Stirn waren finstere Gewitterwolken aufgezogen. „Sofort", antwortete er seinem Neffen.
Morgana führte ihn in die Eingangshalle zurück, wo Cripps mit den Hüten der Herren wartete. David verabschiedete sich und ging hinaus, doch Sloane folgte ihm nicht sofort.
„Wir sprechen uns noch." Er warf Morgana einen bedeutungsvollen Blick zu, der sie mit Beklommenheit erfüllte.
Sie schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich dagegen. Sloane würde sie wegen dieser Angelegenheit sehr bald zur Rede stellen, das wusste sie genau.
Nach Davids Aufbruch ging Sloane in seinen Garten und schlüpfte durch das Loch in der Mauer. Da die Hintertür zu Miss Harts Haus nicht verriegelt war, trat er einfach ein. Er war bereit, sein Vermögen darauf zu verwetten, dass sie sich in der Bibliothek befand, aus der er die anderen Frauenstimmen vernommen hatte.
Sloane sprang
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