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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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Grazien über dem Hof kreisten. Sie hatten die Beine angezogen, die Flügel waren stabil, und die Mädchen saßen aufrecht. Eine nach der anderen flog vorüber, und das Licht der Fackeln ließ ihre Gesichter verschwimmen. Als die Klasse sich über dem Akademiegelände aufgereiht hatte, wirbelte Kathryn Tänzer ihre Gerte, und sie führten die Halbe Wende aus, die sich wie eine Blüte öffnete.
    Philippa hielt unwillkürlich die Luft an. Sie spähte angestrengt durch den Lichtschleier und spürte, wie Wilhelm unter ihr dasselbe tat. Sie wünschte Larkyn und Schwarzer Seraph die dringend benötigte Perfektion und wusste, dass Wilhelm genau das Gegenteil wollte, dass er nach dem kleinsten Anzeichen von Schwäche suchte, nach Unsicherheiten, nach irgendetwas, das er gegen Lark und die Akademie verwenden konnte.
    Aber eine solche Schwäche war nicht zu erkennen, bei keiner Reiterin. Jede von ihnen vollzog eine Halbe Wende und folgte ihrer Lehrerin, jede flog ein beinahe perfektes Muster in Quadraten. Schwarzer Seraph wirkte auf Philippa genauso sicher und stabil wie Hesters Goldener Morgen. Und auch an seiner Reiterin konnte sie keinen Makel entdecken. Im Schein der Fackel schien sich Larkyn ebenso aufrecht zu halten wie die anderen Fliegerinnen, saß tief im Sattel, hatte die Hacken nach unten gerichtet und hielt den Kopf voller Stolz hocherhoben.
    Die zweite Grazie war eine Schleife, jede Reiterin flog mit einer genauen Anzahl von Flügelschlägen nach außen, wendete und flog an den anderen vorbei. Für Philippa war
die Schleife, die Schwarzer Seraph flog, die eleganteste von allen. Seine schlanken Flügel bewegten sich mühelos, sein kleiner Körper hielt einen perfekten Winkel, und seine Reiterin legte sich genau mit dem richtigen Gewicht in die Kurve. Wie konnte das sein? Es war, als hätten die beiden über Nacht die Lösung gefunden, die ihnen bislang gefehlt hatte, als hätten sie die richtige Verteilung von Stärke und Haltung und Geschwindigkeit endlich herausbekommen.
    Man könnte glatt abergläubisch werden, dachte Philippa ironisch.
    Kathryn ließ noch kurz einige Bogen vorführen, wie sie für die erste Klasse angemessen waren, und kam dann zu der letzten der Grazien.
    Der Ellipse.
    Die Fliegerinnen ließen sich tief nach unten sinken, bevor sie in einem weiten Bogen wieder nach oben stiegen. Kathryn flog vorweg, Hester und Goldener Morgen waren dicht hinter ihr, dann folgten die anderen. Als Goldie ihre Flügel ruhig ausbreitete und über die Köpfe der Zuschauer hinwegsegelte, brandete bei dem beeindruckenden Anblick der Palomino-Kämpferin, deren Hufe im Fackellicht und im Schein des aufgehenden Mondes schwarz glänzten, Applaus auf. Die anderen Fliegerinnen taten es ihr gleich, ließen sich nach unten fallen, als wollten sie auf dem Kopfsteinpflaster landen, und flogen dann in einer steilen Parabel nach oben. Der Applaus verstärkte sich. Philippa hatte noch nie eine so gute Vorstellung einer ersten Klasse gesehen. Vor Freude schlang sie die Arme um sich.
    Das letzte Paar, das diese Grazie darbieten musste, waren Larkyn und Schwarzer Seraph. Seraph war klein, selbst für einen Boten, doch er besaß Feingefühl. Sein Schweif wölbte sich, und seine Mähne flatterte über den Händen
seiner Reiterin. Seine kleinen, fein geschnittenen Ohren hatte er erwartungsvoll nach vorn gerichtet. Er machte den Hals lang und zeigte seine kräftigen Brustmuskeln. Und erst Larkyn!
    Larkyn saß auf Schwarzer Seraph, als sei sie auf ihm groß geworden; ihre Hacken schmiegten sich fest an seine Rippen, ihr schlanker Körper bewegte sich kaum, während Seraph nach unten glitt. Sie erreichten den untersten Punkt der Figur und glitten im Fackellicht wie schwerelos dahin. Philippa hörte, wie die Zuschauer den Atem anhielten, dann schlug Seraph mit den Flügeln, einmal, zweimal, dreimal, die Membrane riffelte sich wie Seide. Er erhob sich so mühelos in den dämmrigen Himmel, als koste ihn der Aufstieg überhaupt keine Mühe. Nach wenigen Herzschlägen erreichten die beiden wieder ihre Klasse, Seraph legte sich auf die Seite und bildete mit den anderen eine perfekte Einheit.
    Mittlerweile stand der Mond voll am Himmel und tauchte die Landekoppel in silbriges Licht. Die Klasse kreiste darüber, und eine Reiterin nach der anderen begann mit dem Landeanflug. Eine kam flinker auf die Erde als die vorherige, bis alle elegant auf die Ställe zutrabten.
    Es war geschafft. Und die Vorstellung war beinahe perfekt gewesen. Es würde

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