Schule der Lüfte wolkenreiter1
Das schien keine Rolle mehr zu spielen. In der aufkommenden Dunkelheit konnte sie schwerlich nach Larkyn und Schwarzer Seraph suchen. Sie könnte höchstens nach Fleckham fliegen oder vielleicht sogar zum Palast, aber das spielte auch keine Rolle mehr.
Nikh berichtete ihnen, dass es in Willakhiep ein Wirtshaus gab, wo sich die Kutschpferde erholen und die Diener der Beehts Zimmer und etwas zu essen bekommen konnten. Hester versicherte Philippa, dass Baronin Beeht so etwas vorausgesehen und ihre Bediensteten mit entsprechenden Mitteln ausgestattet hatte. Hester selbst bezog das Zimmer neben dem von Philippa. »Das gehört Lark«, sagte sie, als sie durch die Tür hineinspähte. »Es sind noch ein paar von ihren Sachen da.«
»Ja«, bestätigte Broh Hammloh fast schroff. »Hier auf dem Unteren Hof wird es immer ein Zimmer für Lark geben.«
»Natürlich«, erwiderte Hester herzlich. Sie lächelte ihn an und überraschte Philippa wieder einmal mit ihrer Reife. Sie war ihrer so geschätzten Mutter bereits sehr ähnlich. »Schwarz … ich meine, Lark hat uns alles von Ihnen und ihrem Zuhause erzählt, Meister Hammloh.«
Er quittierte ihre Worte mit einem kurzen Senken des Kopfes. Es war eine Geste von so schlichter Vornehmheit, dass Philippa sich gerade noch davon abhalten konnte, zu seufzen und sich die Hand aufs Herz zu legen. »Peonie hat das Abendessen vorbereitet«, erklärte er dann. »Wir sollten essen und können dann morgen früh weitersuchen.«
Philippa hatte das Gefühl, selbst ihre letzten Kraftreserven verbraucht zu haben, und bezweifelte, dass sie auch nur einen Bissen herunterbekam. Hester dagegen schien sich durch ihr ausgiebiges Nickerchen in der Kutsche erholt zu haben. »Gut«, antwortete sie erfreut. »Ich sterbe nämlich fast vor Hunger!«
Broh Hammloh nickte. »Das geht Lark auch immer so, wenn sie nach Hause kommt.« Er drehte sich um und ging die Treppe hinunter in die Küche.
Die Dunkelheit hatte sich über das Bauernhaus gesenkt, als sie sich in der Küche auf den bunt zusammengewürfelten, aber bequemen Stühlen niederließen. Zum Abendessen hatten sich alle Brüder eingefunden, der schweigsame Edmar, der hübsche Nikh und der nachdenkliche Broh. Peonie servierte eine Suppe mit Hasenfleisch, Karotten, Kartoffeln und Blutrüben und stellte einen frischen braunen Brotlaib mit einem Teller süßer Butter auf den Tisch. Die Gesichter der Speisenden waren ernst, aber das konnte ihren Appetit nicht schmälern. Selbst Philippa fand, dass dieses einfache Essen genau das Richtige für ihren müden Körper war. Wie die anderen leerte sie ihre Suppenschüssel bis zur Neige und tunkte den letzten Rest Brühe mit einer dicken Scheibe Brot auf. Als sie fertig war, legte sich eine schwere, köstliche Müdigkeit über sie, und sie war erleichtert, als Broh vorschlug, früh ins Bett zu gehen, damit sie am Morgen zeitig aufbrechen konnten.
Sie ging mit Hester die Treppe hoch. Philippa wollte gerade in ihrem Zimmer verschwinden, als Hester leise sagte: »Ich hoffe, es geht ihr gut.« Sie stand auf der Türschwelle und blickte in Larkyns Zimmer. »Es kommt mir irgendwie nicht richtig vor, dass ich in ihrem weichen Bett schlafe, während sie sonst wo sein kann.«
»Das verstehe ich«, erwiderte Philippa. »Aber sie würde bestimmt wollen, dass Sie es bequem haben. Broh wird gleich morgen früh nach ihr suchen, und Sie und ich werden morgen Abend mit unseren Pferden hierher zurückkommen und bei der Suche helfen.«
»Ich muss dauernd daran denken … wenn sie nun heruntergefallen ist oder Seraph bei der Landung gestürzt ist …«
»Denken Sie heute Nacht nicht mehr daran, Hester. Es hilft nichts. Wir müssen das Beste hoffen.« Philippa gab sich Mühe, zuversichtlich zu klingen, aber ihrer Stimme war die eigene Sorge deutlich anzumerken.
Hester nickte. Philippa sah, dass das Mädchen sie verstanden hatte. »Dann gute Nacht«, wünschte Hester.
»Gute Nacht. Schlafen Sie gut.«
Hester schloss die Tür, und Philippa drehte sich zu ihrem Zimmer um. Da fiel ihr Blick auf Broh Hammloh, der mit versteinerter Miene auf dem Treppenabsatz stand.
»Was wird der Fürst tun, wenn er sie vor uns findet, Meisterin Winter?«
»Er hat es auf Larkyns Pferd abgesehen«, erklärte Philippa erschöpft. »Ihre Schwester steht ihm einfach nur im Weg.«
»Das verstehe ich nicht … ein geflügeltes Pferd, das an eine Reiterin gebunden ist, ist ohne sie doch nichts wert.«
»Wilhelm will ihn nicht, damit er
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