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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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durch das Tor trat, verzog sie leicht den Mund und setzte hinzu: »So derb sie auch sein mag, das Kräuterweib hat Sie gut versorgt.«
    Lark schenkte der Bemerkung über Dorsa keine weitere Beachtung. Sie waren seit zwei Tagen auf dem Unteren Hof, trafen Vorkehrungen für die Überführung der Leiche Irina Starks zu ihrer Familie und gewöhnten Pamella und den kleinen Brandohn an die Hammlohs. Die Augen von Meisterin Winter hatten die ganze Zeit über nicht einmal gestrahlt. Lark wusste, dass sie um den Verlust der Pferdemeisterin trauerte, selbst wenn Irina Stark mehr als schwierig gewesen war. Starke Lady zeigte bereits erste Anzeichen von Verzweiflung über den Verlust ihrer Reiterin, was, wie Lark ebenfalls wusste, Meisterin Winter zusätzlich belastete.
    Jetzt betrachtete Philippa Pamella mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck, so als traue sie ihren eigenen
Augen nicht. Pamella hatte zwar immer noch kein Wort gesprochen, aber sie hatte bereits Arbeit auf dem Hof gefunden, half Peonie in der Küche, schleppte Wäsche nach draußen, um sie auf die Leine zu hängen, erntete sogar Salat und suchte im Küchengarten nach frühen Tomaten. Meisterin Winters Erstaunen darüber konnte sich Lark nur damit erklären, dass die Pferdemeisterin noch nicht gesehen hatte, wie eine Fürstentochter einfache Bauernarbeit verrichtete. Brandohn folgte seiner Mutter und hielt ein Holzspielzeug umklammert, das Edmar für ihn geschnitzt hatte. Edmar war beinahe so schweigsam wie Pamella, doch Brandohn lehnte sich gegen sein Knie, wenn er schnitzte, und brabbelte und lachte vor sich hin. Edmar nickte dem kleinen Jungen zu, als könne er alles, was der von sich gab, klar und deutlich verstehen.
    Lark kam diese Situation vollkommen natürlich vor. Alle Menschen, mit denen sie zu tun hatte, arbeiteten von früh bis spät, selbst an der Akademie. Sie nahm an, dass Hester wahrscheinlich ein anderes Leben hätte führen können, wenn sie es gewollt hätte. Vielleicht fragte sie ihre Freundin heute Nachmittag danach, wenn Hester mit ihrer Mamá kam, um den Leichnam von Irina Stark mit der Kutsche abzuholen.
    »Meisterin Winter«, sagte sie, humpelte neben ihrer Lehrerin her und versuchte nicht zu zeigen, wie viel Schmerzen ihr das bereitete. »Ich möchte in meiner Klasse bleiben. Bei Hester und Anabel.«
    Philippa wollte etwas darauf sagen, wurde jedoch von Hufgeklapper auf dem Weg abgelenkt. Lark folgte ihrem Blick. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie trat automatisch einen Schritt zurück auf die Scheune zu, als wolle sie sich zwischen Tup und ihren Feind stellen.

    In zügigem Trab und mit wehendem schwarzem Mantel ritt Fürst Wilhelm auf den Hof. Sein brauner Wallach schäumte und schnaubte und zitterte, als Wilhelm abstieg und die Zügel über einen Pfahl warf. Mit beiden Händen zog er seine Weste straff und strich den Mantel glatt.
    Philippa Winter stand steif und aufrecht neben Lark. »Wilhelm«, sagte sie mit eisiger Stimme. »Ich wünschte wirklich, Sie würden Ihr Pferd nicht derart misshandeln.«
    »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten, Philippa«, zischte er. »Wo ist Irina?«
    Lark sah Meisterin Winter verstohlen an und fragte sich, was sie wohl antworten würde.
    Eine unmerkliche Regung zuckte über Philippa Winters Gesicht, und ihre Augen glühten auf. Sie hob den Arm, deutete auf die schiefe Kellertür unter dem Bauernhaus und sprach mit schneidender Stimme. »Irina ist dort. Im Kühlkeller. Sie wartet auf ihre Beerdigung.«
    Wilhelms Lider flatterten kurz, und seine Gesichtszüge erstarrten. Philippa und Wilhelm blickten sich mit zusammengekniffenen Augen an, ohne sich zu rühren. Ja, sie schienen nicht einmal zu atmen.
    »Was ist geschehen?«, erkundigte sich Wilhelm schließlich steif.
    »Sie hat mich angegriffen«, erklärte Philippa. Lark mein te, das kalte Feuer ihrer Wut auf der eigenen Haut fühlen zu können, und wunderte sich, dass Fürst Wilhelm nicht unwillkürlich davor zurückwich. »Dafür mache ich Sie verantwortlich, Wilhelm.«
    »Sie haben Sie also umgebracht«, antwortete er.
    In der Stille war deutlich zu hören, wie Philippa tief Luft holte. »Ich habe mich verteidigt.«
    Er beugte sich vor, und seine Augen unter den halbgeschlossenen
Lidern blitzten drohend. »Wir werden sehen, was der Rat dazu sagt.«
    »Der Rat?« Philippa trat einen Schritt nach vorn, und jetzt wich der Fürst doch vor ihr zurück. »Der Rat, Wilhelm? Ich glaube kaum, dass Sie diesen Vorfall vor den Rat bringen werden.

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