Schule der Lüfte wolkenreiter1
Pattsituation, jedenfalls solange Prinzessin Pamella nicht vor den Rat treten und ihn öffentlich anklagen kann und solange wir beweisen müssen, dass er die geflügelten Pferde eigenmächtig und gegen die Regeln gekreuzt hat.«
»Aber wir haben doch Beweise!«, platzte Lark heraus. »Ich selbst habe ihn gehört und gesehen!«
Hester streckte ihren langen Arm aus und legte ihre Hand auf Larks. »Das wissen wir, Lark. Aber der Rat wird keine Bürgerin anhören.«
»Sie meinen, jemanden aus dem Hochland«, korrigierte Broh mit einem bitteren Unterton in der Stimme.
»Nein, Meister Hammloh«, erklärte Baronin Beeht scharf. »Hester hat gesagt, was sie meint. Der Rat akzeptiert nur Zeugen aus den eigenen Reihen.«
»Aber was sollen wir dann tun?«, schrie Lark. Sie dachte an Tup, an Wilhelms Gerte, die auf seine seidenen Flügel knallte, an das Gefühl dieser Gerte auf ihrem eigenen Körper.
Meisterin Winter stellte mit einem vernehmlichen Knall ihren Teebecher auf den Tisch. »Wir machen weiter, Larkyn, als wenn Sie keinen Unfall gehabt hätten. Nach Estian kehren Sie an die Akademie zurück. Bis dahin erzählen wir allen, dass Sie erst gesund werden müssen und Ihr Fohlen natürlich bei Ihnen bleibt.«
»Und Seine Durchlaucht«, setzte Baronin Beeht mit ironischem Unterton hinzu, »wird sich von Prinzessin Pamella tunlichst fernhalten. Man könnte ihm fast wünschen, dass er nachts wach liegt und sich fragt, wann sie wohl gegen ihn aussagen wird.«
Unfreiwillig blickte Lark zur Feuerstelle, an der Pamella saß und schützend die Arme um ihren Sohn geschlungen hatte.
Pamella legte die Wange auf Brandohns helle Haare und schloss die Augen.
Lark fragte: »Wird Pamella, ich meine, wird Prinzessin Pamella dann nach Oscham zurückkehren?«
Bei diesen Worten hob Pamella den Kopf, schüttelte ihn energisch und warf Larkyn und Meisterin Winter einen flehentlichen Blick zu.
»Nein, ich glaube nicht, Larkyn«, meinte Meisterin Winter. »Ihr Bruder hat Ihrem Vorschlag zugestimmt, dass sie einstweilen hier auf dem Unteren Hof bleiben kann.«
Lark beobachtete, wie Pamella erleichtert die Augen
schloss. »Aber … Aber … wenn ihre Mutter … wird ihre Familie sie nicht zurückhaben wollen?«, fragte Lark.
»Kommen Sie, Larkyn. Sie sind alt genug, um das zu verstehen. Sie lebt in Schande, und ihre Familie schämt sich.«
»Ihr Sohn hat keinen Namen«, stellte Hester unverblümt fest. »Er würde in der Weißen Stadt und im Palast gemieden werden.«
»Oh.« Lark biss sich auf die Lippe und versuchte, das zu verarbeiten.
»Ich werde Fürstin Sophia einen Besuch abstatten. Ich bezweifle allerdings, dass sie etwas gegen die Entscheidung ihrer Tochter einzuwenden hat«, erklärte Baronin Beeht ruhig. Sie spitzte die Lippen und warf einen Seitenblick auf ihre Tochter, die zustimmend nickte. »Ja. Sie wird es kaum wagen, den Namen Fleckham mit einem weiteren Skandal zu belasten.«
Lark war wieder überrascht über ein so kühles Urteil, aber Hester war offenbar zufrieden und machte sich jetzt über die Kekse her. Baronin Beeht knabberte ebenfalls anmutig an einem, woraufhin Peonie vor Stolz errötete. Meisterin Winter wandte sich an Lark.
»Sie machen sich Sorgen um Schwarzer Seraph.«
»Ja«, gab Lark zu. »Wenn Fürst Wilhelm ihn wiederhaben will … wird er dann nicht erneut versuchen, ihn zu entführen?«
»Wir passen gut auf, Larkyn«, erwiderte Meisterin Winter. Sie presste die Lippen zusammen und wechselte einen Blick mit Broh. »Sie müssen sich darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden, damit Sie in Ihre Klasse zurückkehren können. Und wir werden aufpassen.«
Kapitel 42
O ffenbar genossen alle den warmen Sonnenschein und das Vogelgezwitscher der Estian-Ferien, nur Philippa nicht. Der Tod von Irina ließ ihr keine Ruhe. In ihren Alpträumen sah sie immer wieder, wie Irina abstürzte, sah die ausgebreiteten Arme, den lautlosen Aufprall und die zerschmetterte Leiche. Auch tagsüber trübte diese Erinnerung die strahlenden Sommertage, und sie ging ihren Aufgaben nur mit schwerem Herzen nach. Fürst Wilhelm ließ nichts von sich hören, und Margret, Baronin Beeht und Philippa kamen zu dem Schluss, dass er zu sehr fürchtete, entlarvt zu werden, als dass er seine Drohung wahrmachte und Phi lippa vor dem Rat anklagte. Baronin Beeht hatte ihnen versichert, dass ihr Mann in dieser Angelegenheit auf ihrer Seite stand. Sollte also tatsächlich eine Ratssitzung einberufen werden, hätte sie mindestens einen
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