Schule der Lüfte wolkenreiter1
Luft.
Schließlich fürchtete sie, dass sie Soni überanstrengen könnte, und machte sich auf den Rückweg zum Unteren Hof. Im Westen ging bereits die Sonne unter. Über den Berggipfeln türmten sich Wolkenberge, und Philippa knirschte mit den Zähnen, als ihr klar wurde, dass sich dort ein Sturm zusammenbraute. Es war viel schwieriger, im Regen nach Larkyn zu suchen, aber heute konnte sie nichts mehr ausrichten.
Broh kam zu Philippa in die Scheune, wo sie Soni mit einem Handtuch trocken rieb. Ihre Blicke trafen sich, doch eine ganze Weile sagte keiner von beiden ein Wort. Es war auch nicht nötig, eine Frage zu stellen.
Nach einer Weile legte Philippa das Handtuch weg und gab Soni einen liebevollen Klaps. »Sie wird sich sicher irgendwo verstecken«, sagte sie. »Es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie etwa …« Sie zögerte, konnte das Ungeheuerliche nicht aussprechen.
»Dass sie abgestürzt sind«, beendete Broh den Satz für sie. Er hielt respektvollen Abstand zur Stallbox, um Soni nicht nervös zu machen. »Schon. Aber vielleicht können wir sie einfach nur nicht sehen, falls sie abgestürzt sind. Hier im Hochland gibt es etliche Hügel und Wälder, die alles Mögliche vor unserem Blick verbergen könnten.«
Philippa legte die Wange an Sonis schlanken Hals. »Es tut mir so leid, Broh«, flüsterte sie. »Ich war so streng mit Larkyn. Ich wusste nicht, wie sehr Irina sie blockiert. Und ich hätte mir niemals träumen lassen, dass so etwas passieren könnte.«
»Schon gut, Philippa«, sagte er schroff. »Lassen Sie uns
etwas essen und uns ein bisschen ausruhen, dann fühlen wir uns besser. Morgen machen wir weiter.«
»Ja«, erwiderte sie, rührte sich jedoch nicht sofort. Ihre Augen brannten von ungeweinten Tränen, und sie brauchte einen Moment, um ihre Fassung wiederzuerlangen. Philippa hatte seit Jahren nicht mehr geweint, und sie hatte nicht vor, ausgerechnet jetzt damit anzufangen. In der Gegenwart von Broh Hammloh.
»Hoheit …« Jinson zögerte. »Vielleicht sollten Sie ihn einfach laufen lassen? Wir suchen einen anderen Hengst … einen aus dem normalen Zuchtprogramm …«
»Entweder ist sie tot oder sie ist es nicht«, bemerkte Irina. »Aber wenn ein geflügeltes Pferd im Hochland gesehen worden wäre, hätten Sie es längst erfahren.«
Ihre monotone Sprechweise machte Wilhelm fast rasend. Seine Nerven waren bereits zum Zerreißen gespannt. Seit zwei Tagen tobte er wie von Sinnen, obwohl Slathan ihm wie gewünscht ein Mädchen besorgt hatte. Sie hatte ihn nicht befriedigen können, hatte sogar versucht, mit ihm zu flirten und sich wie eine gewöhnliche Hure benommen. Es hatte ihn Mühe gekostet, sie zum Schreien zu bringen, und als er endlich Erleichterung empfunden hatte, hatte sie aufs Neue versucht, ihn zu verführen. Als würde er eine solche Kreatur besteigen, selbst wenn er es könnte.
Am liebsten hätte er sie getötet, doch die allgemeine Empörung wegen des letzten toten Mädchens hatte ihn davon abgehalten. Im Augenblick war es nicht klug, noch mehr Wasser auf die Mühlen des Rats der Edlen zu gießen. Sla than hatte gewagt, ihn darauf hinzuweisen, und obwohl Wilhelm einen Porzellankrug nach ihm geworfen und nur knapp seinen Kopf verfehlt hatte, wusste er, dass sein Diener
Recht hatte. Slathan war überhaupt bemerkenswert gerissen, obwohl er aus derselben niederen Schicht stammte wie die Mädchen, die er herbeischaffte.
»Sie ist nicht tot«, erwiderte Wilhelm eisig. »Slathan hat herausgefunden, wo sie ist. Und wir laufen Gefahr, dass dieses Miststück Philippa Winter sie vor uns findet.«
»Wo ist sie?«, erkundigte sich Irina.
»In einem kleinen Ort im Hochland. Ich will, dass Sie dort hinfliegen und sie holen.«
»Ins Hochland? Und was ist mit Philippa?«
»Was denken Sie wohl, dummes Weib!«, kreischte Wilhelm, biss jedoch die Zähne zusammen, um nicht vollkommen die Beherrschung zu verlieren. Es fiel ihm zunehmend schwerer, seine Stimme tief klingen zu lassen. Es störte ihn ebenfalls, dass seine wuchernde Brust so fest gegen die Weste drückte, doch er hoffte, dass dadurch wenigstens der nächste Versuch, ein Fohlen an sich zu binden, von Erfolg gekrönt sein würde. Wütend verschränkte er die Arme und starrte Irina an. »Sie hätten das Hochland nicht verlassen sollen, bis Sie herausgefunden hätten, wo die beiden sich versteckt halten.«
»Durchlaucht«, begann sie. »Es hatte keinen Sinn, dort mit Philippa …«
»Sie haben wohl Angst vor ihr.«
»Nein. Aber
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