Schule der Lüfte wolkenreiter1
Akademie besitzt. Und er wird zweifellos nach uns suchen.«
Ein leises Keuchen überraschte sie. Dorsa sah sich zur Tür um. Lark reckte sich, um ebenfalls dorthin zu blicken, wo das Geräusch hergekommen war, zuckte jedoch bei dem Schmerz in ihren Rippen zusammen.
Das stumme Mädchen stand dort und starrte Lark mit weit aufgerissenen Augen an.
»He, Mädchen? Was ist denn los?«, erkundigte sich Dorsa.
Die junge Frau öffnete den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder, drehte sich um und flüchtete durch die Werkstatt ins Haus. Einen Augenblick später sahen sie sie mit ihrem Kind auf dem Arm stolpernd über das Feld laufen.
Am Abend des zweiten Tages kehrte Philippa zum Unteren Hof zurück. Hester hatte sie trotz deren heftigem Widerstand in der Akademie zurückgelassen.
»Es ist einfach zu gefährlich«, hatte Philippa ihr in Margrets Büro erklärt. »Ich weiß nicht, was passiert oder wo wir Larkyn finden werden, und möchte mich nicht um Sie beide sorgen müssen.«
»Goldie und ich kommen schon zurecht«, hatte Hester widersprochen. »Sie brauchen uns!«
»Nein, Hester«, hatte Margret sich eingeschaltet. Ihre Lider waren schwer gewesen und ihre Augen rot gerändert, als hätte sie in den vergangenen zwei Tagen nicht mehr geschlafen als Philippa und Hester. »Nein, Sie müssen Ihr Studium fortsetzen. Verhalten Sie sich, als wäre nichts geschehen. Ich weiß, dass wir Ihnen vertrauen können.«
»Die Mädchen fangen aber schon an, sich Fragen zu stellen«, hatte Hester eingewandt. »Warum Meisterin Winter weg ist und was aus Meisterin Stark geworden ist.«
»Sagen Sie einfach, dass Sie es nicht wissen«, hatte Philippa ihr geraten.
»Der neue Zuchtmeister war heute Nachmittag hier«, hatte Margret ihnen erzählt. »Er hat einen Vorwand vorgeschützt, aber ich glaube, er wollte herausfinden, ob Schwarzer Seraph vielleicht zu uns zurückgekommen ist.«
»Wilhelm war nicht bei ihm?«
»Nein. Irina auch nicht.«
»Der Fürst wird niemals Ruhe geben«, hatte Philippa bitter erklärt. »Nicht nur wegen des Risikos, dass wir ihn verraten könnten. Für ihn ist es eine Frage der Ehre.«
Hester hatte es noch einmal versucht. »Erlauben Sie mir, mit Ihnen ins Hochland fliegen!«
Es war schon spät gewesen, und Philippa war froh darüber gewesen, Margret diese Diskussion überlassen zu können. Sie war mit Soni ins Hochland geflogen und hatte den Unteren Hof noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht.
Sie verbrachte eine zweite Nacht in dem gemütlichen Schlafzimmer des alten Bauernhauses, stand auf, als die ersten Sonnenstrahlen am östlichen Himmel zu sehen waren,
trank einen Becher des starken, belebenden Tees und brach dann zu ihrem nächsten Flug auf.
Sie hatte mit Broh eine alte Karte studiert, die er zusammengerollt in einer Ecke seines riesigen Eichenschreibtischs aufbewahrte. Darauf teilten sie das Land in Abschnitte auf, die sie absuchen wollten, und versuchten abzuschätzen, wie weit Schwarzer Seraph wohl geflogen war und wo die beiden gelandet sein konnten, wo sie sich verstecken mochten. Broh würde die verschlungenen Wege Richtung Süden absuchen, wo er sich am besten auskannte. Philippa und Soni würden Richtung Norden fliegen und dem Schwarzen Fluss folgen.
Tief glitten sie über die Felder und Hecken hinweg und schwebten über dem mäandernden Flusslauf. Vögel flatterten durch die Luft, und die Bauern hielten in ihrer Arbeit inne, blickten zu ihnen hinauf und genossen den seltenen Anblick eines geflügelten Pferdes im Hochland. An einem anderen Tag hätte Philippa jeden Augenblick ihres Fluges genossen. Selbst hier oben duftete die Luft nach Frühling, und auf den Bergen im Westen schimmerten grüne Wiesen, die mit glänzenden schwarzen Felsen gespickt waren. Sie sah Dächer und Heuschober, Steinmauern und Küchengärten. Auf den Frühlingsweiden grasten Kühe, Schafe und langhaarige braune Ziegen wie die kleine Molly.
Sie machte Rast, damit Soni sich ausruhen konnte, und landete auf einem brachliegenden Feld, nachdem sie zunächst darüber hinweggeflogen war und es sorgfältig auf Löcher und andere Hindernisse hin untersucht hatte. Sie tranken beide das klare Flusswasser, und Philippa aß Käse und getrocknete Äpfel, die Peonie ihr eingepackt hatte. Sie lockerte Sonis Sattelgurt und erholte sich ein bisschen im Schatten einiger alter Baumwollsträucher, deren Zweige
weit über das Flussbett hingen. Doch schon bald machte ihre Sorge sie unruhig, und sie erhob sich wieder in die
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